Element Wasser
In Deutschland dominierten bisher geschlossene Solarfonds den Markt, vereinzelt kamen Windfonds hinzu. Ansonsten wurden grüne Immobilien, Waldinvestments und sogar Schiffe als umweltfreundliche und nachhaltige Fonds verkauft.
Als neue Gattung sind nun zwei Fonds im Vertrieb, die in die Kraft des Wassers investieren. Aquila Capital will bei seinem Hydropower Invest II – der erste war eine private Platzierung – bis zu 16 Wasserkraftwerke in der Türkei ankaufen. Diese sollen knapp eine Terrawattstunde Strom erzeugen. Die Hälfte der Kraftwerke ist schon am Netz.
Die DWS Access finanziert mit ihrem Wasserkraft-Fonds vorwiegend Projektentwicklungen in Norwegen, Albanien und der Türkei. Für ein österreichisches Kraftwerk wurde ein Pachtvertrag abgeschlossen. Die anderen Kraftwerke sollen noch gebaut werden. Dass die Fonds ihren Investitionsschwerpunkt in Südosteuropa haben, hat Gründe. „Deutschland hat keine Reserven mehr für Wasserkraft“, so Wüstefeld. Selbst in Westeuropa seien die interessanten Standorte bereits weitestgehend erschlossen, sagt Aquila-Geschäftsführer Axel Stiehler.
Wasserkraft ist nur dann wirklich rentabel, wenn die geografischen Bedingungen stimmen – insbesondere das Gefälle und der Wasserdurchlauf. Darum ist sie besonders dort ergiebig, wo Berge und Regen reichlich vorhanden sind, etwa in Skandinavien, dem Alpenraum oder Teilen Südosteuropas. Wasserreiche Länder wie Norwegen decken heute schon fast hundert Prozent des Energiebedarfs über Wasserkraftwerke ab.
Die Stromerzeugung geschieht CO2-frei und – im Gegensatz zu Wind und Sonne – weitgehend wetterunabhängig bei Tag und Nacht. Das macht sie deutlich planbarer. Zudem gilt die Technik als ausgereift. Wasserturbinen laufen mehrere Jahrzehnte, bevor sie ausgetauscht werden müssen. Auch der Wirkungsgrad ist mit 90 Prozent extrem hoch. Bei der Windenergie liegt er zwischen 20 und 50 Prozent, bei Solarzellen sogar nur bei maximal 20 Prozent.
Eine Welle an neuen Wasserfonds oder gar einen Boom wie bei Solarfonds wird es trotzdem nicht geben. Dafür seien die Planungs- und Genehmigungsverfahren viel aufwändiger als bei Solar- oder Windkraftwerken, meint Stiehler. Für Aqulia scheint das aber nicht zu gelten. So plant man 2012 noch zwei weitere Wasserkraft-Fonds. Für die Anleger bieten die Wasserfonds noch eine zweite Neuerung. Sie waren es bislang gewöhnt, ihre Einnahmen aus staatlich garantierten Einspeisevergütungen zu erhalten.
Zwar gibt es in den meisten Ländern auch Subventionen für Strom aus Wasserkraft, doch diese sind in der Regel deutlich niedriger als der Marktpreis. So verkaufen viele Wasserkrafterzeuger heute schon ihren Strom am Markt. „Mit Wasserkraft kann man Strom produzieren, ohne auf Subventionen angewiesen zu sein“, sagt Wüstefeld. Das bedeutet aber auch, dass die Einnahmen schwanken können.