Die makrofinanziellen Aussichten sind in der Tat immer noch aufwärtsgerichtet. Für Luxusgüter und Finanzwerte ist der Zeitpunkt günstig. Auch Rohstoffe erleben zum Teil einen Aufschwung. Der Preis für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent ist beispielsweise seit Jahresbeginn um 44,4 % gestiegen. Gold hingegen, allgemein als Barometer der Angst bekannt, ist um 6,8 % gefallen.
Zögerlich bleiben Anleger in den Segmenten Reisen und Fluggesellschaften, die empfindlicher auf das Risiko einer neuen Virensequenz reagieren. Dieses Klima wird durch die beruhigende, ja sogar vorsichtige Haltung der wichtigsten Währungsbehörden gestützt. Weder die FED noch die EZB will riskieren, dass die Erholungsdynamik gebrochen wird. Beide sind daher bereit, eine vorübergehende Überhitzung ihrer Volkswirtschaften hinzunehmen. Der anhaltende Anstieg der Impfkampagnen, insbesondere in den am weitesten entwickelten Ländern, legitimiert wiederum den vorherrschenden Optimismus.
Vorsicht vor überbewerteten Growth-Titeln
Dieses sehr gute makroökonomische Momentum wird konjunktursensible Werte weiterhin unterstützen. Saint-Gobain ist seit Jahresbeginn um 48,1% gestiegen, Société Générale um 46%, Publicis um 32,3%. Bei anderen Werten ist wiederrum Vorsicht geboten – insbesondere bei Wachstumsunternehmen, deren Bewertungen im Laufe des Jahres überzogen sind.
Einer Umkehr der Erwartungen, entweder in Bezug auf eine höhere und nachhaltigere Inflation oder auf enttäuschende Ergebnisse (Tesla), würden diese Unternehmen nicht gut standhalten. In der aktuellen Marktlage lohnt es sich, eine besondere Preiswachsamkeit an den Tag zu legen. Erfolgversprechend sind Value-Aktien und Unternehmen, die vom aktuellen Zyklus profitieren.
Autor Patrick Linden ist Geschäftsführer Deutschland und Partner bei Clartan Associés.