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Eric Bussert, Hanse Merkur: „Die Riester-Rente wird wieder aktiver vermarktbar“

Foto: HanseMerkur
Eric Bussert: "Neue Anbieter kehren in den Markt zurück."

Welche Rolle spielt die Riester-Rente aktuell im Vertrieb? Eric Bussert, Vorstand Vertrieb und Marketing bei der Hanse Merkur, nimmt Stellung und erläutert den Effekt veränderter Rahmenbedingungen.

Medien und Politik haben das Image der Riester-Rente reichlich angekratzt. Wie hat sich das auf den Vertrieb durchgeschlagen?

Bussert: Die mediale Berichterstattung hat bei vielen Kunden Verunsicherung hervorgerufen. Dadurch war es für unsere Vermittler in den vergangenen Jahren mitunter herausfordernd, die vielfältigen Vorteile der Riester-Rente zu vermitteln. Dabei bietet dieses Vorsorgeprodukt insbesondere bestimmten Zielgruppen erhebliche finanzielle Vorteile: Über Jahre hinweg können förderberechtigte Personen fünfstellige Zuschüsse generieren, und die Förderquoten übersteigen in vielen Fällen andere marktübliche Vorsorgelösungen.


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Die Riester-Rente erfüllt damit in der Mehrzahl der Fälle genau den Zweck, für den sie im Jahr 2001 im Rahmen des Altersvermögensgesetzes geschaffen wurde: die Senkung des Rentenniveaus von 70 auf 67 Prozent auszugleichen. Entscheidend bleibt jedoch, dass Kunden die Zulagenvoraussetzungen erfüllen und die entsprechenden Anträge korrekt gestellt werden.

Wie sehen Sie den Markt aktuell? Welche Rückmeldungen erhalten Sie von Vertriebspartnern in Bezug auf die Riester-Rente?

Bussert: Unsere Erfahrung zeigt: Wenn Kunden die Fördermöglichkeiten konkret vor Augen geführt werden, entscheiden sie sich auch für einen Abschluss. Die Zahlen sprechen für sich. Bestimmte Zielgruppen, insbesondere kinderreiche Familien, profitieren besonders von dieser staatlich geförderten Altersvorsorgeform, da keine andere Sparanlage eine höhere Förderquote bietet. Weil die Förderung von Faktoren wie Einkommen, Familienstand und Kinderzahl abhängig ist, bietet die Riester-Rente zudem kontinuierliche Beratungsanlässe. Der jährliche Kundenkontakt zur Überprüfung der Zulagenberechtigung ist dabei nicht nur notwendig, sondern auch aus Vertriebssicht wertvoll.

Welche Bedeutung hat die Erhöhung des Höchstrechnungszinses auf 1,0 Prozent für die Attraktivität der Riester-Produkte?

Bussert: Die Riester-Rente unterliegt der gesetzlichen Anforderung einer vollen Beitragsgarantie. Daher beeinflusst der Höchstrechnungszins direkt die kalkulatorischen Möglichkeiten der Anbieter. Als der Zins in 2022 auf 0,25 Prozent gesenkt wurde, zogen sich viele Gesellschaften aus dem Markt zurück, da eine rentable Gestaltung kaum mehr möglich war. Mit der Erhöhung auf 1,0 Prozent verbessern sich die Rahmenbedingungen erheblich: Neue Anbieter kehren in den Markt zurück, und hybride Anlagekonzepte werden wieder rentabel darstellbar. Dies ermöglicht eine stabilere Kalkulation der Garantien und bietet Spielraum für Fondslösungen. Dadurch wird die Riester-Rente wieder aktiver vermarktbar.

Für welche Kundenzielgruppe kann heute ein Riester-Vertrag attraktiv sein – auch nach Abzug aller Kosten?

Bussert: Die Riester-Rente bleibt insbesondere für einkommensschwächere Personen, Familien mit Kindern und mittelbar Förderberechtigte eine hochattraktive Vorsorgelösung. Mit minimalem Eigenbeitrag können erhebliche staatliche Zuschüsse generiert werden. Zudem besteht die Möglichkeit, durch zusätzliche Beitragszahlungen steuerliche Vorteile bis zum geförderten Höchstbetrag von 2.100 Euro pro Jahr zu nutzen. So kann nahezu jeder Förderberechtigte in gewissem Umfang profitieren. Gleichzeitig muss betont werden, dass die Riester-Rente ursprünglich zur Kompensation der Rentenniveausenkung eingeführt wurde. Sie ist daher als Baustein der Altersvorsorge gedacht, nicht als alleinige Lösung.

Worauf legen Sie Wert bei der Produktkonzeption der Riester-Rente?

Bussert: Unsere Riester-Rente, „Riester Care / Invest“, bietet niedrige Kosten und hohe garantierte Rentenwerte. Uns ist es besonders wichtig, unseren Kunden in dieser Vorsorgeform ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten. Zudem verfügt unser Produkt über vielfältige Beitragsanlagemöglichkeiten, darunter ein hochwertig vorselektiertes Fondsportfolio. Wir bieten zudem flexible Lösungen für Zahlungsschwierigkeiten und Zuzahlungsoptionen. Unsere Abruf- und Verlängerungsphase ermöglicht eine flexible Gestaltung des Rentenbeginns innerhalb eines Zeitraums von zehn Jahren. Durch die optionale Todesfallleistung ist ohne Mehrkosten eine Pflegeoption integriert, die im Pflegefall eine erhöhte Rente bietet. Darüber hinaus können Kunden bis zu 30 Prozent des angesparten Kapitals zu Rentenbeginn entnehmen oder das Guthaben für einen Wohnriester nutzen. Kurz gesagt: „Riester Care / Invest“ ist besonders flexibel, besonders sicher und besonders attraktiv.

Eine Reform der geförderten Altersvorsorge fiel dem Ampel-Aus zum Opfer. Was würden Sie sich hier für neue Impulse seitens der Politik wünschen?

Bussert: Ein wichtiger Reformschritt wäre die Lockerung der starren Garantieanforderungen, ein Punkt, der bereits in den politischen Reformvorschlägen enthalten war. Zudem sollten die Höchstbeitrags- und Fördergrenzen nach fast 25 Jahren Riester-Rente an die inflationäre Entwicklung angepasst werden. Um die private Altersvorsorge zu stärken, sollte zudem eine vollständige Anrechnungsfreiheit der Riester-Rente auf die Grundsicherung geprüft werden. Dies würde die Attraktivität für einkommensschwächere Gruppen deutlich erhöhen. Ein weiteres Hemmnis ist der hohe administrative Aufwand für Kunden und Anbieter. Vereinfachte Verfahren könnten dazu beitragen, die Verbreitung der Riester-Rente wieder zu steigern und mehr Menschen für die geförderte Altersvorsorge zu gewinnen.

Die Fragen stellte Oliver Lepold, Dipl. Wirtschaftsingenieur und freier Finanzjournalist

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