Für eine lebenswerte Zukunft: Ein Plädoyer für die Nachhaltigkeitsabfrage

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RWS-Vorstand Jörg Christian Hickmann

Die Klimakrise ist nichts abstraktes mehr in der Zukunft. Sie ist bei uns angekommen. Jetzt ist die Zeit zum Handeln und  für Lösungen. Die Frage ist: Welches ist der größte Trigger mit Sofortwirkung? Finanzströme ändern! Gastbeitrag von Jörg Christian Hickmann, RWS

Was kann einer allein schon erreichen? Das fragen Sie sich, das frage ich mich. Dinge, die Menschen geschaffen haben, können Menschen auch ändern. Aber wer, bitte, hat die Macht dazu, Weltprobleme zu lösen?
 
Manchmal ist es eben so. Es gibt ein Zeitfenster, welches sich irgendwann schließt – und dann ist es zu spät. „Window of opportunity“, sagt man auf Englisch – Fenster der Möglichkeiten übersetzt. Beispiele für solche Fenster gibt es zahlreich. Der Gärtner säht in einem bestimmten Zeitfenster, damit die Pflanzen wachsen und Früchte tragen. Marktlücken haben oft ein Zeitfenster, in dem sie von Unternehmen genutzt werden können, bevor andere ihnen zuvorkommen. Oder ein schönes Beispiel aus der Partnerschaft. Wenn ich etwas in meiner Beziehung verbockt habe, dann ist das Fenster der Möglichkeiten für eine Entschuldigung nur kurze Zeit offen. Danach wird es herausfordernd…

Ein anderes Window of opportunity betrifft die Klimakrise. Der Weltklimarat der Vereinten Nationen hat in seinem Bericht zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen nochmal deutlich unterstrichen, dass die Zeit drängt. Die Veränderungen, die der Mensch im Klimasystem verursacht, sind bereits jetzt beispiellos. Die Oberflächentemperatur, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre und der Meeresspiegel steigen immer schneller an. Bereits jetzt ist die Temperatur auf der Erde durchschnittlich 1,1 Grad Celcius höher als zwischen 1850 und 1900. Das hat weitreichende Folgen.

Eins ist klar: Nur unser heutiges Handeln hat Auswirkungen auf die Zukunft. Nur was wir heute tun, macht den Unterschied. Aber warum ist der Anfang immer so schwer?

Um den mutigen Schritt der Transformation – also den Weg in etwas ganz Neues – gehen zu können, gilt es die Menschen auf diesem Weg mitzunehmen. Für etwas Neues findet sich dann eine große Gefolgschaft, wenn ein gewisser Druck zum Handeln gegeben ist. Und diesen Druck sollten möglichst viele aus der Bevölkerung vernehmen. Bereits im Frühjahr 2020, beim ersten Corona-Lockdown, war ein solcher Moment und das Fenster der Möglichkeiten stand offen. Weltweit waren die Menschen von der Pandemie betroffen. Es fehlte damals der Startschuss der Regierungen, einen neuen Weg zugunsten eines lebenswerten Planeten einzuschlagen.

Giant Leap – der große Sprung

Vor 50 Jahren, 1972, veröffentlichte der Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“. Dort waren einige Szenarien darstellt, wie wir in Zukunft leben werden. Eines dieser Szenarien hieß „BAU“: „Business As Usual“ – weitermachen wie bisher. Das Ergebnis beschreibt ziemlich genau unsere heutige Situation: Hitzewellen, Überschwemmungen, Versauerung der Ozeane, Abschmelzen des Meereises … Im Jahr 2012, und 2014 nochmals bestätigt, vergleicht der australische Physiker Graham Turner Daten aus der realen Welt im Zeitraum von 1970 bis 2000 mit dem in „Die Grenzen des Wachstums“ entwickelten Szenario Business as Unsual. Im Rückblick waren die Grenzen des Wachstums eines der exaktesten globalen Bewertungsmodelle.

Vor wenigen Tagen, 50 Jahre später, erschien hier in Deutschland das neue Buch vom Club of Rome „Earth for all“ („Eine Erde für Alle“). Auch in diesem Buch sind zwei Szenarien beschrieben:
Das erste Szenario: Too little, too late (Wir tun zu wenig und zu spät – machen also weiter wie bisher). Das zweite Szenario: Giant Leap – der große Sprung. Ich möchte hier nicht den Inhalt des Buches wiedergeben, aber lebenswert ist nur das zweite Szenario: Giant Leap. Wir benötigen ein offenes Fenster der Möglichkeiten für einen solchen großen Sprung. Wie bereits ausgeführt steht das Fenster nur dann offen, wenn man selbst Einschränkungen erfährt und betroffen ist, da dann erst der Weg zur Veränderung frei ist.

