Die Halver-Kolumne
Die Notenbanken – allen voran die US-Fed als Präsidentin des Organisationskomitees internationaler Geldschwemmen – sind massiv eingestiegen, um die Welt vor der japanischen Krankheit, der Deflation, zu retten. Dabei ist der Einstieg der kleinere Teil des Problems, denn Geld zu verteilen, das man quasi aus dem Nichts schöpfen kann, ist keine große Leistung. Deutlich schwieriger, sozusagen die ultimative Herausforderung der Geldpolitik, ist die Entscheidung, wann man wieder aussteigt.
Derzeit wohnen zwei Seelen ach in des Notenbankers Brust: Zieht man das Geld zu früh und zu schnell ab, könnten die wirtschaftlichen Steherqualitäten ausbleiben. Hält man dagegen die Druckbetankung zu lange aufrecht, könnten neue, schöne und bunte Finanzblasen mit den sattsam bekannten Negativfolgen entstehen. Die Kunst ist es also, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen.
Aber wie will man den feststellen? So scheinen sich die Notenbanken im Zweifel pro Konjunktur zu entscheiden. Niemand will die Happy Pills zu früh absetzen und einen Rückfall in die Depression riskieren.
Die EZB hat zwar zuletzt ihren stabilitätspolitischen Zeigefinger gehoben. Aber auch mit einer Beendigung der unbegrenzten Geldspenden wird es nicht wirklich an üppiger Liquidität mangeln. Von Zinserhöhungen redet sowieso niemand.
Der Beziehungsstress in der eigenen Euro-Familie wie der in Ungnade gefallene griechische Herkules oder der schwächelnde spanische Stier, ein müdes Kreditwachstum, die Hartnäckigkeit schlechter Wertpapiere in Bankbilanzen und nicht zuletzt aktuell schwache Preissteigerungen sind nicht gerade Argumente für ein baldiges Ende der Happy Hour der EZB, sondern eher Alibis für die Fortsetzung der antiautoritären Erziehung.
Ohnehin müsste eine Ausstiegsstrategie, um effektiv zu sein, global koordiniert erfolgen. Bekanntlich geht in unserer immer noch US-dominierten Finanzwelt wenig ohne die US-Fed. Und sie sieht sich weiter in der Rolle des freizügigen Häuptlings „Cashing Bull“. Zöge nun die EZB einseitig die Zügel an, würde sie einen Anstieg des Euros zum US-Dollar fördern und damit über Carry Trades, d.h. die zinsgünstige Verschuldung in einem abwertenden US-Dollar und Anlage in höherrentierliche Euro-Investments, Aufblähungen bei uns eben nicht verhindern, sondern eher unterstützen.
Im Übrigen unterstützt eine Dollar-Schwäche den Exportstandort USA: Die geplante Mercedes-Produktion in Alabama könnte dann der Beginn einer größeren Auswanderungsleidenschaft sein. Wenn das die Bonifikation für eine Euro-Stabilitätspolitik sein soll: Nein, danke! Also wird die Wassermusik weiter maßgeblich von den USA dirigiert. Und die setzen weniger auf Händel, sondern auf die Dire Straits mit „money for nothing“.