Während die Investmentaktivitäten im europäischen Immobilienmarkt im dritten Quartal 2010 insgesamt einen Rückgang von 12,5 Prozent verzeichneten, haben die Investmentvolumina mit Einzelhandelsimmobilien um 7,6 Prozent zugelegt. Das berichtet das internationale Immobilienberatungsunternehmen Cushman & Wakefield (C&W).
Damit setzte das Investmentsegment laut C&W seine positive Entwicklung seit Jahresanfang fort: In Europa stieg das Investmentvolumen von Einzelhandelsimmobilien um 66 Prozent, andere Immobiliensegmente stiegen lediglich um insgesamt 42 Prozent. „Die Investorennachfrage nach Einzelhandelsimmobilien ist spürbar gestiegen, das Angebot an investmentmarktfähigen Produkten jedoch nur leicht“, erläutert Dennis Börgel, Associate in der Corporate-Finance-Abteilung bei C&W in Deutschland, und ergänzt: „Gäbe es ein größeres Angebot an entsprechenden Einzelhandelsimmobilen, würden die Investmentvolumina noch weiter steigen. Zudem haben sinkende Renditen dazu beigetragen, dass mehr Produkte verfügbar gemacht werden. Auch ist die Preisfindung für Core-Produkte aggressiver geworden.“
So fiel die durchschnittliche europäische Rendite für Einzelhandelsimmobilien im dritten Quartal laut C&W um vier Basispunkte und liegt nun 33 Basispunkte unter dem Hoch des letzten Jahres bei 6,9 Prozent. Außerdem beobachten die Immobilienberater, dass die Anforderungen an die Produkte sich verändern: „Zwar sucht jeder Premium-Immobilien, doch die Definition, was eine Premium-Immobilie ist, erfolgt inzwischen etwas weniger streng, so werden beispielsweise an guten Standorten auch kürzere Mietvertragslaufzeiten akzeptiert“, weiß Börgel zu berichten.
Unterstützt werde diese Marktentwicklung durch eine Entspannung der Kreditvergabesituation, die Investoren wieder den Erwerb größerer Portfolios ermögliche, wobei die Portfoliogrößen vergangener Jahre jedoch noch nicht darstellbar seien. Von Jahresanfang bis September umfasste das Einzelhandelsinvestmentvolumen nach C&W-Zahlen 32,5 Milliarden Euro – die höchste Marke seit 2008 und mit 33 Prozent Anteil am Jahresgesamtvolumen der höchste Anteil dieses Sektors in den vergangenen zehn Jahren.
Auf der Investorenseite haben nach Angaben der Immobilienberater sowohl internationale als auch nationale Käufer gleichermaßen eine signifikante Rolle gespielt, wobei nicht unbedingt neues Geld in den Markt floss, sondern zumeist Investoren aktiv waren, die bereits in diesem Segment engagiert sind. Die stärksten europäischen Märkte sind demnach Großbritannien, Deutschland, Frankreich und die Niederlande. Auf diese Top-Vier entfällt 76 Prozent des Einzelhandelsinvestmentvolumens (2009: 66 Prozent), wobei Deutschland sich bei einem Anstieg von 164 Prozent besonders gut entwickelt hat.
„Das Vertrauen in den Markt ist eindeutig gestiegen. Am Ende dieses Jahres werden wir auf einen starken Einzelhandelsinvestmentmarkt zurückblicken – weiter sinkende Renditen und steigende Investmentvolumina sind für 2011 zu erwarten“, zieht Börgel Resümee. „Die Stabilisierung der Nutzermärkte, wachsendes Konsumentenvertrauen, steigende Beschäftigtenquoten und ein niedriges Zinsniveau werden entsprechend positive Signale für moderate Mietpreissteigerungen senden“, so der C&W-Vertreter.
Die Berater erwarten ein Einzelhandelsinvestmentvolumen in Europa zwischen 36 und 37 Milliarden Euro in diesem Jahr – 60 Prozent mehr als 2009 – und halten es für möglich, dass 2011 ein Investmentvolumen von 45 Milliarden Euro in diesem Segment erreicht werden könnte, sofern weiterhin ein ausreichendes Produktangebot zur Verfügung steht. (te)
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