Die Klimakrise ist nichts abstraktes mehr in der Zukunft. Sie ist bei uns angekommen. Sie betrifft uns. Wir sind betroffen von
 
1.     der weltweiten Corona-Krise, die weiter fortwirkt.
2.     Nun erleben wir durch den Angriffskrieg Russlands, dass wir unsere Wärme- und Energieversorgung völlig neu regeln müssen. Alle in der Welt, insbesondere in Europa, sind von den steigenden Energiekosten betroffen.
3.     Parallel steigt die Inflation weltweit und neben den Energiepreisen steigen unsere Lebenshaltungskosten in einem Ausmaß, welches meine Generation so noch nicht wahrgenommen hat.
4.     Waldbrände in Australien, Kalifornien, Spanien, im Harz und der sächsischen Schweiz
5.     Der Rhein mit nur noch 30 cm Tiefe!
6.     Gardasee mit wenig Wasser
7.     Hannover hatte den wärmster August seit den Aufzeichnungen. Es stellte sich die Frage: „Kann ich 30 Grad Wäsche bei 40 Grad aufhängen?“.

All dies hat das „Window of opportunity“ weit geöffnet. Jetzt ist die Zeit zum Handeln und  für Lösungen. Die Frage ist: Welches ist der größte Trigger mit Sofortwirkung? Finanzströme ändern!
Wir als Berater haben Verantwortung! Wir sitzen beim Kunden bzw. Investor. Wir sind am Schalthebel der Investitionen. Uns wird vertraut.

Viel wird über Kipppunkte im Rahmen der Klimadiskussion gesprochen. Vergessen werden jedoch oft auch die sozialen Kipppunkte der Klimadiskussion. Soziale Kipppunkte sind:

  • Bewusstsein und Grundwissen voranbringen
  • Moralische Konsequenzen des Handelns klarmachen

Dies bedeutet, dass Kunden eher bereit sind zum Giant Leap, also zum großen Sprung, wenn Sie entsprechendes Bewusstsein und Grundwissen haben und auf der anderen Seite sich den Konsequenzen ihres Handels klar sind.

Soziale Kipppunkte durch Kommunikation beeinflussen

Wir als Berater haben die Macht mit unserem persönlichen Netzwerk, diese sozialen Kipppunkte zu beeinflussen. Wir als Vertrieb wissen ganz genau, wie wir unser Netzwerk nutzen können und welche Potenziale sich darin befinden. Wir machen den Unterschied. Kommen Sie mit auf diese spannende Heldenreise.
 
Am Anfang fragte ich: Was kann einer allein schon erreichen? Das fragen Sie sich, das frage ich mich.
Wir wissen nun, was jeder einzelne von uns tun kann. Nämlich: Die sozialen Kipppunkte durch Kommunikation zu beeinflussen. Wer, wenn nicht wir, die überzeugen und verkaufen können, wären dazu besser geeignet. Wir haben das Wissen, wir haben das Vertrauen, wir haben das Netzwerk, wir schaffen das!

Und das Beste ist, wir sind gesetzlich seit dem 2. August dazu verpflichtet, den Kunden in Bezug auf Nachhaltigkeit bei Geldanlagen zu befragen. Man könnte sogar sagen, dass wir staatlich bzw. einen europäischen Auftrag haben, Menschen aufzuklären. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns in einem historischen Augenblick befinden. Spüren Sie den „Wind of Change“?

Dabei gibt viele Unsicherheiten. Nachhaltigkeit in der Geldanlage wird sehr unterschiedlich interpretiert und Standardisierungen stehen erst am Anfang. Die große Herausforderung ist derzeit, dass noch erforderliche Daten zur Nachhaltigkeitsentwicklung von Unternehmen fehlen. Umso wichtiger sind unabhängige Informationen und Beratungsangebote. Gerade in dieser Unsicherheit steckt unsere Chance, uns positiv weiterzuentwickeln und unser Image zu verbessern.

Selbst eine erneuerbare Energie schaffen

Das Fenster der Möglichkeiten steht offen. Lassen Sie uns gemeinsam zum Sprung ansetzen. Für uns, für unsere Kinder und die folgenden Generationen. Mit den richtigen Argumenten, unserer Beratungsleistung und unserem Produktportfolio.  Ich bin froh, endlich auf die Frage meiner Kinder: „Und was machst Du, damit wir und unsere Nachkommen auf einen lebenswerten Planeten leben können?“ eine Antwort zu haben.

Und sind Sie nicht auch froh, eine Handlungsoption zu haben? Lassen Sie uns die sozialen Kippunkte

  • Bewusstsein und Grundwissen unserer Kunden voranbringen
  • und die moralischen Konsequenzen des Handelns – zum Beispiel in der Geldanlage – aufzeigen.

Was für eine spannende Heldenreise steht uns bevor. Wir sind Teil der Lösung und schaffen selbst damit eine erneuerbare Energie!

Nutzen wir das offen stehende Fenster und  setzen jetzt zum großen Sprung an. „The giant Leap“ – spüren Sie den „Wind of Change“ auf Ihrer Haut. Wie wahrscheinlich ist es, dass wir den großen Sprung schaffen? Das, liebe Leserinnen und Leser, hängt davon ab, was Sie als Nächstes tun!

Jörg Christian Hickmann ist Vorstandsvorsitzender der RWS Vermögensplanung AG mit Sitz in Hannover.




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