Dirk Hasselbring, Vorsitzender der Geschäftsführung von Hamburg Trust, sprach mit Cash. über die Auswirkungen des KAGB, die Reaktionen der Branche auf das neue Gesetz und die Herausforderungen der kommenden Monate.
Cash.: Das Kapitalanlagegesetz (KAGB) ist jetzt seit über einem Jahr in Kraft. Wie fällt Ihr bisheriges Fazit aus?
Hasselbring: Die Reaktionen in der Branche auf das Gesetz waren zwar zunächst überwiegend positiv. Was es jedoch heißt, dass sich der geschlossene Fonds nun auf Augenhöhe mit anderen regulierten Produkten befindet, wird vielen Häusern erst nach und nach bewusst.
Bis diese Augenhöhe tatsächlich hergestellt ist, wird es noch eine Weile dauern und für nicht wenige ein schmerzhafter Prozess sein. Der geschlossene Fonds ist aus dem Schatten des Waldes auf die o ene Ebene getreten, und wer den dort wehenden rauen Wind nicht meistert, wird nicht bestehen können.
Was meinen Sie konkret?
Ich meine die Performance der Emissionshäuser als wirkliche Investment-, Asset- und Portfolio-Manager, denn dies erwarten die Anleger in der regulierten Welt von ihnen. Worauf es ankommt, ist die qualitative Auswahl und Bewirtschaftung der Assets durch einen Fondsmanager, der ein substanzielles Interesse an einer guten Performance der Beteiligung hat sowie höchstmögliche Transparenz.
Was Letztere betrifft, so ist im aktuellen KAGB-Entwurf zwar ein erster Schritt getan, wenn beispielsweise künftig die Fondsimmobilien regelmäßig bewertet werden sollen. Das wird jedoch nicht ausreichen, zumal keine Unabhängigkeit der Bewerter vorgeschrieben ist. Im institutionellen Immobiliengeschäft sind die Anleger ungleich höhere Reporting- Standards gewohnt.
[article_line type=“most_read“]
Wie dort, so werden sie auch von geschlossenen AIFs künftig fondsbezogene Quartalsberichte erwarten, um die Qualität des Asset- und Property-Managements einschätzen zu können. Ein weiterer Aspekt bezieht sich auf die Leistungsbilanz als wesentliche Vergleichs- und Entscheidungshilfe für Investoren. Diese sollten künftig nicht erst Ende September des Folgejahres erscheinen, sondern bereits zur Jahresmitte.
Für die Initiatoren würde dies einen wesentlich erhöhten zeitlichen und finanziellen Aufwand bedeuten.
Das stimmt. Dennoch werden das neben der Objektakquise die wirklichen Herausforderungen der nächsten Wochen und Monate sein, abgesehen von einer radikalen Umgestaltung der Gebührenstruktur, die eher mittelfristig auf die Tagesordnung kommen wird. Unternehmen, die diese Standards effizient und kostengünstig realisieren können, werden einen entscheidenden Vorteil in der Akquisition der Investorengelder haben.
Interview: Kim Brodtmann
Foto: Hamburg Trust