Bei der geplanten Energiewende ließen sich bis 2023 rund zwei Milliarden Euro jährlich sparen. Dazu müsste der Bau von teuren Windkraftanlagen auf dem Meer verlangsamt und anstelle dessen der Bau von Windkraftanlagen an Land beschleunigt werden.
Die produzierte Strommenge bliebe bei einer solchen Verlagerung identisch. Dies gelte in gleichem Maße für einen Zubau von Windkraftanlagen vorwiegend an windreichen Standorten im Norden wie für einen Zubau, der stärker in der Nähe der Verbrauchsschwerpunkte erfolgt. Das sind zentrale Ergebnisse der Studie „Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland“, die von dem Aachener Beratungsunternehmen Consentec mit Unterstützung des Fraunhofer IWES von der Berliner Initiative Agora Energiewende erstellt wurde.
„Die Politik hat einen sehr großen Handlungsspielraum, wenn es um die künftige regionale Verteilung des Zubaus von Erneuerbaren Energien geht“, sagt Rainer Baake, Direktor der Denkfabrik bei Agora, die von der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation getragen wird. „Das zeigt diese Arbeit erstmals mit beispielloser Präzision.
Detailliert verglichen wurden zwei realistische Ausbaupfade bei Wind- und Solaranlagen in Deutschland: einerseits orientiert an den besten Standorten (Windkraft vor allem in Norddeutschland, Photovoltaik vor allem im Süden) und andererseits an den Verbrauchszentren. Es zeigt sich, dass beide Wege für das Gesamtstromsystem in etwa zu den gleichen Kosten führen. Zwar müssen im Szenario „verbrauchsnaher Ausbau“ insgesamt etwas mehr Wind- und Solaranlagen gebaut werden. Da diese aber zu unterschiedlichen Zeiten Strom produzieren und näher am Verbrauch ins Netz einspeisen, entlasten sie das Stromsystem und müssen deutlich seltener gedrosselt werden als die Anlagen im Szenario „bester Standort“.
Zusätzlich zeigt die Studie, dass der Ausbau der im Bundesbedarfsplangesetz vorgesehenen Stromnetze zwar unbedingt benötigt wird, ein um einige Jahre verzögerter Ausbau die Energiewende aber nicht abwürgt und nicht notwendigerweise teurer macht. Mit dem Bau neuer Wind- und Solarkraftwerke muss daher nicht gewartet werden, bis die Stromleitungen des Bundesbedarfsplangesetzes realisiert sind. Zwar werden Wind- und Solarkraftwerke bei einem verzögerten Netzausbau an windigen beziehungsweise sonnigen Tagen häufiger gedrosselt, dem stehen jedoch Einsparungen durch verzögerte Investitionen in Leitungen gegenüber. „Es ist wichtig, dass die zusätzlichen im Bundesbedarfsplangesetz vorgesehenen Leitungen gebaut werden. Unter reinen Kostengesichtspunkten ist ein um wenige Jahre verzögerter Bau aber nicht kritisch“, betont Baake. (af)
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