War der EU-Sondergipfel zum Schuldenproblem Griechenlands endlich der große Wurf oder nur ein weiteres Kapitel im großen Herumlavieren? Paul Casson, Fondsmanager des Henderson Horizon Pan European Alpha, zu den Beschlüssen vom letzten Donnerstag.
„Die Ergebnisse des EU-Gipfeltreffens stellen lediglich das neueste und größte in einer ganzen Reihe von Trostpflastern dar, mit denen das Schuldenproblem Griechenlands behandelt werden soll“, kritisiert Casson.
Durch die jüngsten Maßnahmen würde zwar die Liquidität von Griechenland gesichert, dennoch gingen sie aber nicht weit genug, um die Zahlungsfähigkeit des hochverschuldeten Euro-Mitglieds dauerhaft wiederherzustellen.
Die sogenannte Beteiligung privater Gläubiger bezeichnet Casson als positiven Aspekt des Maßnahmenpakets. Dass die Privatwirtschaft nun ebenfalls Verluste aus den von ihr eingegangenen Risikopositionen tragen müsse, sei ein notwendiges Übel. „Wir möchten hierbei betonen, dass dieser Beschluss in unseren Augen erst den Anfang der Einbindung des Privatsektors darstellt und nicht dessen Ende“, so der Fondsmanager.
Auch die Senkung des Zinssatzes für die irischen und portugiesischen Rettungs-Fonds sei gerne gesehen. Aber dieses Vorgehen strafe gleichzeitig die bisherige Zusicherung der EU Lügen, dass ein verminderter Zinssatz einzig eine Lösung für Griechenland gewesen sei und sich nicht für andere Länder eigne.
„Bislang waren alle Maßnahmen in der EU-Schuldenkrise ‚einzigartig‘ oder angemessen. Und zwar immer genau so lange, bis sie dann nicht mehr einzigartig waren“, moniert Casson. Der Henderson-Experte glaubt zwar, dass mit dem EU-Gipfel ein Anfang zur Lösung der Krise gemacht wurde. „Aber das Ende dieser Krise, begleitet von einer kompletten und endgültigen Rekapitalisierung des Finanzsektors, liegt noch in weiter Ferne.“ (hb)
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