Ergo-Chef Oletzky: Weshalb Herr Kaiser gehen musste

Cash.: Wie verteilt sich das Versicherungsgeschäft der Ergo und ihrer Töchter auf die unterschiedlichen Absatzkanäle? Welcher Vertriebsweg hat das größte Potenzial?

Oletzky: Wir sprechen unsere Kunden über unterschiedliche Vertriebswege an. Selbstständige Vermittler spielen dabei eine große Rolle: sie erzielen etwa 50 Prozent des Geschäfts. Über Makler und Mehrfachagenten machen wir rund 20 Prozent des Geschäfts – was wir noch für ausbaufähig halten. Der Rest verteilt sich auf die Vertriebswege Bank, Direkt und Kooperationspartner. Letztere sind vor allem im Reiseversicherungsgeschäft der ERV von Bedeutung.

Cash.: Eine wachsende Zahl an Mitbewerbern kauft sich bei Vertrieben und Maklerpools ein. Ein Modell für die Ergo?

Oletzky: Der Ergo Maklervertrieb arbeitet mit einigen Maklerpools erfolgreich zusammen, Beteiligungen gehören aber nicht zum strategischen Fokus.

Cash.: In welchen Sparten wollen Sie in diesem und im kommenden Jahr Schwerpunkte setzen?

Oletzky: Als Allspartenversicherer sind für uns zunächst alle Sparten wichtig. In der Schaden-/Unfallversicherung haben wir sicherlich noch ein wenig Nachholbedarf, hier wollen wir wie in den letzten Jahren stärker als der Markt wachsen. Auch in der Krankenversicherung sehen wir gute Neugeschäftschancen, wenn im Angestelltenbereich die Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der PKV aus der Zeit der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt jetzt teilweise wieder zurückgenommen werden.

Cash.: Welche Innovationen aus dem Hause Ergo können die Kunden in den kommenden Monaten erwarten?

Oletzky: Seit Juli bieten wir in der industriellen Sachversicherung mit der Ergo Industrie-Police für Industrieunternehmen umfangreiche Deckungserweiterungen. Hierauf aufsetzend haben wir ein Sonderprodukt für den Mittelstand mit Sach- und Ertragsausfallversicherungssummen bis 25 Millionen Euro entwickelt. Im Transportbereich sind wir seit Anfang des Jahres im Seekasko-Geschäft jetzt auch als Führungsversicherer tätig. Eine neue Auflage erfährt im Bereich Lebensversicherung die neue fondsgebundene Rentenversicherung „Vorsorge Invest Plus“ der Vorsorge Luxemburg. Und im Gesundheitsbereich werden wir zum Jahreswechsel neue Produkte in der Reihe Kombimed der Ergänzungsversicherung beispielsweise mit Tarifen für Naturheilbehandlung anbieten.

Cash.: Zur Zukunft des deutschen Versicherungsmarktes: Viele Experten sehen einen steigenden Konsolidierungsdruck. Wie ist Ihre Einschätzung, gibt es in Zukunft nur noch eine Hand voll Versicherer am deutschen Markt?

Oletzky: So extrem wird es sicher nicht kommen. Es gibt in Deutschland eine ganze Reihe kleinerer Versicherer, die mit klar fokussierten Geschäftsmodellen sehr gut aufgestellt sind. Ich glaube aber schon, dass der Trend der Konzentration im Markt fortschreiten wird und wir weitere Zusammenschlüsse sehen werden. Dabei spielt auch der zunehmende Druck aufgrund schwierigerer und komplexerer Rahmenbedingungen wie der aktuellen Zinssituation oder Solvency II eine Rolle. Wer in diesem Umfeld nicht die erforderliche Größe hat, oder aber durch konsequente Spezialisierung die Komplexitätsfalle vermeidet, der wird es in Zukunft schwer haben.

Interview: Frank Milewski

Foto: Cash.

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