Die Einstellung von Pflegekräften aus dem Ausland soll einfacher werden. Die Deutsche Fachkräfteagentur für Gesundheits- und Pflegeberufe (Defa) mit Sitz in Saarbrücken will sich um Visaanträge, Anerkennung von Berufserlaubnissen, Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse kümmern und so dafür sorgen, dass Fachkräfte binnen sechs Monaten nach Deutschland kommen können.
Derzeit dauert der Prozess nach Angaben des Gesundheitsministeriums teils mehr als zwei Jahre. Über die Visaanträge würden zwar immer noch die deutschen Auslandsvertretungen entscheiden, die Agentur könne aber etwa dafür sorgen, dass die Anträge vollständig seien, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bei der Vorstellung der Agentur am Dienstag in Berlin.
Je nach Schätzung gebe es derzeit im Pflegebereich 50. 000 bis 100.000 offene Stellen, betonte Spahn. „Wir werden eben auch Fachkräfte aus dem Ausland brauchen““, sagte er. „Und der Pflegebedarf wird weiter stark steigen.“
Das Saarland hat die Agentur bereits Anfang Oktober gegründet. Der Bund trägt mit 4,7 Millionen Euro binnen vier Jahren einen Großteil der Kosten. Krankenhäuser, Pflegeheime oder Personalagenturen deutschlandweit können sich an die Defa wenden.
Pro Pflegekraft wird eine Bearbeitungsgebühr von 350 Euro fällig. Derzeit liegen laut Ministerium rund 4200 Anträge bei der Agentur. Die ersten von ihr unterstützten Pflegekräften sollen im zweiten Quartal des kommenden Jahres in Deutschland eintreffen.
Zum Auftakt unterstützt die Defa mit ihren 15 bis 20 Mitarbeitern vorerst die Anwerbung von Fachkräften nur aus Mexiko und den Philippinen. Die Ausbildung dort seit gut, sagte Spahn. Nach der Pilotphase könne der Kreis womöglich erweitert werden.
„Wir machen das nur mit Ländern, die eine besonders junge Gesellschaft haben, die auch über den eigenen Bedarf ausbilden“, sagte der Ministerpräsident des Saarlands, Tobias Hans (CDU). Spahn betonte: „Wir wollen nicht anderen Ländern die Pflegekräfte klauen, in Anführungszeichen.“
Die Agentur will sowohl Einrichtungen unterstützen, die bereits konkrete Bewerber im Blick haben. Andererseits soll sie auf Wunsch auch die Bewerberauswahl übernehmen oder Sprachkurse im Ausland organisieren.
„Schnellere Visaerteilung und die rasche Arbeitserlaubnis wird den Pflegenotstand nicht lindern“, bemängelte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Gerade in der Pflege seien Sprachbarrieren zudem sehr hinderlich. Um den Notstand zu beheben, müssten Politik und Branche ihre „Hausaufgaben“ machen: „Es gilt, bei Bezahlung, Kompetenzen und Arbeitsbedingungen international konkurrenzfähig zu werden. Doch hier hängt Deutschland hinterher.“ (dpa-AFX)
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