Die binäre Aufteilung des Aktienuniversums in „Value“- und „Growth“-Aktien ist weit verbreitet. „Beide Anlagestile haben ihre Stärken und Schwächen“, ordnet Schmitt ein. Ein Value-Investor konzentriert sich auf die Suche nach günstig bewerteten Aktien, die deutlich unter ihrem vermuteten fairen Wert gehandelt werden. „Die größte Gefahr ist dabei die sogenannte Value-Falle, wenn das Unternehmen anhaltend mit grundlegenden Problemen zu kämpfen hat und die Aktie dauerhaft billig bleibt oder gar mit rückläufigen Erträgen an Wert verliert“, erklärt der Portfoliomanager. Ein Wachstumsinvestor hingegen konzentriert sich auf ein starkes fundamentales Wachstum, an dem er zu partizipieren hofft und stellt Bewertungsaspekte oftmals hintenan. „Der Nachteil dieses Ansatzes ist, dass der Aktienkurs stark fallen kann, wenn sich die Wachstumserwartungen nicht erfüllen“, so Schmitt.
Bei den Anlageentscheidungen im Ethna-Dynamisch stehe im Vordergrund, das Beste aus beiden Welten zu nutzen und die Schwächen zu vermeiden, erläutert der Anlageexperte. „Das bedeutet, dass wir weder in billige Unternehmen investieren, denen es an strukturellem Wachstum mangelt, noch auf schnell wachsende Unternehmen setzen, deren Bewertung auf überzogenen Zukunftserwartungen beruht. Stattdessen setzen wir auf Ausgewogenheit, das heißt auf Unternehmen, die strukturell wachsen, aber eine angemessene Bewertung aufweisen, die einen attraktiven Einstieg ermöglicht.“ Dieser Ansatz wird auch als GARP-Investment (Growth at a reasonable price) bezeichnet.
Die folgenden fünf Aktien erfüllen laut Schmitt aktuell diese Anforderungen:
Paylocity
Paylocity ist ein Anbieter von Cloud-basierten Softwarelösungen rund um die Themen Personalmanagement und Lohnbuchhaltung. Das Unternehmen hat bisher nur einen niedrigen einstelligen Anteil an einem riesigen Gesamtmarkt – das Expansionspotenzial ist entsprechend groß. Das Unternehmen wächst, indem es ältere Konkurrenzprodukte verdrängt, in angrenzende Marktsegmente vordringt und sein Dienstleistungsangebot vertieft. Obwohl Paylocity die Wachstumsraten eines frühen Technologiedisruptors aufweist, ist das Unternehmen profitabel mit einem Margenprofil eines reifen Cloud-Unternehmens. Zudem profitiert Paylocity vom aktuellen Zinsumfeld – was durchaus eine Seltenheit unter wachstumsstarken Werten ist –, da das Unternehmen die verwalteten Kundengelder in Tagesgeld anlegt. Steigende Zinsen wirken sich daher positiv auf das Ergebnis von Paylocity aus.
Berkshire Hathaway
Seit fast 60 Jahren verfolgt das Konglomerat von Warren Buffett, Berkshire Hathaway, eine unglaublich erfolgreiche Strategie des Zinseszinseffekts, indem es die stetigen Cashflows aus seinen (Versicherungs-)Geschäften für weitere Investitionen nutzt. Da Berkshire Hathaway für seinen Value-Investing-Stil bekannt ist, waren diese Investitionen oft sehr günstig. Berkshire hat viele starke Unternehmen vollständig integriert, verfügt aber auch über ein riesiges Investitionsportfolio in Höhe von 379 Milliarden Euro an börsennotierten Unternehmen. Per Juni 2023 ist Berkshire ein großer – in den meisten Fällen der größte – Aktionär von Apple, Bank of America, American Express, Coca-Cola, Kraft Heinz, Moody’s, Occidental Petroleum und Mitsubishi. Die Liste ließe sich fortsetzen. Mit einem hohen Barvermögen von 130 Milliarden Euro ist Berkshire auch ein Nutznießer des derzeitigen Zinsumfelds, da der größte Teil davon in kurzfristigen Staatsanleihen mit einer Rendite von über 5 Prozent angelegt ist.
