Special Nachhaltigkeit: Grüne Geldanlage gewinnt

Schnurgerade Reihen von Kollektoren eines Solarparks aus der Luft
Foto: hep / Matt Stark
Photovoltaik-Anlage des HEP-Fonds "Solarpark Nordendorf" aus der Luft. Er trägt seit 2009 zur Energiewende und zur Rendite der Anleger bei.

Nachhaltigkeit und Klimaschutz rücken nicht nur bei der Stromerzeugung in den Mittelpunkt, sondern in allen Teilen der Wirtschaft, bei Immobilien und Sachwertanlagen und nun auch im Finanzvertrieb. Doch die Bürokratie ist gewaltig – neue Zutaten zum Kürzelsalat eingeschlossen.

Schnurgerade reihen sich die Solarkollektoren aneinander. Ein Streifen neben dem anderen. In der Mitte die Trafo- und Wechselrichterstation, daneben – auf dem Luftbild kaum auszumachen – ein schwarzer Van mit einem grünem Farbklecks. Das Auto macht die enorme Größe der Anlagen deutlich. Der Klecks ist aus der Nähe betrachtet ein auflackierter grüner Gorilla. Daneben die Aufschrift „there is no planet b“.

Es ist ein Firmenwagen der hep aus dem kleinen Güglingen in Baden-Württemberg. Sie ist auf Photovoltaik spezialisiert, realisiert international solche Projekte und legt entsprechende Fonds auf. Dieser Solarpark indes liegt in Deutschland, bei Nordendorf nördlich von Augsburg. 19 Hektar umfasst die Anlage, so viel wie 25 Fußballfelder. Sie ging 2009 ans Netz, produziert in der Spitze 7,5 Megawatt Strom und gehört 321 Kapitalanlegern, die sich an einem Fonds von hep beteiligt haben. Der neuesten Leistungsbilanz zufolge haben sie bis Ende 2022 kumuliert Auszahlungen von 88,2 Prozent ihrer Einlage erhalten, auf das Zehntel Prozent fast exakt wie geplant.

Zuletzt hat hep, das sein Kürzel für sich als Unternehmen stets in Klein- und in Zusammenhang mit den Fonds in Großbuchstaben schreibt, hauptsächlich im Ausland investiert, vor allem in den USA und Japan. Mit dem HEP – Solar Green Energy Impact Fund 1, den hep Ende 2022 aufgelegt hat, sind daneben auch wieder Investitionen in Europa, speziell Deutschland, vorgesehen (siehe Interview mit CSO Thorsten Eitle). Der Fonds ist einer der ersten alternativen Investmentfonds (AIF) mit der höchsten Nachhaltigkeitsstufe nach den neuen Vorschriften, die auch für andere Kapitalanlagen und deren Vertrieb relevant sind. Doch dazu später mehr.

Erneuerbare Energien mit mächtig Rückenwind

Zunächst zur Branche, in der hep aktiv ist und die derzeit mächtig Rückenwind hat: Erneuerbare Energien. Schon 2022 stammte fast die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Stroms aus regenerativen Quellen: 48,3 Prozent. Im Jahr zuvor waren es 42,7 Prozent gewesen. Das teilte die Bundesnetzagentur Anfang Januar mit. Den größten Beitrag dazu leistete Windkraft. On- und Offshore-Anlagen kamen 2022 gemeinsam auf 25,9 Prozent des Gesamtverbrauchs. Photovoltaik deckte 11,4 Prozent ab, Biomasse 8,2 Prozent. Die übrigen 2,8 Prozent entfielen auf Wasserkraft und sonstige Erneuerbare.

Das reicht der Bundesregierung nicht. Sie will den Ausbau noch erheblich beschleunigen und hat im Frühjahr 2022 ein riesiges Gesetzespaket – das sogenannte Osterpaket – auf den Weg gebracht, das Anfang 2023 in Kraft getreten ist. Zielsetzung ist nicht mehr nur Klimaschutz, sondern auch die Versorgungssicherheit und -autonomie des Landes nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 und der Explosion der Energiepreise sowie einer drohenden „Gasmangellage“.

So schreibt das Osterpaket neben diversen Einzelmaßnahmen den Grundsatz fest, dass „die Nutzung erneuerbarer Energien im überragenden öffentlichen Interesse liegt und der öffentlichen Sicherheit dient“. Dadurch werden Einsprüche gegen geplante Projekte, die vor allem den Bau neuer Windenergieanlagen vielfach um Jahre verzögern, erschwert. Anfang Februar 2023 verabschiedete der Bundestag zudem das Infrastrukturbeschleunigungsgesetz, das die Geschwindigkeit von Verwaltungsverfahren für Infrastrukturprojekte erhöhen soll. Es fiel allerdings weniger vehement aus als ursprünglich geplant, weil die Grünen die FDP-Forderung nach der Einbeziehung auch des Autobahnbaus nicht akzeptieren wollten, die FDP aber weitergehenden Erleichterungen allein für erneuerbare Energien nicht zustimmte – angesichts der enormen Bedeutung der Energieversorgung ein ziemlich fragwürdiges Fingerhakeln der Koalitionspartner.

EEG-Vergütung rückt wieder stärker in den Vordergrund

Dazu, dass die Streithähne sich nicht stärker am Riemen gerissen haben, dürfte auch beigetragen haben, dass sich die Situation der Energieversorgung etwas entspannt hat. Die befüchtete Gasmangellage konnte – jedenfalls für den Winter 2022/2023 – vermieden werden, auch sind die Marktpreise für Gas und Strom wieder deutlich gesunken. So ist nach Zahlen von Statista der durchschnittliche Preis für Strom in Deutschland am Epex-Spotmarkt seit seinem Höhepunkt im August 2022 von 465 Euro pro Megawattstunde (MWh) im Januar 2023 auf rund 118 Euro, also 11,8 Cent pro Kilowattstunde (Kwh), gefallen.

Damit dürfte auch die gesetzliche Mindestvergütung nach dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) wieder stärker in den Vordergrund rücken als es im vergangenen Jahr den Anschein hatte, jedenfalls als „Sicherheitsnetz“. Sie war zuletzt für neue Freiflächen-Solar- sowie Windenergieanlagen an Land auf jeweils maximal knapp unter sechs Cent pro Kwh gedeckelt. Doch diese Höhe reicht offenbar nicht mehr aus. Auch Wind- und Solaranlagenbauer haben mit Lieferengpässen, Preiserhöhungen und dem Zinsanstieg zu kämpfen. So gingen bei den jüngsten Ausschreibungen im November und Dezember 2022 die ausgeschriebenen Kontingente für neue Anlagen bei Weitem nicht weg.

Die Bundesnetzagentur hat daraufhin die Maximalwerte für künftige Ausschreibungen auf jeweils rund 7,4 Prozent angehoben, also das Sicherheitsnetz um 25 Prozent höher aufgespannt. Das schließt nicht aus, dass die Anlagenbetreiber den Strom bei entsprechendem Marktniveau weiterhin auch zu höheren Preisen verkaufen.

Nächste Seite: ESG-Vorschriften auch für Immobilien und Fonds

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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