Exklusiv-Interview mit Verti-CEO Mónica García Cristóbal: „Ich denke, dass der Makler und die persönliche Beratung sehr wertvoll sind“

Monica Garcia Cristobal, Verti-CEO
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Mónica García Cristóbal: "Das Wichtigste ist, dass wir Risiken künftig noch besser verstehen und einschätzen können."

Mónica García Cristóbal ist seit dem Jahresbeginn 2024 neue CEO des zum globalen Mapfre-Konzern gehördenden Direktversicherers Verti. Bislang hatte sie in Deutschland kaum Interviews gegeben. Mit Cash. sprach die Spanierin nun über die Herausforderungen des Kfz-Versicherungsmarktes in Deutschland, die hierzulande niedrigen Versicherungsprämien, die Digitalisierung, die Bedeutung des Maklervertriebs und über die Ressentiments deutscher Autofahrer bei Thema Telematik.

Frau García Cristóbal, Sie sind seit rund 10 Monaten CEO von Verti in Deutschland: Wie unterscheidet sich der deutsche Kfz-Versicherungsmarkt vom spanischen?

García Cristóbal: Viele Herausforderungen im deutschen und spanischen Kfz-Versicherungsmarkt sind tatsächlich aktuell die gleichen. Dazu gehören unter anderem die geopolitische Unsicherheit durch den Ukraine-Krieg, die Hochinflation als Folge und die überdurchschnittlich steigenden Kosten. Das gilt für beide Länder. Zudem ist der Kfz-Versicherungsmarkt in beiden Ländern sehr wettbewerbsintensiv. Im Kfz-Bereich sind beide Länder außerdem stark von extremen Wetterphänomenen betroffen. Diese stellen wie in ganz Europa ein wachsendes Problem dar.


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In Spanien gibt es Mechanismen der öffentlich-privaten Zusammenarbeit, die hier in Deutschland nicht existieren, die diese Auswirkungen abbilden, wie das Consorcio de Compensación de Seguros, das ist das Konsortium für Versicherungsentschädigungen. Eine der Hauptaufgaben des CCS ist die Deckung von Schäden, die durch Überschwemmungen und andere Naturereignisse verursacht werden.

Gibt es diesen Öffentlich-Privaten Zusammenschluss schon lange in Spanien?

García Cristóbal: Die Ursprünge reichen bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts zurück. Seitdem wurden weitere Schutzmaßnahmen integriert, die immer mit außergewöhnlichen Risiken verbunden waren. Es handelt sich um eine gute Lösung, da sie den Schutz vor Naturgefahren stabilisiert, sowohl für die Kunden, die keine Prämie zahlen müssen, als auch für die Versicherer, da das CCS diese Art von – aufgrund des Klimawandels immer häufiger auftretenden – außergewöhnlichen Vorfällen übernimmt.

Heißt das, dass gewisse Wetterphänomene oder Schäden von den Kfz-Versicherern nicht bezahlt werden und dann der Staat einspringt?

García Cristóbal: Es ist nicht der Staat, es ist ein Public-Private-Partnership. Das bedeutet, dass ein gewisser Anteil der Prämie einer Kfz- und der Gebäude- oder Hausversicherung in dieses Konsortium fließt. Nach einer Katastrophe wie einer starken Überschwemmung oder Hagel, können sich die Betroffenen, aber nur diejenigen die versichert waren, an dieses Konsortium wenden. Die Versicherer zahlen nicht die Naturschäden, sie übernehmen ausschließlich das Management. Das System bringt Sicherheit für die Versicherung und die Kunden. Der Vorteil des Systems ist, dass die Regulation der Schäden sehr zügig erfolgt. Bei unserem Mutterkonzern Mapfre etwa schon am gleichen Tag[SS1] .

2023 haben die Kfz-Versicherer in Deutschland laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft rund 2,9 Milliarden Euro Verlust gemacht. Wie war das Geschäftsjahr 2023 für Verti vor dem Hintergrund?

García Cristóbal: Auch Verti war von dem schwierigen Umfeld betroffen und musste mit den stark gestiegenen Kosten für Reparaturen, Ersatzteile und Werkstattlöhne sowie deutlich längeren Wartezeiten in den Werkstätten umgehen. Hinzu kam, dass es im letzten Jahr eine deutlich über dem Durchschnitt gelegene Anzahl an Hagelschäden gab, was sich immer sehr stark bei den Schadenkosten auswirkt.

Der GDV erwartet auch für 2024 Verluste bei den Kfz-Versicherern. Wie wird das Geschäftsjahr 2024 für Verti verlaufen?

García Cristóbal: Auch das Geschäftsjahr 2024 wird wieder klar herausfordernd. Hintergrund ist, dass die Kosten für Reparaturen, Ersatzteile und Werkstattlöhne weiter deutlich über Inflationsdurchschnitt steigen. Die Prämien müssen diese Steigerungen widerspiegeln.

Aber gleichzeitig bleibt das Kfz-Versicherungsgeschäft hoch anspruchsvoll. Und es gilt, digitale Prozesse und Angebote weiter zu verbessern und den steigenden Erwartungen der Kunden in unserem wettbewerbsintensiven Markt gerecht zu werden. Zwar erfordert die Digitalisierung und Automatisierung teils erhebliche Investitionen. Aber gleichzeitig lässt sich nur so die Effizienz und Kundenzufriedenheit auf ein angemessenes Level bringen. Es ist wahr, wir haben weitere Herausforderungen, wie die Anpassung an neue Mobilitätskonzepte und Technologien wie E-Mobilität und autonomes Fahren, die mittelfristig sowohl das Risiko als auch das Tarifmodell der Versicherungen verändern werden.

Es werden in diesem Jahr einige Preissteigerungen auf die Kunden zukommen. Auf was müssen sie sich vorbereiten?

García Cristóbal: Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft schätzt für dieses Jahr einen Anstieg der Prämien um rund zehn Prozent. Und ich denke, dass wir uns ganz ähnlich wie der Markt bewegen werden. Das Wichtigste ist, dass wir künftig Risiken noch besser verstehen und einschätzen können, um die richtigen Prämien festzulegen. Es hat mich überrascht, als ich nach Deutschland kam, wie niedrig das Prämienniveau in Deutschland im Vergleich zu den Lebenshaltungskosten ist. Auch sind die Autos hier deutlich besser und leistungsstärker.

Seite 2: Warum die Deutsche ihre Kfz-Versicherung zu selten wechseln

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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