Staatlicher Zugriff bei gesamtwirtschaftlicher Schieflage?
Beim Standardprodukt handele es sich um ein Produkt, das staatlichem Einfluss unterliegen könne. Was bedeute, dass ein Zugriff auf die angesammelten Mittel nicht völlig auszuschließen sei. Der so entstandene Staatsfonds könnte in einer gesamtwirtschaftlichen Schieflage angezapft werden.
Seine Anlagestrategie könnte außerdem auf Kosten der Anleger beeinflusst werden, indem renditeschwache Investitionen bevorzugt werden, die zur Erreichung kurzfristiger politischer Ziele nötig sind.
Der Vergleich mit Skandinavien hinkt
In der Argumentation für ein solches deutsches Standardprodukt findet sich häufig ein Verweis auf skandinavische Länder. Diese Beispiele sind allein sachlich nicht mit dem Vorschlag der CDA zu vergleichen.
In Schweden ist die staatliche Lösung in der ersten Vorsorgesäule angesiedelt. In Norwegen handelt es sich um einen echten Staatsfonds, der aus den Einnahmen des Landes durch die Ölförderung gespeist wird und für Zukunftsaufgaben eingerichtet wurde.
Norwegen investiere also staatliche Gelder in den Fonds. In Deutschland würden es dem CDA-Vorschlag nach private Einkommen von Arbeitnehmern sein, auf die obendrein noch Sozialversicherungsbeiträge entrichtet werden müssten.
Mehr Bürokratie
Hinzu käme, dass die Ansiedlung des staatlichen Standardproduktes und der Opting-out-Lösung den Unternehmen neue Aufgaben und Pflichten aufbürden würde. Das Standardprodukt wird auch deshalb kostengünstiger sein können, glaubt Morgenstern, weil im Endeffekt die Arbeitgeber Verwaltungsaufgaben für diese Altersvorsorge mit übernehmen müssten.
Es werde Aufklärungsbedarf, Fragen und Änderungen geben, die von den Arbeitgebern zu übernehmen seien. Zudem bestehe die Gefahr, dass vorhandene Versorgungswerke durch das Standardprodukt kannibalisiert werden.
Wenn Arbeitnehmer in diese Vorsorge verpflichtend einzahlen müssen, stellen sie mit großer Wahrscheinlichkeit die freiwillige Entgeltumwandlung ganz oder zum Teil zur Disposition. (dr)
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