EXKLUSIV: Gesundheitschecks für Autofahrer? Das sagen die Versicherer

Autounfall auf der Autobahn
Foto: PantherMedia/exinocactus
Gemessen an ihrer Fahrleistung haben Autofahrerende ab 75 Jahren ähnlich viele schwere Verkehrsunfälle wie die Hochrisikogruppe der 18- bis 24-Jährigen.

Fast zwei Drittel der Deutschen halten medizinische Untersuchungen im Hinblick auf die Fahrtauglichkeit für sinnvoll. Doch die Versicherer favorisieren eine andere Lösung.

Verpflichtende regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen für Autofahrer stoßen in Deutschland in der Bevölkerung auf deutlich größere Zustimmung als in der Bundesregierung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage von YouGov im Auftrag des Autozulieferers Continental, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. Fast zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) gaben an, medizinische Untersuchungen im Hinblick auf die Fahrtauglichkeit für sinnvoll zu halten. 53 Prozent der Erwachsenen sprachen sich auch dafür aus, bei Autofahrern ab 70 Jahren die Gültigkeit der Fahrerlaubnis an solche Tests zu knüpfen.


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Die deutschen Versicherer halten Gesundheitschecks in der Arztpraxis aber für den falschen Weg. „Sie haben keine positiven Effekte für die Verkehrssicherheit, wie die Forschung inklusive einer Studie der Unfallforschung der Versicherer zeigt. Ältere sind in der Regel unter Kontrolle ihrer Hausärzte und medizinisch gut eingestellt“, erklärt Kirstin Zeidler, Leiterin Unfallforschung beim Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), gegenüber Cash. Problematisch sei stattdessen die im Alter schleichend nachlassende Fahrkompetenz: Situationen erfassen, schnell entscheiden und reagieren. „Defizite zeigen sich in komplexen Situationen, an Kreuzungen mit vielen Verkehrsteilnehmenden, aber auch beim Wenden, Rückwärtsfahren oder Einparken“, so Zeidler.

Fahrkompetenz lässt sich ihrer Meinung nach am besten im realen Verkehrsgeschehen testen, nicht in der Arztpraxis. „Deshalb sollte jeder verpflichtend an einer Rückmeldefahrt mit geschulten Fahrlehrern oder Verkehrspsychologen teilnehmen“, fordert Zeidler. „Dort erfährt man, wie sicher man noch fährt und ob man das Fahrverhalten anpassen sollte – etwa nur noch bekannte Strecken zu fahren, nicht mehr nachts oder im Großstadtverkehr oder stärker auf Fußgänger und Radfahrer zu achten. Das Ergebnis bleibt vertraulich und folgenlos für den Führerschein.“ Das Ziel sei, möglichst lange sicher zu fahren. Denn gemessen an ihrer Fahrleistung hätten Autofahrerende ab 75 Jahren ähnlich viele schwere Verkehrsunfälle wie die Hochrisikogruppe der 18- bis 24-Jährigen.

Das EU-Parlament hatte im März beschlossen, es den EU-Staaten zu überlassen, ob sie verpflichtende regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen von Autofahrern einführen wollen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) erteilte dem für Deutschland bereits eine Absage.

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