Die Idee, Windmühlen über geschlossene Fonds zu finanzieren, ist nicht neu: Zwischen 2001 und 2005 investierten die Emissionshäuser gemeinsam mit ihren Anlegern rund vier Milliarden Euro in die damals noch junge Windenergiebranche. Die Beteiligungsangebote jener Tage waren als Steuersparmodelle konzipiert, die Investitionsobjekte nicht selten zu mehr als 80 Prozent über Darlehen finanziert. Um die rege Anlegernachfrage zu bedienen, wurden teilweise Prototypen verbaut, deren Reparaturanfälligkeit unterschätzt wurde. Überschätzt wurde dagegen häufig das Windaufkommen am Standort des Fondsobjekts. In zahlreichen Fällen reichten die Stromerträge nicht aus, um die prognostizierten Werte zu erreichen, einige Fondsgesellschaft mussten gar Insolvenz anmelden Die Anlegergelder waren futsch.
Manch ein Initiator hat dazu beigetragen, dass die Assetklasse Windkraft lange Zeit als verbrannte Erde galt. Eine Altlast, mit der Lloyd-Fonds-Mann Schulz auch jetzt noch zu kämpfen hat. „Heutzutage bewegen wir uns in einem professionalisierten Marktumfeld. Die Technik der Anlagen ist viel ausgereifter, dank neuer Softwaresysteme und einem dichten Netzwerk von Messstandorten. Auf Basis einer langen Ist-Daten-Historie lassen sich heute sehr präzise Windgutachten erstellen. Das gilt auch für Standorte, die noch gar nicht erschlossen sind“, betont Schulz.
Axel Stiehler, Geschäftsführer des Hamburger Emissionshauses Aquila Capital Advisors, bescheinigt den Windenergiefonds der neuen Generation ebenfalls Potenzial. „Mit den modernen Windmühlen lassen sich weitaus höhere Erträge generieren als mit den Anlagen früherer Jahre. Bedauerlicherweise sind die besten Windstandorte mit alten Windkraftanlagen und vergleichsweise niedrigen Wirkungsgraden besetzt. Die Bereiche Repowering, also das Ersetzen alter Windparks durch neue an den ertragreichen Standorten und die Offshore-Technik dürften zu bedeutenden Investitionszielen geschlossener Fonds in den kommenden Jahren werden – auch über unsere Landesgrenzen hinweg“, prognostiziert Stiehler.
In der Tat ist die Windenergiebranche länderübergreifend auf dem Vormarsch: Angaben des europäischen Windenergieverbands EWEA zufolge wurden allein im vergangenen Jahr auf dem Gebiet der Europäischen Union Windkraftanlagen mit einer Leistung von 9.259 Megawatt (MW) und einer Investitionssumme von rund 12,7 Milliarden Euro neu installiert.
Die Gesamtleistung belief sich Ende 2010 auf mehr als 84.000 Megawatt. Mit einem Anteil von 27.214 MW, die von rund 21.607 Anlagen erzeugt werden, bleibt Deutschland Europameister. Muss es auch, denn die Bundesregierung plant, bis zum Jahr 2020 knapp ein Drittel des heimischen Strombedarfs aus erneuerbaren Energiequellen zu decken.
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