„Altersvorsorge ist kein Zusatznutzen, sondern unumstößliche Notwendigkeit“, sagt Martin Bockelmann, Vorstand der xbAV AG, im Interview mit Cash.Online. Er spricht über die Zukunft der betrieblichen Altersversorgung (bAV) und seine Ansätze für eine höhere Akzeptanz der bAV in der Bevölkerung.
Cash.Online: Die Bundesregierung hegt die Absicht, die bAV zu stärken, um die Altersarmut zu bekämpfen. So haben bislang rund 60 Prozent der Beschäftigten eine Anwartschaft auf eine Betriebsrente, in Zukunft sollen es 80 Prozent sein. Welche Weichen müssen gestellt werden, um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen?
Bockelmann: Zwei Weichen halte ich für wesentlich. Zum einen ist die Verbeitragung ein großes Thema. Eine Verbesserung wäre beispielsweise, nur den halben Beitragssatz beim Rentner in Abzug zu bringen – also ausschließlich den Arbeitnehmeranteil. Die Gegenfinanzierung könnte dadurch erfolgen, dass Entgeltumwandungsbeiträge in der Beitragsphase für den Arbeitgeber kranken- und pflegeversicherungspflichtig gestellt würden. Vorteil ist: Der Arbeitgeber spart weiterhin Renten- und Arbeitslosenversicherungsbeiträge und für den Arbeitnehmer würde die bAV noch mal attraktiver.
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Und die zweite Weiche?
Das zweite wichtige Thema ist die Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung. Was wir brauchen, ist Klarheit darüber, wie das Leben im Alter mit nur der gesetzlichen Rente aussieht. Altersvorsorge bedeutet, den Standard für das Rentenalter zu sichern. Anders formuliert: Sie ist kein Zusatznutzen, sondern unumstößliche Notwendigkeit. Gerade hier sehe ich auch die Medien in der Pflicht. In der Presse wird die Entgeltumwandlung oft sowohl negativ als auch nicht korrekt dargestellt – das verunsichert. Eine offene Kommunikation muss die Notwendigkeit der bAV als Versorgungsbaustein in seiner Ganzheit thematisieren. Die bAV ist eine Vorsorgeart mit geringem Risiko, staatlicher Förderung und der Möglichkeit des Arbeitgeberzuschusses. Deren Rentabilität im Vergleich zu anderen Vorsorgemöglichkeiten sollte der breiten Öffentlichkeit verständlicher gemacht werden. Und auch, dass der Verzicht auf die eigene Vorsorge für das Rentenalter keine sinnvolle Lösung ist.
Seite zwei: Bockelmann zu bAV-Verbreitung, Digitalisierung und Riester-Kritik