Die europäischen Wohnimmobilienmärkte waren in unterschiedlichem Maße von der Finanzkrise betroffen und erholen sich nach einer Analyse von DB Research uneinheitlich. Dabei gebe es drei verschiedene Szenarien.
Nach Aussage von DB Research gab es auch in Europa bis 2007 teilweise gravierende Fehlentwicklungen auf den Wohnungsmärkten, die im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise in vielen Ländern in deutlich sinkende Hauspreisen mündeten. „Tatsächlich gibt es einen engen negativen Zusammenhang zwischen der Hauspreisentwicklung seit Sommer 2007 und der Preisentwicklung in den Jahren davor. Je stärker der Preisauftrieb in den Boomjahren war, desto heftiger war die Preisanpassung im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise“, sagt Tobias Just, Analyst bei DB Research.
Grob gesehen würden sich drei unterschiedliche Verlaufsgruppen unterscheiden lassen: Die erste Gruppe umfasse Länder, in denen die Wirtschaftskrise kaum oder gar nicht in der Entwicklung der Hauspreise abzulesen ist. Dazu zählten etwa Österreich, Belgien, Schweden, Deutschland und die Schweiz, aber bemerkenswerterweise auch Portugal. Nach Aussage von Just ist Deutschland innerhalb dieser Gruppe ein Außenseiter, da die deutschen Hauspreise bis 2006 leicht zurückgingen und erst seit 2007 wieder leicht zunehmen. Es passe aber in diese Gruppe, weil die Preise im Zuge der Krise eben nicht weiter nach unten gezogen wurden.
Die zweite Gruppe umfasst laut DB Research Länder, in denen die Krise nur zu einer deutlichen Verlangsamung des Hauspreisauftriebs geführt hat oder wo die Preise nach temporären Rückgängen mittlerweile wieder fast ihr Vorkrisenniveau erreicht haben. Zu dieser Gruppe zählten unter anderem Frankreich, Großbritannien, Italien und die Niederlande. Schließlich gebe es eine dritte Gruppe mit Ländern, in denen die Hauspreise sehr kräftig unter Druck geraten sind und noch immer sinken. Dazu zählen Spanien, Griechenland und Irland.
DB Research zieht aus der Entwicklung unter anderem den Schluss, dass die Bedeutung der Angebotsseite auf Wohnungsmärkten häufig eklatant unterschätzt wird. Während etwa der Wohnungsbestand in Portugal vor der Krise lediglich um rund ein Prozent pro Jahr erweitert wurde, sei er in Spanien um drei Prozent, in Irland sogar um vier Prozen pro Jahr gewachsen. Investoren sowie Wohnungspolitiker hätten diese Unterschiede offenbar zu lange für gerechtfertigt gehalten. Risikoaversen Investoren rät DB Research zu einer internationalen Diversifikation ihrer Immobilieninvestments. (bk)
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