Europa: Steigende Kapitalinvestitionen sorgen für strukturelle Wachstumstrends

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Bislang galt Europa unter Anlegern als wenig sexy. Das könnte sich in diesem Jahr ändern. Niall Gallagher, Investment Director, European Equities, mit einer Einschätzung der Potenziale des alten Kontinents.

Wir sind der Auffassung, dass wir in ein ganz anderes Umfeld eintreten werden, als wir es in den letzten rund 15 Jahren hatten. Die Jahre seit der globalen Finanzkrise waren von einem recht geringen Wirtschaftswachstum, einer sehr niedrigen Inflation und sinkenden Anleiherenditen geprägt. In diesem Umfeld, das auch vom Schuldenabbau und geringen Sachinvestitionen gekennzeichnet war, haben bestimmte Aktien sehr gut abgeschnitten. Dabei handelte es sich im Wesentlichen um Qualitätsaktien: Unternehmen mit geringer Volatilität und beständigem Cashflow sowie Wachstumsunternehmen. Diese haben vor dem Hintergrund geringen Wachstums gut abgeschnitten, und bei sinkenden Anleiherenditen wurden viele Qualitäts- oder Wachstumstitel neu bewertet. Nachdem wir die Pandemie überwunden haben, dürften wir in ein Umfeld mit einer etwas stärkeren Inflation und wahrscheinlich hohem Wachstum eintreten.

Niall Gallagher, GAM

Wir glauben aber auch, dass damit ein hervorragender Zyklus für Kapitalinvestitionen eintritt, der teilweise von Regierungen angetrieben wird, welche die Wirtschaft mit mehr Investitionen unterstützen wollen. Darüber hinaus wird der Übergang zu Netto-Null Emissionen sehr hohe Investitionen in die gesamte Bandbreite der Branchen, die Energienetze und auch in Bereichen wie Wohnimmobilien erfordern. In den letzten anderthalb bis zwei Jahren haben wir unser Engagement in einigen dieser sehr starken strukturellen Wachstumstrends schrittweise erhöht.

Die offensichtliche Sorge ist, dass die Mutationen des Coronavirus dazu führen, dass wir in eine Situation wiederholter Lockdowns kommen. Die zeitweise Panik der Regierungen war schädlich, aber wir glauben, dass die meisten Unternehmen ziemlich gut aufgestellt sind, selbst wenn wir uns auf ein gewisses Hin und Her einstellen müssen – vielleicht mit Ausnahme von Unternehmen aus der Reisebranche, die beeinträchtigt werden könnten. Ich denke, weitere Beschränkungen im Zusammenhang mit Covid-19 stellen das größte Risiko dar. Das andere Risiko, das ich jedoch für nicht wesentlich halte, besteht darin, dass die Inflation stärker ansteigen könnte, als die politischen Entscheidungsträger eingestehen. Wir glauben, dass die Zentralbanken der Entwicklung hinterherhinken. Was wir sagen, unterscheidet sich deutlich von dem, worüber die Zentralbanken gesprochen haben. Auch wenn ich der Auffassung bin, dass wir für ein Umfeld mit einer höheren Inflation gut aufgestellt sind, könnte es für bestimmte Anlageklassen ziemlich verheerende Auswirkungen haben.

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