EXKLUSIV Ökoworld-Vorstand Torsten Müller: Warum Engagement sich lohnt

Torsten Müller
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Torsten Müller

In Unternehmen sind es immer Menschen und Persönlichkeiten, die Veränderungen treiben. Wichtige und dringende Themen gibt es genug, über die man erfolgreich sprechen kann. Kommentar von Torsten Müller, Ökoworld

Menschenrechte, Klimaschutz ressourcenschonende Verantwortung und Diversität sind auch heutzutage noch immer nicht selbstverständlich. Die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen hatte bereits in den 1980er Jahren „Nachhaltigkeit“ sehr prominent definiert: „Nachhaltig ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“ Dabei sei besondere Priorität den Ärmsten der Welt zu geben. Neben der Aufrechterhaltung der Tragfähigkeit der ökologischen Systeme seien zudem die Menschenrechte für alle durchzusetzen. Möglicherweise haben wir dieses einfache aber konsequente politische Bekenntnis – „vor lauter Regulierung“ – aus dem Blick verloren.

Nach meiner Überzeugung, kann die Welt als überlebensfähiger Planet in Zukunft nur existieren, wenn die Unternehmen nachprüfbar verantwortungsbewusst agieren und zwar ethisch, ökologisch und sozial. Wir müssen dringend im Sinne der Nachhaltigkeit handeln, wenn wir unseren Planeten zukünftigen Generationen lebenswert übergeben wollen. Für uns als Finanzwirtschaft heißt das, ausschließlich in diesem Sinne zu investieren – nachprüfbare Transformation eingeschlossen. Es gilt aber auch, zielführende Engagement-Strategien zu entwickeln und konsequent umzusetzen: Ein Aspekt im Rahmen einer solchen Engagement-Strategie ist es, auf Hauptversammlungen Stimmrechte zu nutzen – sei es durch ein Proxy-Voting über Dienstleister oder durch persönliche Teilnahme bis hin zu Wortmeldungen. Großen Erfolg haben wir bei Ökoworld auch in kollaborativen Einflussnahmen. Beispielsweise übernehmen wir eine aktive Rolle und den Lead in Kampagnen des CDP (ehemals Carbon Disclosure Project). Das CDP ist ein Zusammenschluss von Finanzmarktakteuren zur verbesserten Offenlegung von Klima- und anderen Umweltdaten.


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Als gleichfalls erfolgreich hat sich der direkte Kontakt mit Unternehmen erwiesen – per E-Mail, Telefon und in persönlichen Unternehmensbesuchen. Unsere Ziele sind hier, Informationen besser erläutert zu bekommen, gezielt nachzufragen, Kontroversen zu klären, Einfluss auszuüben auf unternehmerische Praktiken und dauerhafte persönliche Netzwerke zu knüpfen. Denn in Unternehmen sind es immer Menschen
und Persönlichkeiten, die Veränderungen treiben.

Wichtige und dringende Themen gibt es genug, über die man aus unserer Sicht mit Unternehmen erfolgreich sprechen kann:

Klimaschutz und Anpassung
Alle Unternehmen brauchen klare Klimastrategien, die Zielen verfolgen, die internationale Vereinbarungen wie „Paris“ als Grundlage haben. Dies geht einher mit einer Reduzierung des CO2-Fußabdrucks. Leider immer notwendiger werden Anpassungen an den Klimawandel Engagement lohnt sich – etwa im Bereich resilienter Städte oder in der Medizin.

Kreislaufwirtschaft
Die Unternehmen müssen ihre Umweltauswirkungen über den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte und Dienstleistungen hinweg zielführend reduzieren. Letztlich ist Nachhaltigkeit nur möglich, indem durch Innovationen, neue Geschäftsmodelle und Kooperationen in Unternehmensnetzwerken Stoffkreisläufe zukünftig nahezu vollständig geschlossen werden.

Schutz von Wasserressourcen
Eine besondere Bedeutung kommt der Ressource Wasser zu. Unternehmen sollten nicht nur in der Produktion ihre Umweltauswirkungen erfassen und systematisch managen, vielmehr müssen Produkte und Dienstleistungen an sich wassersparend sein – in der Produktion (Stichwort virtuelles Wasser), im Gebrauch und am Ende des Lebenszyklus.

Biodiversität
Die Auswirkungen der Unternehmen auf die biologische Vielfalt und auf ökologische Lebensräume muss Schritt für Schritt minimiert werden. Unternehmen müssen die Auswirkung der eigenen Tätigkeiten und der Lieferkette erfassen sowie Maßnahmen ergreifen, um diese zu reduzieren.

Menschenrechte
Weiterhin ist wichtig, dass die Unternehmen die Menschenrechte über ihre gesamte Wertschöpfungskette hinweg respektieren. Einzubeziehen sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie weitere Stakeholder. Zu den Instrumenten gehören Verhaltenskodexe, Assessments, Audits, Schulungen und Verbesserungspläne.

Diversität und Inklusion
Die Unternehmen müssen Maßnahmen einleiten zur Reduzierung des geschlechtsspezifischen Verdienstgefälles, zur Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungs- und Managementpositionen und weitere Maßnahmen zur Umsetzung von ganzheitlicher Diversität und Gleichstellung.

Künstliche Intelligenz und Digitalisierung
Außerdem wird von den Unternehmen ein ethisches Bewusstsein und eine Strategie für das Thema Künstliche Intelligenz und Digitalisierung erwartet mit all seinen disruptiven Facetten. Ausflüsse sind Regelungen in einer elaborierten KI-Policy. Zudem müssen Unternehmen den Schutz der Privatsphäre im Rahmen des Datenschutzmanagement sowie datensichere Systeme gewährleisten.

Berichterstattung
Eine fundierte Bewertung eines Unternehmens aus Nachhaltigkeitssicht kann nur erfolgen, wenn Unternehmen transparent ihre Nachhaltigkeitsziele und -leistung offenlegen. Die Berichterstattung muss ökologische Grenzen und Menschenrechte berücksichtigen – auch in die Wertschöpfungskette hinein.

Unternehmensführung
Und schließlich sollen alle Unternehmen Verfahrensweisen einer guten Unternehmensführung umsetzen. Sie müssen beispielsweise diverse Policies und einen Verhaltenskodex zur Vermeidung von Korruption, Interessenskonflikten sowie ein Whistle-Blowing-System nachweisen.

Und nun? Packen wir es an und gehen in einen stärkeren Dialog mit Unternehmen! Es sind genauer gesagt immer Menschen, die in Unternehmen Veränderungen treiben. Stärken wir diejenigen, die Verantwortung auch gegen Widerstände übernehmen und die dringenden und wichtigen Nachhaltigkeitsthemen in konkrete Strategien und messbare Maßnahmen umsetzen. So werden zukunftsfähige Geschäftsmodelle gebaut, von denen alle profitieren – die Unternehmen, wir Investoren und wir alle als Gesellschaft.

Torsten Müller ist Vorstand der Ökoworld AG.

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