93 Prozent der Deutschen befürworten den Ausbau alternativer Energien, zwei Drittel sind mit Wind-, Solar- oder Biomasseanlagen in der Umgebung einverstanden. Mehr als die Hälfte findet eine EEG-Umlage von fünf Cent pro Kilowattstunde zu hoch.
Das sind die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter über 4.000 Deutschen, die das Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest im Auftrag der Berliner Agentur für Erneuerbare Energien durchgeführt hat. Demnach sprechen sich 93 Prozent der Bevölkerung den Ausbau alternativer Energien. Gespalten ist dagegen das Bild, wenn es um die Höhe der Zusatzkosten durch die Energiewende geht. Bundesweit finden 47 Prozent der Umfrageteilnehmer eine Erneuerbare-Energien-Umlage (EEG-Umlage) von fünf Cent pro Kilowattstunde angemessen oder zu niedrig, 51 Prozent halten den Betrag für zu hoch. Dabei zeigen sich Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern: Die Zustimmung in Ostdeutschland ist durchweg deutlich niedriger als im Westen.
„Die Bürger müssen höhere Lasten schultern, während gleichzeitig die Industrie von großzügigen Ausnahmen und sinkenden Börsenstrompreisen profitiert. Offenbar empfinden viele Befragte die Belastungen deshalb zunehmend als ungerecht“, bewertet Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien, die Ergebnisse der Umfrage. Auch Prof. Dr. Roland Menges, der mit ökonomischen Experimenten die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende untersucht, bestätigt diese Entwicklung : „In unseren Experimenten wird immer wieder deutlich, dass die Bürger den Ausbau Erneuerbarer Energien wollen und auch bereit sind, dafür zu bezahlen“, erläutert der Leiter des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der TU Clausthal. „Unsere Ergebnisse zeigen auch, dass die Menschen ein kollektives System wie die EEG-Umlage bevorzugen. Die Akzeptanz schwindet jedoch mit zunehmender Anzahl von Trittbrettfahrern, also von Ausnahmen im System“, so Menges weiter.
Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Befragt nach der Zustimmung zu Stromerzeugungsanlagen in der eigenen Nachbarschaft, bewertete auch in Bundesländern mit hoher Anlagendichte eine Mehrheit von bis zu 75 Prozent Erneuerbare-Energien-Anlagen in der Nähe des eigenen Wohnortes als positiv – und damit deutlich mehr als dies bei fossilen oder nuklearen Kraftwerken der Fall ist. Beim Blick auf die verschiedenen Erneuerbare-Energien-Technologien zeigt sich, dass Solar- und Windenergieanlagen die größte Zustimmung erfahren. Bei Menschen, die solche Anlagen bereits in ihrer Umgebung haben, fielen die Akzeptanzwerte sogar noch besser aus.
Erneuerbare Energien haben in den letzten Jahren in Deutschland eine rasante Entwicklung genommen. Ihr Anteil am Bruttostromverbrauch stieg nach Angaben der Berliner Agentur von 6,8 Prozent im Jahr 2000 auf rund 25 Prozent in 2012. Auch im Wärmebereich konnten die regenerativen Energien zulegen. Diese Entwicklung geht einher mit einer erhöhten Zahl von Erneuerbare-Energien-Anlagen. Mitte 2012 waren in Deutschland 22.664 Windenergieanlagen, 1,22 Millionen Photovoltaikanlagen, 1,66 Millionen Solarkollektoren und 7.520 Biogasanlagen in Betrieb. (af)
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