Europas Firmen: Mehr Gewinne, höhere Kurse

Jahrelang profitierten die Aktienmärkte im Euroraum von steigenden Bewertungen, während die Gewinnentwicklung schwach blieb. Das dürfte sich 2017 ändern.

Gastkommentar von Michael Herzum, Union Investment

Michael Herzum erwartet auch in diesem Jahr steigende Aktienkurse
Michael Herzum erwartet auch in diesem Jahr steigende Aktienkurse.

Die Aktienmärkte im Euroraum haben gute Jahre hinter sich. Trotz gefühlter Dauerkrise und schwacher Konjunktur waren Euro Stoxx 50 und Dax zuletzt fünf Jahre hintereinander im Plus. Klingt paradox? Ist es aber nicht, sondern eine logische Konsequenz.

Vereinfacht gesprochen: Angesichts stark fallender Anleiherenditen zeigten sich immer mehr Anleger zu einem Schwenk auf die Aktienseite bereit – und griffen für jeden Euro an Unternehmensgewinnen an der Börse tiefer in die Tasche. Das Bewertungsniveau stieg also und trieb die Notierungen nach oben. Man könnte auch sagen: Aktien wurden schlicht teurer.

Bewertungen deutlich gestiegen

Sichtbar wird diese Entwicklung am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), der bekanntesten Bewertungskennzahl für Aktien. Beim Dax kletterte das KGV von 9,8 Ende 2011 auf 16,4 zum Jahreswechsel 2017. Daran sieht man: Die Kurse stiegen schneller als die Gewinne. Ein endlicher Trend.

Soll es mit Aktien im Euroraum weiter aufwärts gehen, müssen also Ertragssteigerungen bei den Unternehmen her. Tatsächlich stehen die Vorzeichen dafür gut. Wir rechnen für das Kalenderjahr 2017 mit einem Gewinnplus von rund elf Prozent. Das ist deutlich höher als in den Vorjahren und mehr als doppelt so viel, wie wir den US-amerikanischen Konzernen zutrauen. Damit ist das Gewinn-Fundament für Kursanstiege in der Währungsunion so tragfähig wie lange nicht.

Grund dafür ist in erster Linie die Weltkonjunktur. Erstmals seit Jahren befinden sich alle wichtigen Wirtschaftsräume gleichzeitig im Aufschwung. Das hilft global tätigen Unternehmen, wie es sie gerade im Euroraum häufig gibt. Aggregiert erwirtschaften die europäischen Konzerne knapp die Hälfte ihrer Umsätze auf dem Gebiet der Währungsunion, ein weiteres Drittel in den Schwellenländern und etwa ein Fünftel im Rest der Welt.

Seite zwei: Politik mit Risiken

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