ETF und Zinsen: Wie höhere Zinssätze Investitionen in Aktien-ETF beeinflussen

Europäische Zentralbank, Frankfurt
Foto: PantherMedia/sergio_monti (YAYMicro)
Europäische Zentralbank in Frankfurt: Hier werden die Zinsen "gemacht".

Zinsanhebungen sind für Aktien-ETF-Investitionen ein beachtenswerter direkter Einflussfaktor auf Unternehmen, während sich Finanzmärkte ständig im Fluss befinden.

Steigende Zinssätze können die Investitionsstrategien der Konzerne erheblich beeinträchtigen. Dann sind mit Aktien-ETF-Investitionen neben Chancen gleichzeitig besondere Herausforderungen verbunden.

Anzeichen für Wahrscheinlichkeit von erneuten Zinsanhebungen

Bevor Einflüsse der höheren Zinssätze auf Aktien-ETF-Investitionen analysiert werden, ist zunächst die Bewertung der Wahrscheinlichkeit von zukünftigen Zinsanhebungen sinnvoll. Dabei spricht viel für die Erkenntnis, dass beachtliche Risiken erneute Zinsanstiege begünstigen könnten. Neben internationalen Konflikten mit Gefahren für Lieferketten sind in diesem Zusammenhang der Fachkräftemangel, die Demographie und weitere Faktoren als Inflationstreiber beachtenswert.


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Für die USA sowie andere große Schuldner unter den Industriestaaten entfallen am Anleihenmarkt unter anderem mit den Notenbanken und China potente Käufer. An den Kreditmärkten verschieben sich deshalb das Angebot und die Nachfrage. Tendenziell ist diese Entwicklung ein Anzeichen dafür, dass Anleger weiterhin mit steigenden Zinsen rechnen müssen.

Alexander Sindermann (Foto: Marco Mehl)

Entscheidender Zinseinfluss auf die Indexfonds

Höhere Zinssätze sind für Aktien-ETF-Investitionen vor allem im Hinblick auf Indexfonds ein beachtenswerter Einflussfaktor. Das hängt damit zusammen, dass die steigenden Zinsen insbesondere in den sogenannten zinssensiblen Branchen für Unternehmen zu höheren Abwertungen führen. Davon sind unter anderem Technologie- und Industriewerte sowie Energieversorger oder Telekommunikationskonzerne betroffen.

Beispielsweise erreichen im MSCI-World-Index Apple, Microsoft und Amazon zusammen mit Nvidia, Alphabet, Meta sowie Tesla als die „glorreichen Sieben“ einen hohen Anteil von circa 16,9 Prozent. Auch bei anderen Indizes wie dem S&P 500 besteht das Problem, dass Technologieunternehmen und weitere zinssensible Branchen überdurchschnittlich vertreten sind. Aus diesem Grund entstehen sozusagen „Klumpenrisiken“.

Defensive Alternativen für Aktien-ETF-Investitionen bei steigenden Zinsen

Populäre Indexfonds stoßen somit an ihre Grenzen, wenn Anleger sich aus Angst vor steigenden Zinssätzen breiter positionieren möchten. Wer vor allem mittel- und langfristige Entnahmen anstrebt, kann bei Aktien-ETF-Investitionen in erster Linie Fonds mit einem Fokus auf die defensiven Branchen bevorzugen. Damit werden die nichtzyklischen Konsumgüter, das Gesundheitswesen sowie Versorger stärker berücksichtigt.

Wer wegen der Zinserhöhungen nicht mehr auf Klassiker wie den NASDAQ, MSCI World oder den S&P 500 setzen will, kann eine Investition in alternative Indexfondskonzepte prüfen. Dann bieten beispielsweise „Equal Weighted“ ETFs eine interessante Alternativoption. Damit wird wirklich marktgleichgewichtet in Indizes investiert, weil jeder vertretene Wert im Fonds die identische Gewichtung erhält. Mit dieser Strategie gelingt in einem Aktienindex eine breitere Risikostreuung.

Eine weitere Alternative sind die BIP-gewichteten ETFs. Durch die BIP-Gewichtung werden die einzelnen Länder nach dem Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt berücksichtigt. Während die USA im MSCI World einen Anteil von 70 Prozent erreichen, liegt der Anteil des Staats am weltweiten BIP hingegen lediglich bei rund 15,5 Prozent. China erhält durch einen BIP-gewichteten ETF einen höheren Anteil.

Zudem bieten Faktor-ETFs und Smart-Beta-ETFs eine Alternativstrategie für eine Zukunft mit Risiken durch steigende Zinssätze. Hierdurch ist eine gezielte Investition in Value-Aktien, Small Caps oder Momentum-Werte möglich. Langfristig besteht damit laut Ergebnissen aus der Kapitalmarktforschung die Chance auf höhere Renditen. Für derartige Aktien-ETF-Investitionen sind aber Abweichungen im Vergleich zu den Indexrenditen beachtenswert. Daher ist dafür eine entsprechende Kapitalmarkterfahrung unverzichtbar. Unerfahrene Anleger profitieren vor der Entscheidung für Faktor- oder Smart-Beta-ETFs deshalb von versierten Beratern.

Fazit

Durch Zinsanhebungen gelten die klassischen Indexfonds für vorsichtige Aktien-ETF-Investitionen seltener als unumstrittenes Erfolgsrezept. Sehr interessante alternative Indexfondskonzepte sind „Equal Weighted“, „BIP-bereinigte“, „Smart-Beta“, und „Faktor“-ETFs. Unerfahrene private Anleger sollten dafür aber auf versierte fachmännische Unterstützung setzen.

Autor Alexander Sindermann ist Geschäftsführer von Sindermann Investment.

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