ResMed
ResMed ist Marktführer bei Beatmungsgeräten für Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA), einer Form der Schlafapnoe, die zu schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Der Aktienkurs des Unternehmens ist in letzter Zeit stark unter Druck geraten, was auf den Erfolg des neuen Medikaments GLP-1 zur Gewichtsreduktion zurückzuführen ist, da Fettleibigkeit ein wichtiger Risikofaktor für OSA ist. Dieser Druck erscheint uns jedoch übertrieben, denn erstens ist Adipositas nur einer von mehreren Risikofaktoren. Zweitens benötigen die Patienten in den allermeisten Fällen auch nach einer deutlichen Gewichtsreduktion weiterhin ein Beatmungsgerät. Und drittens ist der Markt für Beatmungsgeräte zur Behandlung der OSA in der Vergangenheit trotz mehrerer medizinischer Weiterentwicklungen (darunter zum Beispiel die bariatrische Chirurgie) nicht kleiner geworden. Im Gegenteil, für ResMed könnte sich ein positiver Nettoeffekt ergeben, da die etwas kleinere OSA-Patientengruppe wahrscheinlich durch eine höhere Rate an OSA-Diagnosen ausgeglichen wird, indem übergewichtige Menschen aufgrund ihres Interesses an GLP-1 verstärkt im Gesundheitssystem auftauchen, wodurch nicht diagnostizierte OSA-Fälle erfasst werden können. Dadurch ergibt sich aus unserer Sicht ein sehr attraktives Chance-Risiko-Profil.
Alphabet/Google
Google hat sich zum Ziel gesetzt, „die Informationen der Welt zu organisieren“, und ist in diesem Bestreben bereits sehr weit gekommen. YouTube, Gmail, Chrome sowie Google Search, Google Maps, Google Drive und Google Photos sind aus dem Leben vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. Mit dieser beispiellosen Informationsbasis ist Google im Rennen um die generative KI (und die verschiedenen Möglichkeiten der Monetarisierung) ganz vorne mit dabei. Während die meisten Google-Dienste hauptsächlich durch Werbung Einnahmen generieren – was eine positive Wachstumsfunktion der Internetnutzung ist –, verfügt das Unternehmen auch über ein beträchtliches werbefreies Geschäft: darunter Cloud-Dienste für Unternehmen, Google Play und Hardware-Verkäufe. Außerdem gibt es einige versteckte Perlen im Unternehmensportfolio – zum Beispiel Waymo, ein Unternehmen für autonomes Fahren.
ASSA ABLOY
Assa Abloy, mit Hauptsitz in Schweden, vereint Fertigungskompetenz mit technologischem Know-how. Das Unternehmen stellt elektromechanische Schlösser her, die mittels Schlüsselkarte, biometrischem Scan oder PIN-Code geöffnet werden. ASSA ABLOY ist – mit den meisten installierten Schließsystemen – Marktführer und schützt einige der sicherheitssensibelsten Gebäude, darunter das Europäische Parlament in Brüssel. Größe spielt eine wichtige Rolle, da sie bedeutende Umsätze auf dem margenstarken Service- und Nachrüstmarkt mit sich bringt, die etwa zwei Drittel zum Jahresumsatz beitragen. Obwohl die Entwicklung des Unternehmens an das Wachstum des (gewerblichen) Immobilienmarktes gekoppelt ist, verringert sich die Anfälligkeit für konjunkturelle Schwankungen durch den hohen Beitrag des Service- und Nachrüstmarkts. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 23 Milliarden Euro ist ASSA ABLOY eines der größten Industrieunternehmen in Skandinavien.