Die EU-Kommission drängt die Mitgliedsstaaten zur Reform ihrer Gesundheitssysteme. „Nur drei Prozent der Gesundheitsbudgets für Prävention auszugeben – im Vergleich zu 80 Prozent für die Behandlung von Krankheiten – ist einfach nicht genug“, mahnte EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis. Gute Hausarztsysteme könnten zudem den Ansturm auf Notdienste bremsen.
Eine stärkere Rolle für den Hausarzt wird auch in Deutschland seit Jahrzehnten diskutiert. Die Praxisgebühr sollte helfen, Hausärzte zur ersten Anlaufstation zu machen und Besuche bei teuren Spezialisten zu verringern. Die Rede war vom „Lotsen im Gesundheitswesen“. Die Gebühr war allerdings sehr unbeliebt und wurde 2013 wieder abgeschafft.
Die EU-Kommission kommt nun in einem Bericht zu dem Schluss, dass starke Hausarztsysteme Patienten durchs Gesundheitssystem leiten und Kosten vermeiden könnten. Sie bezieht dies auch auf europaweit viele überflüssige Besuche in der Notaufnahme: 27 Prozent davon wären zu vermeiden, wenn genügend Hausärzte zur Verfügung stünden, hieß es.
Mehr ärmere Menschen erreichen
Auch Gesundheitskampagnen und Vorsorge könnten die Systeme entlasten und effizienter machen, erklärte die Kommission weiter. Dafür müsse nicht nur mehr ausgegeben werden; es gelte auch, mehr ärmere Menschen zu erreichen, denn etwa bei Krebsvorsorge oder Bewegung gebe es große Unterschiede je nach Einkommen und Bildungsgrad.
Desweiteren mahnt die EU, die Zahl der benötigten Ärzte und Pflegekräfte genau zu planen. In der EU gebe es derzeit 18 Millionen Beschäftigte im Gesundheitswesen. Weitere 1,8 Millionen Jobs würden bis 2025 entstehen. (dpa-AFX)
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