Der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer sieht Europa auf das technologische Abstellgleis zurollen. Grund dafür sei der Konflikt zwischen den USA und China.
Die weltweite Durchsetzung westlicher Demokratie und Marktwirtschaft, die nach dem Ende des Kalten Krieges als sicher galt, ist mehr denn je in Frage gestellt, so Fischer in einem Kommentar im Handelsblatt. Die globale Ordnung sei dabei, sich fundamental zu verändern.
Fremde Kontrolle droht
Das globale Zentrum habe sich vom Nordatlantik in Richtung Pazifik und Ostasien verschoben. Ursächlich dafür, so Fischer, sei der Rückzug der USA als globale Führungsmacht, die unter Präsident Barack Obama eingeleitet wurde und von Donald Trump noch einmal beschleunigt worden sei.
Künftige werde Souveränität nicht mehr durch militärische Nuklearmacht definiert, sondern durch technologische und Datensouveränität.
„Wer bei den beiden zentralen Faktoren, der Digitalisierung der menschlichen Intelligenz und der Kontrolle der dafür notwendigen gewaltigen Mengen an Daten nicht ganz vorn mit dabei ist, wird absteigen, abhängig werden und fremder Kontrolle unterliegen“, so Fischer weiter.
Europa nicht wettbewerbsfähig
Europa sei diesbezüglich sehr schwach aufgestellt. Anders als etwa in China gäbe es im Bereich plattformbasierter Unternehmen für Konsumenten europaweit so gut wie kein wettbewerbsfähiges Unternehmen, und das gelte auch für cloudbasierte Unternehmen, die mit den Giganten aus dem Silicon Value oder China mithalten könnten.
Europa benötigt Datensouveränität
Fischer fordert von der neuen EU-Kommission und den Mitgliedsstaaten der EU nichts weniger als eine digitale Revolution mittels Cloud, um die Datensouveränität Europas verteidigen zu können. Davon sei auch der künftige Wohlstand in Europa in hohem Maße abhängig. (fm)
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