Energiefonds: Vom steigenden Ölpreis profitieren

Beispielsweise können die Förderfirmen nicht mehr nur senkrecht, sondern auch horizontal Kanäle in die Erdkruste bohren. Damit nicht genug: „Dort verbergen sich tief unten riesige Schichten von Schiefergestein, das Öl und Gas in Millionen von kleinen Poren umschließt. Dank des Einsatzes neuer Techniken konnten die US-Gasreserven um 35 Prozent erhöht werden“, so Würmli.

Das globale Gefüge von Preisen und Lieferantenbeziehungen ist ins Wanken geraten, wie Würmli feststellt. In den Regionen Montana und North Dakota zum Beispiel befindet sich Stand heute 25-mal mehr förderbares Öl als noch vor 15 Jahren vermutet. Die neuartigen – teils durch die hohen Ölpreise erst wirtschaftlichen – Fördermethoden haben auf dem nordamerikanischen Öl- und Gasmarkt einen Neustart ausgelöst und bescheren einer breiten Palette an Branchendienstleistern wie Halliburton oder Weatherford prall gefüllte Auftragsbücher.

Wie teuer darf Öl werden?

Volkswirte gehen davon aus, dass das schwarze Gold solange stetig teurer wird, bis ein Substitut gefunden oder aber Ersatztechnologien einsatzbereit sind. Doch wie teuer darf Öl werden? Die Analysten der Saxo Bank sehen Brennstoff der Sorte Brent mit Preisen jenseits der 120 US-Dollar bereits nahe der Gefahrenzone.

Neben der Auseinandersetzung des Westens mit dem Iran drohen noch Lieferengpässe aus Libyen, Syrien, Nigeria und dem Sudan, wie Saxo-Bank-Rohstoffexperte Ole Hansen befürchtet: „Bereits jetzt wird Brent 7,5 Prozent über dem Durchschnittspreis von 2011 gehandelt. In Euro gerechnet liegen wir nur zwei Prozent unterm Spitzenwert von 2008.“

Händler hätten zurzeit nur die prekäre Angebotsseite im Blick, weshalb die Long-Positionen in Brent und WTI stark angestiegen seien. „Zusätzlich haben die frostigen Temperaturen in Europa die Nachfrage nach sofortiger Öllieferung und damit den Spotpreis nach oben getrieben“, so Hansen.

Bei der Frage, ob der Konflikt mit dem wichtigen Öllieferanten Iran einem Preisschock auslösen kann, gehen die Meinungen auseinander. Nein, sagt zumindest Martin Siegel, Chef des Rohstoffinvestors Stabilitas: „Das Öl-Embargo an sich wird keinen bedeutenden Einfluss auf den Ölpreis haben, solange die Produktionsmengen in der Region bestehen bleiben und stattdessen neue Abnehmer wie China und Indien beliefert werden. Und mit der befürchteten Blockade der Straße von Hormuz, einer wichtigen Tankerroute, würde sich der Iran doch selbst schaden.“

An energiereichen Investmentprodukten herrscht kein Mangel. Für Anleger, die zu wissen meinen, wohin sich der Ölpreis entwickeln wird, und das Auf und Ab des Aktienmarktes umgehen wollen, bietet die Frankfurter Commerzbank allein acht neue Exchange Traded Commodities, kurz ETCs, auf die Rohölsorte WTI an.

Investoren können damit sowohl auf steigende als auch auf fallende Rohstoffpreise setzen, jeweils mit ein-, zwei-, drei- oder sogar vierfachem Hebel. Bei diesen börsengehandelten Investments handelt es sich wie bei Zertifikaten um Schuldverschreibungen, nicht um ein insolvenzgeschütztes Sondervermögen wie bei Investmentfonds.

Die jährlichen Kosten liegen rund einen Prozentpunkt unter den Gebühren vergleichbarer Rohstoffaktienfonds. Den Einfluss von Börse und Fondsmanager blenden Anleger bei diesen Offerten aus, stattdessen folgt die Wertentwicklung sogenannten Strategie-Indizes, welche den Verlauf von Öl-Future-Kontrakten widerspiegeln.

Für sinkende Preise spricht wenig

Auch wenn die Energiepreise volatil sind: In den nächsten Jahren werden herkömmliche Energieträger wie Öl ohne Zweifel unverzichtbar bleiben. Ein anhaltender Aufschwung der Weltwirtschaft wird deren Verbrauch weiter fördern. Davon sollten auch Investmentfonds, die auf den Energiesektor setzen, profitieren.

Ob im Jahr 2030, wie von Marktteilnehmern prophezeit, noch vier von fünf Kilojoule auf fossile Energieträger zurückgehen, oder aber Alternativen in den Kraftwerken und unter den Motorhauben Einzug gehalten haben, bleibt indes abzuwarten.

Allerdings setzen gerade Entwicklungs- und Schwellenländer, die momentan ein enormes Wirtschaftswachstum und somit auch die mit Abstand größte Expansion des Energiekonsums erleben, nach wie vor auf Kohle und Öl. Für dauerhaft sinkende Preise und geringe Investitionschancen spricht also nicht viel.

Bilder: Shutterstock & Swisscanto

1 2 3 4Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments