Charles Neus, Leiter Versicherungen bei der Vermögensgesellschaft Schroders, glaubt nicht, dass eine Absenkung des Rechnungszinses den dynamischen Drei-Topf-Hybriden schadet. Zudem sagt er, warum Multi-Asset-Portfolios Garantien in der Altersvorsorge ersetzen könnten und wo den Versicherern der Schuh drückt.
Cash.: Frank Jost, Leben-Vorstand der Basler Versicherungen in Deutschland, sagt, dass der dynamische Drei-Topf-Hybrid der Basler vor dem Hintergrund der zu erwartenden Rechnungszinsabsenkung zum 1. Januar 2015 ausgedient habe. Könnte Ihnen die Fokussierung auf Versicherer mit dynamischen Drei-Topf-Hybriden womöglich noch Nachteile bereiten?
Neus: Zunächst einmal wird über eine mögliche Senkung des Garantiezinses nur gesprochen. Ob sie kommt, ist noch nicht bestätigt. Entsprechend sind auch die Versicherer geteilter Meinung bei diesem für die Branche wichtigem Thema.
Wir stellen zum jetzigen Zeitpunkt keine eindeutige Richtungsänderung im Bereich der Drei-Topf-Hybridmodelle fest. Sollte eine Absenkung des Garantiezinses wirklich kommen, müssten natürlich auch die Berechnungen für die Drei-Topf-Hybride angepasst werden. Wir stehen aber seit jeher im engen Dialog mit unseren Versicherungskunden und sehen uns deshalb auch für die Zukunft gut positioniert.
Befürworter von Multi-Asset-Portfolios betonen, dass aktives Management und laufende Überwachung Garantien entbehrlich machen würden. Unterstützen Sie diese These?
Wir unterstützen diese These in der Tat. Wenn Multi-Asset-Portfolios beispielsweise nicht einfach nur nach Anlageklassen aufgeteilt sind, sondern mit einer adäquaten Risikoallokation einen Schritt weitergehen, sind Anleger vor Marktturbulenzen bereits bestens geschützt. Moderne Volatilitätsbegrenzer, wie wir sie als aktiver Manager beispielsweise einsetzen, minimieren Verluste zusätzlich und bieten weiteren Schutz.
Bei den Drei-Top-Hybridmodellen wird allerdings eine Patronatserklärung gewünscht – ein Wunsch, dem wir zusätzlich zu den oben genannten Absicherungsmechanismen mit unserem Schroder SSF Multi-Asset 80 natürlich gerne entsprechen. Wenn Sie so wollen, ein Produkt mit Netz und doppeltem Boden.
Welche Herausforderungen beschäftigen die Versicherungsmanager mit denen Sie sprechen derzeit besonders und wie können Sie zur Lösung beitragen?
Wir beobachten zur Zeit vor allem zwei Themen, die auf der Agenda der Versicherer weit oben stehen. Das sind zum einen passende Produktlösungen für die Verrentungsphase beziehungsweise zur Steigerung der Wiederanlagequote.
Zum anderen gewinnt das Thema „Generation 55 plus“ an Brisanz. Die sogenannten Baby-Boomer verfügen häufig über Sparbucheinlagen, die gewinnbringender eingesetzt werden wollen. Gleichzeitig sind sie in rund zehn Jahren auf der Suche nach regelmäßigem Einkommen.
Das sind zwei Beispiele, die wir aktuell intensiver mit unseren Kunden diskutieren. Wir glauben, dass Multi-Asset-Produkte und Investments mit Volatilitätsschutz für beide Themen künftig eine wichtige Rolle spielen können.
Interview: Lorenz Klein
Foto: Schroders