Exklusiv-Beitrag: Fixed-Income-Einmaleins – die ganze Welt der Anleihen

Foto: PantherMedia/timbrk
Was Anleihen derzeit leisten können

Die globalen Anleihemärkte sind extrem vielfältig. Ihr breites Spektrum bietet Anlegern eine Menge Chancen – ein Überblick zum Start unserer Fixed-Income-Serie, die wir in den kommenden Monaten fortsetzen.

Der Anleihemarkt ist bei weitem der größte Wertpapiermarkt der Welt und bietet Anlegern praktisch unbegrenzte Anlagemöglichkeiten. Einst vorwiegend von Staaten und Großunternehmen ausgegeben und von Investoren als Mittel zur Erzielung von Zinsen bei gleichzeitigem Kapitalerhalt betrachtet, haben sich Anleihen zu einem globalen Markt mit einem Volumen von über 100 Billionen US-Dollar entwickelt, der viele potenzielle Vorteile für Anlageportfolios bieten kann – einschließlich attraktiver Renditen.
Viele Anleger sind zumindest mit den wichtigsten Segmenten des Marktes vertraut – etwa mit klassischen Staats- und Unternehmensanleihen. Tatsächlich bleiben diese bis heute die wichtigsten Sektoren der globalen Anleihemärkte. Daneben haben sich aber längst weitere Formen festverzinslicher Wertpapiere wie beispielsweise Asset-Backed Securities (ABS) etabliert.

Neben diesen auf den öffentlichen Märkten gehandelten Anleihen gibt es noch das breite Spektrum privater Kredite. Dabei können Wertentwicklung und Ertrag je nach Kategorie von ganz unterschiedlichen Faktoren beeinflusst werden – die Bandbreite an Rendite-Risiko-Profilen ist enorm facettenreich.


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Das macht es für Anleger so wichtig, sich in diesem vielfältigen Chancenspektrum auszukennen. Auf diese Weise können sie Segmente auswählen, die den Anforderungsprofilen und Zielsetzungen ihrer Kunden gerecht werden. Ganz allgemein kann eine Allokation in Anleihen und Kreditprodukte einen weitgehenden Kapitalerhalt zum Ziel haben; sie kann die Diversifikation verbessern, das Renditepotenzial steigern und laufende Erträge generieren.

Zwar ist es angesichts des breiten Spektrums und der wachsenden Anzahl neuer Produkte und Ausgestaltungen zugegebenermaßen selbst für einen Anleiheexperten mitunter schwierig, den Überblick zu behalten. Doch gerade mit Blick auf die vielfältigen Chancen und Einsatzmöglichkeiten unterschiedlicher festverzinslicher Wertpapiere erscheint es lohnenswert, die wichtigsten Marktsegmente und ihre Funktionsweisen zu verstehen.

Wir bieten daher mit unserer neunteiligen Fixed-Income-Serie tiefere Einblicke und beleuchten die öffentlichen und privaten Kreditmärkte mit Blick auf Chancen und Risiken, Investmentstrategien und Produktlösungen. Den Auftakt bildet folgender Überblick über die Marktsegmente, die in den kommenden Teilen der Serie detaillierter betrachtet werden.

Andreas Schmid, Pimco (Foto: Pimco)

Public Credit – die öffentlichen Märkte

Mit Blick auf die öffentlichen Märkte dürften Staatsanleihen und klassische Unternehmensanleihen für die meisten Anleger die geläufigsten Papiere sein. Schon innerhalb dieser Segmente zeigt sich das erwähnte breite Spektrum an Rendite-Risiko-Profilen: So ist bei Staatsanleihen zwischen sicheren Papieren aus den Industrieländern und schwankungsanfälligeren aus den Schwellenländern zu unterscheiden. Innerhalb dieser Klassen gibt es weitere Abstufungen, die sich an der erwarteten Zahlungsfähigkeit des jeweiligen Landes ausrichten.

Die Bonität, also Zahlungsfähigkeit, wird von etablierten Ratingagenturen festgestellt, die entsprechende Noten vergeben, das so genannte Credit Rating. Das Notenspektrum reicht von AAA für die sichersten Papiere wie etwa deutsche Bundesanleihen bis zu C (Moody’s) beziehungsweise D (S&P und Fitch), das für einen Zahlungsverzug steht. Faustregel dabei: Je höher die Bonität, desto geringer das zu erwartende Risiko für einen Kreditausfall – aber auch die Ertragschancen.
Weitere wichtige Faktoren sind wie bei allen festverzinslichen Wertpapieren die (Rest)Laufzeit, das jeweilige Leitzinsniveau, die Inflation und die Erwartungen über ihre künftige Entwicklung sowie das erwartete Wirtschaftswachstum.

