Exklusiv-Interview Sven Müller, MLP: „Eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen“

Foto: MLP
Sven Müller: "Empathie bleibt neben Fachwissen ein zentraler Faktor."

Sven Müller ist seit 1. April 2024 Bereichsvorstand für den Bereich der jungen Beraterinnen und Berater bei MLP. Cash. fragte ihn nach seiner Strategie zur Nachwuchs-Gewinnung sowie Antworten auf Pauschalkritik von Verbraucherschützern und auf mögliche Sorgen von Interessenten vor KI-Konkurrenz. 

Wie wollen Sie, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, speziell junge Menschen für das Berufsfeld der Finanzberatung begeistern?

Müller: Wir setzen auf ein attraktives Gesamtpaket. Die Basis bildet unser innovatives Traineeprogramm, das jungen Menschen eine intensive viermonatige Ausbildung an unserer Corporate University in einem Angestelltenverhältnis ermöglicht, bevor sie bestens gerüstet in die Selbstständigkeit starten. Gleichzeitig hospitieren sie während dieser Zeit bereits in unseren Hochschulteams und bekommen konkrete Einblicke in die Tätigkeit eines Finanzberaters bei MLP. Diese ist anspruchsvoll, da unsere Berater für ihre Kundinnen und Kunden die persönlichen Ansprechpartner in allen Finanzfragen sind. Mit einer Kombination aus umfassender Ausbildung, kontinuierlicher Weiterbildung sowie sinnstiftender Tätigkeit bei gleichzeitig guten Verdienstmöglichkeiten gewinnen wir auch in herausfordernden Zeiten Nachwuchskräfte für uns.

Wie lange gilt eine Beraterin oder ein Berater bei MLP als „jung“ und hängt dies vom Lebensalter, der Berufserfahrung oder anderen Kriterien ab?

Müller: Die meisten MLP Beraterinnen und Berater steigen relativ frisch nach dem Studium bei uns ein, üblicherweise findet dann nach sechs Jahren Zugehörigkeit der Wechsel in den Bereich mit den gestandenen Beratern statt. Denn die Themen, die unsere Beraterinnen und Berater mit ihren Kundinnen und Kunden bewegen, ändern sich klassischerweise mit zunehmendem Alter. Durch den Wechsel und die darauf zugeschnittene Weiterbildung an der Corporate University stellen wir sicher, dass die Beraterinnen und Berater gut für sich verändernde Kundenbedürfnisse gerüstet sind.


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Welchen Erfolg hat das von MLP vor einem Jahr eingeführte Traineeprogramm bisher und wie viele Trainee-Plätze stehen pro Jahr zur Verfügung? Inwiefern wollen Sie Änderungen an dem Programm vornehmen oder es ausbauen?

Müller: Seit dem Start im Juli 2023 haben bereits über 200 Trainees am Programm teilgenommen. Für 2024 sind mehrere Durchgänge geplant. Die Zahl der Teilnehmer je Durchgang variiert, meist liegt sie zwischen 20 und 30 Personen. Wir sind mit diesen Zahlen sehr zufrieden, merken aber auch, dass der Kampf um gute Nachwuchskräfte natürlich auch uns vor Herausforderungen stellt. Mit dem Traineeprogramm haben wir hierauf jedoch eine gute Antwort gefunden, und das positive Feedback der Teilnehmenden bestätigt dies. In meiner neuen Funktion werde ich dafür sorgen, dass wir den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen. Dabei lassen wir natürlich unsere bisherigen Erfahrungen einfließen, um das Programm kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Welche Folgen hat es, wenn ein Beratertrainee das Programm abbricht oder danach die Beratertätigkeit für MLP nicht aufnimmt? Gibt es eine Bindungsfrist an MLP, Vertragsstrafen oder ähnliches?

Müller: Trainees schließen für die Traineephase einen eigenen Arbeitsvertrag mit MLP ab, für den ein reguläres Kündigungsrecht besteht, ohne dass sich daraus negative Folgen für sie ergeben. Aber natürlich besteht von Beginn an ein beidseitiges Interesse an einer langfristigen Zusammenarbeit.

Das Traineemodell richtet sich ausschließlich an Akademiker mit mindestens einem Bachelorabschluss und ohne Sachkunde in Form einer Erlaubnis nach Paragraf 34d GewO. Inwieweit gibt es bei MLP auch Chancen für Nicht-Akademiker ohne vorherige Sachkunde und welche speziellen Einstiegsmöglichkeiten gibt es für erfahrene Interessenten, die bereits über eine 34d-Zulassung verfügen?

