Der Umsturzversuch in der Türkei hat Anlegern vor Augen geführt, dass in Schwellenländern mit einer zusätzlichen Risikokomponente gerechnet werden muss. Um politische Unsicherheit zu erzeugen, braucht es nicht mal einen gelungenen Coup. Ein Kommentar von Hubert Thaler, Vorstand der Top Vermögen AG, Starnberg und München
In einer unsicheren Welt wirken sich schon politische Spannungen auf die Börse aus. Nach der Annektierung der Krim durch Russland haben die westlichen Sanktionen zu einem heftigen Wirtschaftseinbruch geführt und möglicherweise ein neues Wettrüsten zwischen Russland und der Nato ausgelöst.
Venezuela hat bis heute mit den Folgen eines sozialistischen Experimentes zu kämpfen. Das dahinvegetierende Land hinterlässt auch nach vielen Jahren noch deutliche finanzielle Lücken in den Bilanzen westlicher Unternehmen wie Lufthansa oder Sanofi.
Aufrüsten Chinas im Südchinesischen Meer
Neben den innenpolitischen Herausforderungen in Russland und der Türkei hat sich seit dem Zusammenbruch der staatlichen Ordnung im Irak und in Syrien vor allem der Mittlere Osten als ständiger Unruheherd erwiesen. Ein neuer Zündfunken auf der geopolitischen Landkarte könnte das Aufrüsten Chinas im Südchinesischen Meer sein.
Börsen, Währungen und Rohstoffe bleiben von solchen Entwicklungen nicht unberührt. Das Beispiel Türkei hat gezeigt, dass in einem solchen Fall der US Dollar und der japanische Yen als sichere Häfen gesehen werden. Der Euro wird bei sich entladenden Spannungen dagegen angesichts der lokalen Nähe zu vielen Konfliktregionen tendenziell verkauft. Welche Auswirkung die lokale Nähe haben kann, zeigen nicht zuletzt die Flüchtlingsbewegungen.
Rüstungsaktien als Profiteure
Zu den Profiteuren der Krisenentwicklungen gehören Rüstungsaktien. Die Firmen weisen zunehmend gute Auftragsbücher vor. Die Nachfrage nach Ausrüstung zur Bekämpfung innenpolitischer Konflikte und zur Terrorprävention ist deutlich angestiegen.
Ein guter Indikator für die Sicherheitslage in der Welt ist und bleibt Gold. Seit 2008 spielt es als Maßstab der geopolitischen Risikokomponente wieder eine größere Rolle.
Politische Rahmenbedingungen nicht stabil genug
Schwellenländeranleihen und -aktien, seien es Bric, Next Eleven oder Growing Africa, bleiben etwas für hartgesottene Spekulanten. In einem gut geführten Depot mit Fokus auf Kapitalerhalt sollten sie trotz der Niedrigzinsen in den Industrieländern nur sehr moderat berücksichtigt werden. Die politischen Rahmenbedingungen sind für ein stärkeres Engagement einfach nicht stabil genug.
Zudem sind viele der tatsächlichen und potenziellen Krisenländer im Export häufig von volatilen Produkten wie Öl, Agrarrohstoffe oder Metalle abhängig. Wer ohne großes Risiko an der Entwicklung dieser Länder teilhaben möchte, sollte auf gut geführten Unternehmen in den etablierten Märkten setzen. Diese machen in der Regel einen guten Teil ihres Umsatzes in den vermeintlich schnell wachsenden Gegenden.
Foto: Top Vermögen AG