Der DVFA – Berufsverband der Investment Professionals hat im vergangenen Jahr ein Positionspapier mit ethischen Handlungsmaximen für Mitglieder der Finanzbranche veröffentlicht. Geschäftsführer und Generalsekretär Ralf Frank über Entwicklung, Ziele und Adressaten des Papiers.
Cash.Online: Welche Idee und welche Ziele stehen hinter dem Positionspapier des Ethikpanels?
Frank: Der DVFA geht es darum, Wege aufzuzeigen, verloren gegangenes Vertrauen in die Akteure an den Finanzmärkten zurück zu gewinnen. Wir sind davon überzeugt, dass die Zukunft der Finanzbranche nicht allein von ökonomischen und politischen Ressourcen abhängt, sondern auch von kulturellen und moralischen.
Insofern zählt es zu den Kernaufgaben des Verbandes der Investmentprofessionals in Deutschland, sich eingehend mit der Frage auseinanderzusetzen: Wie müsste ein Berufsethos in unserer Branche beschaffen sein und was kann es leisten?
Zu diesem Zweck hat die DVFA ein Panel unter Leitung des Münchner Philosophen Julia Nida-Rümelin eingerichtet, dem renommierte Fachleute aus Ethik, Risikoforschung, Ökonomie und Finanzwirtschaft angehören. Diese haben ein Papier erarbeitet, in dem Handlungsmaximen für die Finanzwirtschaft formuliert sind.
Die Finanzbranche hat doch schon ohnehin mit zunehmender Regulierung zu kämpfen. Warum nun auch noch ethische Vorgaben?
Wir verstehen unsere Arbeit als Komplementär zu den regulatorischen und gesetzlichen Vorgaben. Die hohe Dichte der Regulierung hat dazu geführt, dass in den Instituten die Compliance-Abteilungen entscheiden, welches Verhalten als regelkonform angesehen werden kann, und welches nicht.
Compliance führt aber zu Entmündigung, wenn Individuen sich nicht mehr die Frage stellen, was denn sinnvoll und richtig ist. Deshalb ist Ethik, die auf die Integrität des Einzelnen abstellt, das entscheidende Gegengewicht zu Compliance.
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Wir fordern, dass Investment Professionals sich auch dann an Regeln halten und ein gut begründetes Verhalten an den Tag legen, wenn keine Aufsicht mit Intervention droht, und auch dann, wenn die Compliance-Abteilungen keine Vorbehalte haben. Damit reflektieren wir auf legitimes Verhalten, das viel weiter geht, als nur legales Verhalten.
Ethische Handlungsmaximen wirken entlastend, weil sie grundsätzliche Orientierung bieten. Sie entlasten von der ständigen Einzelfallprüfung und Einzelabwägung. Insofern kann man nicht sagen, die ethischen Forderungen kämen dazu. Das Gegenteil ist der Fall, in manchen Fällen werden detailreiche regulatorische Forderungen unnötig.
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