Elektronische Patientenakte: Positive Grundhaltung, erheblicher Informationsbedarf

Akte mit der Beschriftung Patienten
Foto: PantherMedia
Die Elektronische Patientenakte sieht nicht jeder gesetzliche Krankenversicherte wirklich positiv.

60 Prozent der GKV-Versicherten begrüßen die neue ePA, doch viele fühlen sich unzureichend informiert. Eine aktuelle Studie macht deutlich: Die Krankenkassen haben bei der ePA großes Potenzial – aber auch Nachholbedarf.

Eine Mehrheit von 60 Prozent der Mitglieder gesetzlicher Krankenkassen steht der im Januar eingeführten Elektronischen Patientenakte (ePA) grundsätzlich positiv gegenüber. 29 Prozent sind noch unentschieden, während elf Prozent skeptisch oder ablehnend reagieren.

Für die Krankenkassen bietet die ePA-App große Chancen zur Mitgliederbindung, stellt sie aber zugleich vor Herausforderungen. Zwei Drittel der GKV-Versicherten (67 %) geben an, bislang nicht ausreichend informiert worden zu sein. Besonders positiv bewerten Mitglieder der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), IKK classic und DAK-Gesundheit die Informationslage.


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Diese Erkenntnisse stammen aus dem aktuellen „Techmonitor GKV 2025“ des Marktforschungs- und Beratungsinstituts Heute und Morgen, Köln.

Vorteile, Bedenken und Erwartungen an die ePA-App

Die ePA wird vor allem mit einer verbesserten medizinischen Versorgung assoziiert: 44 Prozent der Befragten erwarten eine bessere ärztliche Behandlung, 31 Prozent sehen das Potenzial zur Vermeidung von Doppeluntersuchungen. Gleichzeitig bestehen Bedenken: 29 Prozent der Versicherten haben Datenschutzbedenken, 23 Prozent beunruhigt ein möglicher Zugriff der Krankenkassen auf ihre Gesundheitsdaten.

Besonders gefragt sind Funktionen wie die Einsicht in medizinische Befunde und Arztberichte (80 %), Erinnerungen an Vorsorgeuntersuchungen (62 %) und die Verwaltung von Arztterminen (46 %). 19 Prozent würden sich individuelle, datenbasierte Empfehlungen zu einem gesünderen Lebensstil wünschen.

Nutzungspotenzial und bisherige Erfahrungen

Aktuell haben 15 Prozent der Befragten die ePA-App bereits installiert, weitere 40 Prozent planen eine künftige Nutzung. 39 Prozent sind noch unentschlossen, während 6 Prozent die ePA aktiv ablehnen oder widersprochen haben. Datenschutzgründe sind dabei mit 45 Prozent der häufigste Ablehnungsgrund, gefolgt von der Ansicht, dass Gesundheitsdaten außerhalb der Arzt-Patient-Beziehung niemanden etwas angehen (20 %).

Nutzer berichten von Optimierungsbedarf, insbesondere in Bezug auf Benutzerfreundlichkeit, Login-Prozesse und die Übersichtlichkeit der App. „Die zukünftige Akzeptanz und Nutzung der ePA-App wird entscheidend von der Informationsqualität und der User Experience abhängen“, sagt Axel Stempel, Geschäftsführer von Heute und Morgen. „Es zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen den Krankenkassen, die sich auf die gesamte Anbieterwahrnehmung auswirken.“

Digitale Services als Erfolgsfaktor für Krankenkassen

Der „Techmonitor GKV 2025“ zeigt, Digitale Services sind mittlerweile ein erfolgskritischer Faktor für die Zufriedenheit der GKV-Versicherten und längst mehr als nur „Nice-to-have“. Ein sehr wichtiger Trend ist dabei die mobile Nutzung: Insbesondere die Mitglieder unter 40 Jahren bevorzugen digitale Services via Smartphone.

Dies erfordert eine kundenorientierte Gestaltung und Optimierung mobiler Anwendungen. Generell wollen 62 Prozent der GKV-Versicherten den Großteil ihrer Krankenkassenangelegenheiten zukünftig online regeln – viele möglichst über eine einzige mobile App. Zugleich wünschen fast ebenso viele Versicherte (57 %), bei der Krankenkasse einen persönlichen Ansprechpartner für ihre Anliegen zu haben. Der Anteil explizit „hybrider Kunden“ – sowohl als auch – liegt bei 27 Prozent.

Unterschiede zwischen den Krankenkassen

Die Studie identifiziert vier Digitalisierungstypen unter den Versicherten: Digital Fordernde, Digital Selbständige, Digital Verhaltene und Digitale Ablehner. Die Krankenkassen BKK firmus und hkk Krankenkasse haben den höchsten Anteil digital affiner Mitglieder. „Digital-only-Strategien erscheinen für viele Kassen nicht zielführend“, erklärt Stempel. „Es ist entscheidend, die digitale Affinität der eigenen Kunden zu analysieren und passende hybride Angebote bereitzustellen.“

Besonders aktiv in der Nutzung von Online-Mitgliederbereichen und Service-Apps sind Kunden der BKK firmus, AOK Plus und Techniker Krankenkasse. Andere Krankenkassen haben Schwierigkeiten, bereits registrierte Mitglieder zu einer aktiven Nutzung zu bewegen.

E-Rezept bereits weit verbreitet

Das E-Rezept findet hingegen großen Anklang: Drei Viertel der GKV-Versicherten haben das E-Rezept bereits genutzt. Dabei nutzt rund zwei Drittel für die Einlösung die elektronische Gesundheitskarte und nur fünf Prozent eine E-Rezept-App. Zwei Drittel der Nutzer (65 %) bewerten den Ablauf als hervorragend oder sehr gut, unzufrieden sind 14 Prozent.

Einstellungen zum Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG)

Das im März 2024 in Kraft getretene Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) ist bislang nur zehn Prozent der Befragten bekannt. Nach entsprechender Aufklärung bewerten 59 Prozent die Möglichkeit positiv, von ihrer Krankenkasse auf Gesundheitsrisiken hingewiesen zu werden. Dennoch stehen erst 44 Prozent der Nutzung ihrer Gesundheitsdaten positiv gegenüber, während 39 Prozent unsicher und 18 Prozent skeptisch oder ablehnend sind.

Noch kritischer sehen die GKV-Versicherten die Nutzung ihrer Gesundheitsdaten durch Forschungseinrichtungen – hier stimmen 36 Prozent zu, 27 Prozent lehnen dies ab. Hier besteht ein erheblicher Informationsbedarf, um Unsicherheiten und Skepsis in der Bevölkerung zu adressieren.

Studienhintergrund

Für die Studie analysiert Heute und Morgen regelmäßig Digitalisierungstrends im Krankenkassenbereich und beleuchtet in diesem Jahr insbesondere die ePA und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG). Befragt wurden 1.571 GKV-Versicherte im Alter von 18 bis 70 Jahren, repräsentativ nach Alter, Geschlecht, Bildung und Marktanteilen der Krankenkassen.

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