Bei Unternehmensanleihen kommen noch individuelle Unternehmensdaten hinzu. Auch in diesem Segment spielt das Credit Rating eine entscheidende Rolle und führt zu einer wichtigen Unterscheidung: Papiere von höchster bis hin zu mittlerer Kreditqualität (Note: BBB oder Baa) werden als Investment-Grade-Anleihen bezeichnet, solche mit schlechterer Qualität als High-Yield- oder spekulative Anleihen.

Investment-Grade-Anleihen haben ein vergleichsweise defensives Rendite-Risiko-Profil. Sie bieten geringere Renditeaufschläge (Credit Spreads) zu sicheren Staatsanleihen und sind daher überwiegend abhängig von der Entwicklung des allgemeinen Zinsniveaus. High Yield Anleihen bieten höhere Aufschläge und damit höhere Ertragschancen bei entsprechend höherem Risiko. Ihre Entwicklung hängt zudem häufig von weiteren individuellen Faktoren ab.

Asset Backed Securities

Ein weiteres wichtiges Segment der öffentlichen Märkte sind forderungsbesicherte Wertpapiere. Dazu zählen beispielsweise Asset Backed Securities (ABS) ABS sind Anleihen, die Forderungen aus Autokrediten, Kreditkartenforderungen oder sonstigen Darlehen bündeln. Diese gebündelten Kredite werden für gewöhnlich in Wertpapierklassen (Tranchen) hoher und geringerer Qualität unterteilt und als Produkte an Investoren verkauft, die dann aus den Zahlungen der Kreditnehmer Einkünfte erzielen Ihr Rendite-Risiko-Profil hängt darüber hinaus von der konkreten Strukturierung sowie der Entwicklung der Zahlungsfähigkeit der Konsumenten ab. Eine große Unterklasse sind Mortgage Backed Securities (MBS). Diese Anleihen sind mit Hypotheken besichert.

Eine weitere Variation öffentlich gehandelter strukturierter Kreditinstrumente sind Collateralized Loan Obligations (CLO-Anleihen): Einzelne Wertpapiere, die durch einen Pool aus Darlehen gedeckt sind. Dabei handelt es sich oftmals um Unternehmenskredite mit niedrigeren Bonitätsbewertungen oder um fremdfinanzierte Übernahmen durch Private-Equity-Investoren mit dem Ziel, eine Kontrollbeteiligung an einem bestehenden Unternehmen zu erwerben.

Neben diesem ohnehin schon breiten Spektrum von festverzinslichen Wertpapieren, die an öffentlichen Märkten gehandelt werden, haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend auch private Kreditstrukturen als neues Investmentvehikel etabliert.

Private Credit – Privatmarktkredite

Dieses Segment umfasst zum Beispiel Gewerbeimmobilienfinanzierungen und die direkte Kreditvergabe an Unternehmen. Wie auch in anderen Anlageklassen sorgt der Privatmarktcharakter dabei für einige Besonderheiten: Weil sie nicht öffentlich gehandelt werden, sind private Kredite deutlich weniger liquide. Die Illiquidität und Komplexität der Produkte hat in der Regel einen Renditeaufschlag zur Folge und führt zu einem höheren Risiko für Investoren. Gleichzeitig ist die Anlageklasse insgesamt weniger abhängig von kurzfristigen Marktentwicklungen.

Grund für das starke Wachstum des Segments war in den vergangenen Jahren neben attraktiven Renditeaussichten unter anderem der Rückzug von Banken und anderen klassischen Kreditgebern aus bestimmten Geschäftsbereichen. Insofern verwundert es nicht, dass private Kreditfinanzierungen neben allen Unterschieden auch viele Parallelen zu den an den öffentlichen Märkten gehandelten Instrumenten aufweisen. Damit können sie ein Anleiheportfolio sinnvoll ergänzen und weiter diversifizieren. Der Zugang zum privaten Kreditmarkt bleibt allerdings zumeist professionellen Investoren vorbehalten, wohingegen Anleihen des öffentlichen Marktes in vielen Fällen auch von Privatanlegern erworben werden können – sowohl direkt als auch über Fonds.

Autor Andreas Schmid ist Leiter des Drittvertriebs Deutschland, Österreich und Osteuropa bei Pimco.

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