Am niedrigsten ist die Deckungsquote laut GDV in Bremen mit 33 Prozent. Es folgen Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 35 Prozent. Bemerkenswert ist, dass auch die Hausbesitzer in Schleswig-Holstein weitgehend auf den Elementarschutz verzichten: In Deutschlands nördlichstem Bundesland, das im Oktober 2023 mit einer schweren Sturmflut und Millionenschäden zu kämpfen hatte, liegt die Elementarquote bei nur 41 Prozent. Die höchste Versicherungsdichte beim erweiterten Elementarschutz in der Wohngebäudeversicherung weisen Nordrhein-Westfalen mit 58 Prozent und Baden-Württemberg mit 94 Prozent auf. Dies liegt daran, dass in Baden-Württemberg bis 1994 alle Gebäudeeigentümer in einer öffentlich-rechtlichen Gebäudeversicherung gegen Feuer- und Elementarschäden pflichtversichert waren. In Bayern sind gut 47 Prozent aller Gebäude gegen Schäden durch Starkregen, Hochwasser oder Lawinen versichert, 53 Prozent nicht.
In Anbetracht der – mit Ausnahme von Baden-Württemberg – bundesweit niedrigen Versicherungsdichte forderte der Sachverständigenrat für Verbraucherfragen (SVRV) beim Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz erneut eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden. Ein juristisches Gutachten des Gremiums habe ergeben, dass eine solche Pflicht zulässig sei, wenn sie eine freie Wahl unter den Versicherern erlaube. „Voraussetzung ist, dass sich die Prämien grundsätzlich am versicherten Risiko orientieren“, sagte der Vorsitzende Christoph Busch der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Versicherten sollten dabei die Wahl zwischen unterschiedlichen Selbstbehalten haben. Denkbar sei auch ein Modell, bei dem zusätzliche Hochwasserschutzmaßnahmen der Versicherten zu Prämiennachlässen führten. Der Status quo sei, dass sich Hausbesitzer darauf verließen, dass der Staat einspringe, wenn Elementarschäden eintreten, sagte Busch. „Ökonomen sprechen hier von einem „Charity Hazard“. Wenn ich weiß, dass der Staat hilft, gibt es für mich keinen hinreichenden Anreiz, selbst für eine Versicherung zu sorgen.“ Hinzu komme, dass das Risiko von Elementarschäden oft unterschätzt oder verdrängt werde, so der Experte. Auch in der Bundesregierung wird unter dem Eindruck der massiven Schäden in Bayern kontrovers über eine Elementarschaden-Pflichtversicherung diskutiert. Während sich SPD und Grüne im Bundestag für eine Pflichtversicherung nach französischem Vorbild stark machen, hat die FDP dem Vorhaben eine Absage erteilt.
Stattdessen möchte Bundesjustizminister Marco Buschmann die Versicherer verpflichten, Hauseigentümern ein Versicherungsangebot zu unterbreiten. „Elementare Schäden lassen sich nicht vollständig verhindern. Deshalb ist es wichtig, dass alle Immobilienbesitzer die Möglichkeit haben, sich dagegen zu versichern“, sagte der FDP-Minister den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Das wollen wir mit einer Angebotspflicht sicherstellen.“ Konkret könnte das bedeuten, dass Eigentümer bereits gebauter Immobilien über die Möglichkeiten des Schutzes vor Elementarschäden informiert werden. Bei Neubauten würden die Versicherer den Eigentümern beim Abschluss einer Wohngebäudeversicherung auch ein Angebot zum Schutz vor Elementarschäden unterbreiten, erklärte Buschmann. „So erreichen wir eine höhere Versicherungsquote – schaffen aber keinen Zwang.“ Der Vorschlag soll den Ländern unterbreitet werden.
Die Recherchen für diesen Beitrag zeigen, dass viele Gesellschaften das von Buschmann favorisierte Opt-Out-Modell in der Wohngebäudeversicherung bereits praktizieren. „In den letzten fünf Jahren haben wir eine stetig steigende Elementar-Anbündelungsquote in unserem Bestand beobachtet. In der Wohngebäudeversicherung sind wir aktuell bei 50 Prozent“, sagt Kai Waldmann. Insbesondere in den Jahren von 2021 auf 2022 und von 2022 auf 2023 sei die Quote gestiegen, so Waldmann. „Wir heben die Wichtigkeit des Elementarschutzes dadurch hervor, dass der Schutz in unserem Angebotsprogramm für die Wohngebäudeversicherung aktiv abgewählt werden muss“, erläutert der Vorstand den Vertriebsansatz.
Betrachtet man die Zahlen der Alten Leipziger, so entscheiden sich immerhin 50 Prozent der Kunden gegen den Versicherungsschutz. Auch bei der VHV haben derzeit 49 Prozent der Verträge im Wohngebäudebestand Elementarschutz, 51 Prozent nicht. Bei der Allianz liegt die Anbindungsquote der Elementarversicherung in der Wohngebäudeversicherung derzeit bei 58 Prozent.
„Unsere Kampagnen der vergangenen Jahre für eine Absicherung gegen Naturereignisse bei der Bevölkerung waren durchaus erfolgreich. So konnten wir in den beiden vergangenen Jahren die Anbindungsquote der Elementarversicherung an die Gebäudeversicherung von 54 auf aktuell 58 Prozent steigern“, sagt Allianz Pressesprecher Christian Weishuber.
Laut Weishuber hat die Allianz ihre Versicherungsangebote für die Hausrat- und Wohngebäudeversicherung so umgestellt, dass der Elementarschutz auch hier automatisch angeboten wird und der Kunde ihn nicht bewusst abwählen muss. Bei der Domcura führt der Opt-out-Ansatz nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Uwe Schumacher dazu, dass in der Wohngebäudeversicherung eine Abschlussquote von 80 Prozent für die mitversicherte Elementarschadenversicherung erreicht wird.