Exklusiv-Interview mit Wolfgang Grupp: „Ich weiß, dass ich mein Geld selbst verdienen muss“

In Deutschland wird derzeit über die Einführung einer Viertagewoche diskutiert. Was halten Sie davon?

Grupp: Das kommt bei Trigema nicht in Frage. Ich habe gar nichts dagegen, wenn jemand mal eine Viertagewoche macht und dafür zehn Stunden am Tag arbeitet. Aber es darf nicht sein, dass die Büros am Freitag grundsätzlich leer sind. Die müssen genauso besetzt sein wie an anderen Wochentagen auch. Ich finde nicht, dass am Freitag generell frei sein sollte. Das könnten wir nur machen, wenn Roboter die ganze Arbeit erledigen.

Joachim Wenning, der Chef des Rückversicherers Munich Re, hat kürzlich in einem Interview gefordert: „Die Deutschen müssen wieder mehr arbeiten und leisten.“ Stimmen Sie ihm zu?

Grupp: Ja klar. Wir haben ja jetzt die geburtenschwachen Jahrgänge, es kommt nichts nach. Wenn wir unseren Lebensstandard halten wollen, müssen wir Leistung bringen. Ich weiß auch gar nicht, mit welcher Begründung wir jede Woche drei Tage frei haben sollten. Irgendwann wird den Leuten doch langweilig, die wissen gar nicht, was sie tun sollen.

Die Ampel-Koalition geht ins letzte Jahr der Legislaturperiode. Wie fällt Ihr Fazit nach drei Jahren aus?

Grupp: Katastrophal. Ich kann gar nicht sagen, dass eine bestimmte Person schuld daran ist. Aber wenn die eine Partei etwas will, stimmen die anderen beiden Parteien dagegen. Wir brauchen eine starke Partei, die mit einer kleineren Partei zusammen regiert, falls es nicht zur absoluten Mehrheit reicht. Da hoffe ich auf Friedrich Merz und die CDU, vielleicht gemeinsam mit der FDP. Ich verstehe überhaupt nicht, warum Christian Lindner es zulässt, dass seine Partei auf ein Prozent fällt. Warum bleibt die FDP in einer Regierung, auf die alle schimpfen? Ich bin der Meinung, dass die FDP viele Wähler zurückgewonnen hätte, wenn Lindner den Mut gehabt hätte, die Regierung aufzulösen. Das hätte man ihm hoch angerechnet.

Trafen sich im September in Berlin zum Interview: Wolfgang Grupp und Cash.-Redakteur Kim Brodtmann (Foto: Christoph Mittermüller)

Bei Lindner ist die Angst wohl zu groß, dass die FDP bei vorgezogenen Neuwahlen aus dem Bundestag fliegen könnte.

Grupp: So wie die FDP jetzt dasteht, fliegt sie auf jeden Fall raus.

Welches sind denn die wichtigsten Stellschrauben, an denen die nächste Bundesregierung drehen muss?

Grupp: Die Asylpolitik ist natürlich wichtig. Flüchtlinge sind hier willkommen, aber wer eine Straftat begeht, darf nicht in Deutschland bleiben. Da dürfen wir keine Rücksicht nehmen.

Und wirtschaftspolitisch?

Grupp: Ich habe schon immer gesagt: Wenn ich als Unternehmer ein Problem habe, kann mir die Politik nicht helfen. Ich muss meine Probleme selbst lösen und kann nicht auf die Politik warten.

Trigema beteiligt sich an der Kampagne „Made in Germany – Made by Vielfalt“, mit der sich deutsche Mittelständler für Weltoffenheit und gegen Fremdenfeindlichkeit einsetzen. Was hat Sie dazu veranlasst, dabei mitzumachen?

Grupp: Das hat meine Tochter veranlasst, aber auch ich stehe zu der Kampagne. Bei Trigema beschäftigen wir über 30 Nationalitäten. Als ich vor 55 Jahren in die Firma kam, waren die Fremdarbeiter ausschließlich Italiener und Spanier. Mittlerweile arbeiten diese in der dritten Generation bei uns und gehören sozusagen zum Inventar. Heute beschäftigen wir mehr Ausländer als Deutsche. Wenn wir morgen nur noch Deutsche beschäftigen dürften, müssten wir zumachen.

Das Gespräch führte Kim Brodtmann, Cash.

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