„Die Zeit für pauschalen Pessimismus gegenüber China ist vorbei“, glaubt zwar auch Thomas Fischli Rutz, Head Emerging Markets bei Fisch Asset Management in Zürich. Doch geht er davon aus, dass es einige Zeit für die Volksrepublik in Anspruch nehmen wird, sich von ihrem von Immobilien und Infrastruktur dominierten Wachstumsmodell zu lösen. Gleichwohl sind seiner Ansicht nach viele der negativen Wirtschaftsnachrichten in chinesischen Vermögenswerten eingepreist und er erwartet, dass sich die Wirtschaft von nun an stabilisieren wird. „Abgesehen von den niedrigen Bewertungen und der pessimistischen Positionierung fehlt jedoch noch ein klarer positiver Katalysator für eine Trendwende“, so Fischli Rutz. Wann der Knoten platzt, weiß indes niemand.
Im gleichen Maße, wie China an Anlegergunst verlor, ist Indien im vergangenen Jahr zum Anlegerliebling avanciert. Allein in den zwölf Monaten bis Ende Februar legte der MSCI India-Index um 38 Prozent zu. Die Regierung Modi hat zahlreiche Reformen beschlossen, die Wirtschaftsstruktur wandelt sich und das Bruttoinlandsprodukt wächst mit hohen Raten. Das Land mit seinen rund 1,4 Milliarden Einwohnern dürfte auf Sicht der kommenden zehn Jahre zur Nummer drei der Weltrangliste aufsteigen und somit Japan und Deutschland hinter sich lassen, glauben Marktkenner.
„Indien ist für uns keine kurzfristige Investmentchance, sondern eine strukturelle Wette“, meint Dina Ting Anlageexpertin bei Franklin Templeton. „Besonders der Aufstieg Indiens mit seinem reichhaltigen Arbeitskräftepool bietet eine tragfähige, langfristige Wachstumsperspektive“, ergänzt AllianceBernstein-Schwellenländer-Experte Suzuki – während der Subkontinent für Thomas Fischli Rutz „von einer demografischen Dividende profitieren wird, da ein großer Teil der Bevölkerung unter 50 Jahre alt ist und das indische Konsumpotenzial langfristig intakt bleibt“.