Elementarschadenversicherung: „Die Unverzichtbare“

„Unserer Vermittler, die mit uns zusammenarbeiten, weisen im Kundengespräch darauf hin. Versicherungsnehmer müssen sich also aktiv gegen eine Elementarschadenversicherung entscheiden“, erklärt Schumacher. Die Bayerische geht nach Aussage ihres Vertriebsvorstands Martin Gräfer (siehe Interview) nach Starkregen oder Überschwemmungen gezielt auf Kunden zu und spricht diese auf entsprechende Lösungen an. Zudem lässt sich die neue Wohngebäudeversicherung nach Aussage von Gräfer nur noch mit Elementarschutz abschließen. In den Bündel-Policen erzielt der Münchener Versicherer im Schnitt einen Elementarabschluss von 86 Prozent, in der „Meine-Eine-Police“ liegt dieser Wert sogar bei 99 Prozent. „Dort ist sie ein Pflichtbaustein“, sagt Gräfer. Insgesamt beziffert er den Elementarquote im Wohngebäudebestand auf rund 71 Prozent.

Auch wenn Assekuradeure wie Domcura oder Versicherer wie die Bayerische hohe Elementaranteile im Wohngebäudebestand aufweisen, entschieden sich 46 Prozent der Hausbesitzer gegen den Elementarschutz. „Insgesamt können wir mit der Versichertenquote nicht zufrieden sein“, sagt denn auch Allianz Pressesprecher Weishuber. Gerade in Anbetracht der aktuellen Ereignisse müsse man es schaffen, dass möglichst alle Menschen im Schadenfall abgesichert seien. Dazu müssten Versicherer und Politik noch stärker für eine flächendeckende Absicherung gegen Naturgefahrenabsicherung werben. „Für sinnvoll erachten wir die Anbündelungen von Elementar-Deckungen in Kombination mit einer Prävention im Baurecht und durch Flutschutzmaßnahmen vor Ort. Ohne deutliche größere Anstrengungen in Präventionsmaßnahmen sind die Auswirkungen des Klimawandels künftig nicht in den Griff zu bekommen. Gerade auch in Hinblick auf die katastrophalen Schäden durch Starkregen. Hier muss die Politik sowie die Kommunen Geld in die Hand nehmen, um geeignete Maßnahmen umzusetzen“, fordert der Allianz-Mann.

Zustimmung kommt von Bernd O. Engelien, Pressesprecher der Zurich Gruppe Deutschland. Die Branche versuche derzeit einen Spagat, um Produkte anbieten zu können, die einen sehr guten Schutz gegen diese Gefahren bieten und dennoch bezahlbar sind. Die zukünftigen Herausforderungen im Bereich der Naturgefahren könnten aber letztlich nur in einem gemeinsamen Gesamtkonzept von Staat und Wirtschaft angegangen werden. „Es muss viel stärker über Prävention und Klimafolgenanpassung gesprochen werden. Die Elementarschadendeckung verhindert keinen einzigen Schaden und beugt Risiken nicht vor“, betont Engelien.

Seit Jahren rede die Politik, vorzugsweise immer dann, wenn eine Katastrophe eingetreten ist. „Aber es ist keine Lösung, wenn sich Politiker situativ in Gummistiefeln vor die Kameras stellen. Es muss gehandelt werden, bevor bis zum nächsten Ereignis wieder die Flutdemenz um sich greift. Längst reichen Prämieneinnahmen und Schadenausgaben für die Gestaltung eines Produktes nicht mehr aus, sagt Engelien weiter. Aus diesem Grund rücke das Thema Schadenprävention in den Fokus.

Dennis Wittkamp, Assekurata
Dennis Wittkamp, Assekurata: „Mittel- bis langfristig stellt die Aufrechterhaltung der Versicherbarkeit bestimmter Risiken die größte Herausforderung für die Branche dar.“

„Mittel- bis langfristig stellt die Aufrechterhaltung der Versicherbarkeit bestimmter Risiken die größte Herausforderung für die Branche dar. Versicherbarkeit bedeutet nicht nur die generelle Verfügbarkeit von Versicherungsschutz, sondern auch dessen Bezahlbarkeit für die breite Masse der Bevölkerung“, gibt Dennis Wittkamp, Fachkoordinator Schaden- und Unfallversicherung bei der Kölner Rating-Agentur Assekurata, daher auch zu bedenken. Hier sei nicht nur die Versicherungsbranche gefordert, auch die Politik müsse ihren Beitrag leisten, indem sie die Anpassung an den Klimawandel stärker in den Fokus rückt, so Wittkamp weiter. Dazu können Maßnahmen wie das Bauverbot in bestimmten gefährdeten Gebieten gehören, um Risiken zu minimieren und beherrschbar, also versicherbar zu halten.

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