Müller: Nicht-Akademiker ohne Sachkunde können in der Regel nicht bei uns als Berater einsteigen. Für Branchenerfahrene mit entsprechender Zulassung bieten wir sowohl im jungen Bereich als auch im Bereich der gestandenen Berater flexible Einstiegsmöglichkeiten, die ein schnelles Aufnehmen der Tätigkeit als MLP Beraterin oder Berater natürlich inklusive ergänzender Weiterbildung ermöglichen. Dies setzt auch keinen Hochschulabschluss voraus. Wir achten so oder so darauf, dass neue Beraterinnen und Berater zu unseren hohen Qualitätsanforderungen passen.  

Welche Rolle spielt dabei die MLP Corporate University?

Müller: An der 1999 gegründeten MLP Corporate University (CU) werden MLP Beraterinnen und Berater fachlich und vertrieblich qualifiziert. Die CU nimmt eine führende Rolle in der Branche ein und ist mehrfach zertifiziert und akkreditiert; so kann man an ihr etwa die Vorbereitung auf die Zertifizierung zum Certified Financial Planner (CFP) absolvieren – das ist der höchste international anerkannte Ausbildungsstandard für Finanzberater. Das Bildungsangebot an der CU ist modular aufgebaut, sodass Berater auch individuelle Schwerpunkte setzen können – etwa in der Ruhestandsplanung oder Immobilienvermittlung. Die Weiterbildung der MLP Berater geht dabei deutlich über die gesetzliche Mindestanforderung hinaus. Mittlerweile können übrigens auch externe Branchenteilnehmer ausgewählte Weiterbildungen an der MLP School of Financial Education besuchen.

Die Branche hat nicht immer das beste Image, Verbraucherschützer kritisieren nicht selten generell die Provisionsberatung oder einzelne Produktgruppen wie zuletzt etwa die Basisrente mit BUZ und aktuell Indexpolicen. Wie treten Sie dem entgegen – speziell auch im Recruiting und bei entsprechenden Fragen von Interessenten?

Müller: Leider hat es in der Branche auch Fehler und mitunter auch Fehlverhalten in den vergangenen Jahren gegeben – gleichzeitig werden von manchen Kritikern aber immer wieder Zerrbilder gezeichnet und dabei öffentlich bekannte Fakten ignoriert. Was es hingegen braucht, ist eine differenzierte Betrachtung: Provisionen sind nicht per se schlecht, genauso wenig ist die Honorarberatung ein Allheilmittel. Wir bei MLP sind hier auch nicht dogmatisch, sondern bieten das an, was vom Kunden letztlich nachgefragt und akzeptiert wird. Und da Sie konkrete Beispiele wie die Kritik an Kopplungsprodukten ansprechen, die auch MLP vermittelt: Gerade hier rate ich dringend dazu, die Faktenlage zu betrachten. Professor Ruß vom renommierten Ifa-Institut hat diese per Studie bereits vor einigen Jahren und dann in seinen nachlaufenden Veröffentlichungen sehr transparent dargelegt – und zwar auf versicherungswissenschaftlicher Basis. Kurzum: Auch er fordert eine differenzierte Betrachtung. Diese zeigt, dass die quantitativen Vorteile in vielen Fällen die Entscheidung für eine Kopplungslösung aus Basisrente und BUZ nahelegen. Dies gilt vor allem im gehobenen Kundenstamm von MLP. Wichtig ist dabei insbesondere auch der Blick auf die Altersrente im Fall einer Berufsunfähigkeit; das wird oft vergessen. 

Wie gehen Sie mit der eventuellen Sorge von Interessenten um, dass Finanzberatung durch Menschen in Zeiten von KI vielleicht nur wenig Zukunft hat?

Müller: Bei MLP setzen wir uns intensiv und verantwortungsvoll mit dem Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) auseinander. Für uns ist KI ein äußerst vielseitiges und leistungsfähiges Hilfsmittel. Dennoch sind wir überzeugt, dass Menschen mehr denn je menschliche Beratung wünschen, insbesondere bei komplexen Finanzthemen. Empathie bleibt neben Fachwissen ein zentraler Faktor. Daher sehen wir die persönliche Beratung, ergänzt durch digitale Angebote und Services, als den Schlüssel zum Erfolg. Grund zur Sorge hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit des Finanzberaters besteht folglich nicht – ganz im Gegenteil. Der persönliche Finanzberater wird, wenn er auf einem hohen Qualitätsniveau tätig ist, gefragter denn je sein.

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