Wovon Direktanleger eigentlich nur träumen können, ist für Investoren am Zertifikatemarkt seit vielen Jahren längst Realität: Der Ein- beziehungsweise Ausstieg zum optimalen Zeitpunkt.
Kolumne von Armin Geier, Börse Go
Bekannte Produktbezeichnungen wie „Best-Start“, „Best-End“ oder „All Time High“ deuten bereits an, was sich auf Anbieterseite mit optionalen Komponenten zum Nutzen der Anleger so alles anstellen lässt.
Kein Wunder, dass die Commerzbank gerade jetzt, wo das Angst-Barometer des deutschen Aktienindexes der VDax New nach den gewaltigen Anstiegen der vergangenen Monate längere Zeit auf Tiefstkursen bei rund 13 Prozent verharrte, wieder ein neues Produkt mit Einstiegs-Optimierungs-Funktion anbietet. Die gerade in dieser Woche mit dem unklaren Wahlausgang in Italien wieder schlagartig erwachte Unsicherheit an den Märkten scheint dem Emittenten dabei Recht zu geben, dass nach einer langen Phase mit sehr niedrigen Volatilitäten die Schwankungen in den nächsten Wochen und Monaten wieder deutlich zunehmen könnten.
Das lässt sich schon allein aus der menschlichen Psyche ableiten, die die Börsen langfristig gesehen immer zwischen den Extremen Angst und Gier hin und her bewegt und dadurch fast zwangsläufig zu Über- beziehungsweise Untertreibungen führt. Dieser Prozess wird von den auch jetzt reichlich vorhandenen Optimisten, die nur aus rein rationaler Sicht auf die noch immer niedrigen Aktienbewertungen hinweisen, sogar noch beschleunigt.
Der Emissions-Zeitpunkt des neuen Einstiegs-Optimierers könnte also möglicherweise nicht besser gewählt sein. Denn sollte die Euroschuldenkrise in den nächsten Wochen und Monaten mit Vehemenz zurückkehren, können sich Investoren beim Best-Start-Zertifikat auf den Euro Stoxx 50 ganz entspannt zurücklehnen und daruaf hoffen, dass es in der definierten Zeitspanne noch einmal richtig an den Märkten knallt. Allerdings dauert die am 14. Februar 2013 begonnene Einstiegsphase, in der der niedrigste Indexschlusskurs automatisch als Startniveau für das Produkt fixiert wird, nur noch bis zum 13. Mai. Danach beginnt der Ernst des normalen Zertifikatelebens, das durch die weitere Entwicklung des Basiswertes bestimmt wird.
Anders als bei vielen früheren Emissionen verfügt das insgesamt nur zwei Jahre und vier Monate laufende Commerzbank-Papier diesmal allerdings nicht über zusätzliche Strukturen, die für einen Teilschutz oder eine höhere Partizipation an steigenden Kursen sorgen, so dass die Performance des Zertifikats nach dem Ende der Best-Start-Beobachtungsperiode eins zu eins von der Wertentwicklung des Euro Stoxx 50 gegenüber dem optimalen Startniveau abhängt. Wie bei Zertifikaten üblich, muss der Anleger auch hier als Basiswert mit der Kurs-Variante vorlieb nehmen. Es entgeht ihm also im Verhältnis zu einem Direktinvestor die Dividende von rund vier Prozent per annum als Ausgleich für den möglicherweise niedrigeren Einstiegskurs.
Der BörseGo Tipp: Das Papier ist wie gemacht für mittelfristig positiv für den europäischen Markt gestimmte Anleger, die allerdings bis in den Mai hinein noch mit stärkeren Turbulenzen an den Märkten rechnen sollten. Ansonsten wäre ein Direktinvestment in ein Dividenden-Papier wohl die bessere Alternative. Wer auf einen zusätzlichen Teilschutz beziehungsweise einen Hebel Wert legt, ist hier von vornherein an der falschen Adresse.
Autor Armin Geier ist Redakteur beim Finanzportal Börse Go. www.godmode-trader.de/zertifikate