Schwächer werdende Wirtschaftsdaten, eine Verschärfung seitens der Zentralbanken und hohe Asset-Preise sind unseres Erachtens eine unmögliche Kombination. Von diesen drei Faktoren dürften höchstens zwei bis zum Ende des Jahres bestehen bleiben. Da die wirtschaftlichen Signale durchweg auf eine „Lowflation“ hindeuten, lautet die entscheidende Frage für die zweite Jahreshälfte: Wer gibt zuerst nach? Ein risikobereiter Markt, der risikoscheuer wird, oder restriktiv gestimmte Zentralbanker, die es dann doch etwas lockerer angehen lassen?
Wahrscheinlicher erscheint uns eine Zunahme der Risikoaversion in der zweiten Jahreshälfte, da Zentralbanker ihren Kurs zumeist nur sehr zögerlich anpassen. Ein Hin und Her zwischen Straffung und Lockerung würde die Zentralbanken für die Zukunft weniger glaubwürdig erscheinen lassen, und ihre Glaubwürdigkeit ist für Zentralbanken ein hohes Gut – hart erarbeitet, leicht zu verlieren. Das bedeutet, die hohen Bewertungen in vielen Anlageklassen dürften angesichts eines unsicheren Makro-Umfelds und eines weniger deutlichen Zentralbank-Schutzes zunehmend in Frage gestellt werden. Die unmögliche Dreierkombination bedarf einer Auflösung und der wahrscheinlichste Ausgang ist höhere Volatilität und weniger Risikobereitschaft in der zweiten Jahreshälfte.
Lockerung der restriktiven Haltung der Notenbanken?
Letztlich könnte auch den Zentralbanken keine andere Möglichkeit bleiben, als nachzugeben und ihre restriktivere Haltung zumindest für eine Weile abzulegen, da sie die schwache Inflation nicht dauerhaft ignorieren können. Dies könnte im dritten Quartal der Fall sein, was die Abwärtstendenz risikoreicherer Anlagen begrenzt.
Witold Bahrke ist Senior-Makrostratege bei Nordea Asset Management.
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