In seinem Bericht sprach der Risikorat von starkem Preisanstieg, Zeichen sich lockernder Kreditvergabestandards und fehlenden Daten zu Immobiliendarlehen. Das Risiko für Deutschland stufte er als mittel ein. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen seien nur „teilweise angemessen und teilweise ausreichend“, wurde bemängelt.
Der EU-Risikorat hatte die mittelfristige Anfälligkeit der Wohnimmobilienmärkte im Europäischen Wirtschaftsraum untersucht. Analysiert wurden alle EU-Staaten sowie Island, Liechtenstein und Norwegen. Das Ergebnis zeige, dass Risiken für die Finanzstabilität aus dem Immobilienmarkt in einigen Staaten gewachsen seien. Meist seien die Häuserpreise und Überbewertungen gestiegen, während die Verschuldung der Haushalte in einigen Ländern zunehme.
Warnungen des Risikorats wurden an Bulgarien, Kroatien, Ungarn, die Slowakei und Liechtenstein gesandt. Empfehlungen gingen an Österreich und Deutschland, die bereits 2016 bzw. 2019 Warnungen erhalten hatten. Schon damals hatte der EU-Risikorat Übertreibungen am deutschen Wohnungsmarkt verzeichnet. Die Überbewertung bezifferte er nun auf 19 bis 23 Prozent im ersten Quartal 2021. Der Risikorat empfahl unter anderem, die Grenzen beim Verhältnis von Kreditbetrag zum Verkehrswert von Immobilien neu zu diskutieren.
Zusätzlicher Kapitalpuffer
Die Finanzaufsicht Bafin hat bereits strengere Regeln für Geldhäuser auf den Weg gebracht. Sie hat verfügt, dass Deutschlands Banken als Vorsorge für mögliche Rückschläge etwa auf dem Immobilienmarkt in den nächsten zwölf Monaten einen zusätzlichen Kapitalpuffer ansparen müssen. Neu eingeführt werden soll zum 1. April ein zusätzlicher Puffer, der spezifisch Wohnimmobilien-Kredite absichert.
Der Immobilienmarkt kann einen starken Einfluss auf das Finanzsystem haben: Banken können ins Wanken geraten, wenn Immobilienkredite wie in der globalen Finanzkrise in großem Stil ausfallen.
Die Deutsche Bundesbank warnt seit langem vor Überbewertungen von 10 bis 30 Prozent bei Wohnimmobilien in Deutschland. Der Preisanstieg bei Wohnungen und Häusern hat sich zuletzt noch beschleunigt. Im dritten Quartal 2021 verteuerten sich Immobilien laut Statistischem Bundesamt im Schnitt um 12 Prozent zum Vorjahresquartal. Es war der größte Preisanstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000. (dpa-AFX)