„Die Schockstarre, in die der deutsche Privat-Equity-Markt nach dem Ausbruch der Corona-Krise fiel, hat sich wieder gelöst“, kommentiert Dr. Friederike Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „War das Geschäftsklima nach dem ersten Quartal nahe des absoluten Tiefpunkts, zeigen sich die Private-Equity-Investoren nun erleichtert darüber, dass sich die schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheitet haben. Zwar sind die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise schwerwiegend, es sind aber nicht aller Branchen gleichermaßen schlimm betroffen. Die schnelle Umsetzung der Corona-Hilfsmaßnahmen hat geholfen, das Allerschlimmste zu verhindern – auch für die Portfolien der Private-Equity-Investoren“, so Köhler-Geib.
„Bereitschaft für Neuinvestitionen wieder gestiegen“
Die Venture-Capital-Investoren haben den ersten Corona-Schock ebenfalls überwunden, sagt sie. „Die Erleichterung, dass die Krise viele Start-ups wohl weniger hart trifft als erwartet, ist spürbar. Die Bereitschaft für Neuinvestitionen ist wieder gestiegen. Da die Einstiegsbewertungen nun aber als deutlich günstiger wahrgenommen werden als vor der Krise, könnte eine neue Investitionsdynamik in Gang kommen“, prognostiziert die KfW-Chefvolkswirtin.
Also wird der Markt, sofern nicht eine zweite Corona-Welle das Land erneut lahm legt, wohl bald wieder durchstarten. Die Suche nach dem Platz an einer Goldgrube beginnt dann von Neuem. Zwar hängt das Ergebnis stets in erster Linie von der Entwicklung der konkreten Zielunternehmen ab und Überflieger wie Biontech werden wohl weiterhin die absolute Ausnahme bleiben. Aber die Chancen auf erfolgreiche Investitionen, die sich nach der Krise auszahlen, dürften sich auf Basis der korrigierten Einstiegsbewertungen generell spürbar verbessert haben.
Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Cash.-Ausgabe 9/2020 (hier finden Sie das gesamte Heft zum kostenlosen Download).
Fotos: KfW-Bildarchiv/Thorsten Futh; HMW; RWB/Dominik Oswald; Paribus