Herr Messner, Ihre erste größere Geldanlage – erinnern Sie sich?
Messner: Seit meinem 30. Lebensjahr habe ich eigentlich immer ein Objekt gehabt, an dem ich gebaut habe. Das gibt mir sehr viel Befriedigung. Etwas gestalten, etwas bauen, Realwerte schaffen, das gibt mir mehr als ein Konto bei der Bank. Weil ich aus einer Bergbauern-Gegend komme und auch meine Vorfahren Bergbauern waren, war es mein erster Traum, einen Bauernhof zu besitzen, den ich als Selbstversorgerhof betreiben wollte. Ich wollte alles selbst anpflanzen und auf der Weide haben, was man zum Leben braucht. Diesen Traum habe ich mir dann auch erfüllt, ich besitze drei kleine Bergbauernhöfe in Südtirol. Das gibt mir emotional mehr Sicherheit als alles Geld auf der Bank, das sich jetzt in der Coronakrise ja wahrscheinlich teilweise wieder verflüchtigen wird. In solchen Krisenzeiten ist ein Bauernhof sicherer als alles andere, dort kann man im Notfall überleben.
Hat sich das rentiert?
Messner: Mir war eine emotionale Rendite immer wichtiger als eine finanzielle Rendite. Die Menschen sollten ihren Leidenschaften folgen – auch bei der Geldanlage. Ich habe mit nichts so viel Geld verdient wie mit meiner Burg Juval in Südtirol, wenn ich den Kaufpreis plus den Sanierungspreis nehme und den heutigen Wert der Burg dagegenhalte. Es ist mir aber völlig wurscht, ob die Burg ein Euro wert ist oder zehn Millionen Euro, denn ich will sie nicht verkaufen. Ich will sie beleben und meinen Kindern weitervererben.
Worin haben Sie noch investiert?
Messner: Ich bin kein Aktienfachmann. Ich finde das langweilig, ich mag es nicht. Ich bin ein Praktiker. Es wäre mir peinlich, ununterbrochen am Computer zu sitzen – den ich gar nicht beherrsche – und Geld hin und her zu schieben, damit es mehr wird. Wenn ich mehr Geld will, muss ich eben mehr arbeiten. Für meine Kinder habe ich Versicherungen abgeschlossen. In den 30 Jahren, in denen ich extreme Abenteuerexpeditionen gemacht habe – Bergbesteigungen, Wüsten- und Poldurchquerungen – war ich immer in Gefahrensituationen. Das abzustreiten wäre dumm. Ich hätte dabei umkommen können, was ich – natürlich auch mit Glück – immer vermeiden konnte. Deshalb wollte ich, dass meine Kinder eine bestimmte Sicherheit haben.
Mit Anlageberatung oder ohne?
Messner: Ich bin nie zur Bank gegangen, um mich beraten zu lassen. Die Banken haben mich angesprochen und mir zum Beispiel geraten, Versicherungen für meine Kinder abzuschließen. Für die Finanzierung meiner Expeditionen habe ich relativ schnell ein eigenes System entwickelt. Wenn eine erfolgreiche Expedition hinter mir lag, habe ich sie in Form von Büchern und Vorträgen ausgewertet und mir damit die finanzielle Basis für die nächste Expedition geschaffen. Keine Bank der Welt leiht ihnen Geld, um auf den Everest zu steigen. Man braucht dabei auch einen gewissen Freiraum. Eine Bank hätte mich unter Zugzwang gesetzt, dass eine Expedition nicht scheitern darf und ich zu weit gehe. Das ist sehr gefährlich. Einmal habe ich vielleicht Glück, beim zweiten oder dritten mal aber nicht, und dann ist es zu spät. Deshalb habe ich mir in meinem Leben nie Geld von der Bank geholt. Auch meine sechs Museen in Südtirol und Belluno habe ich so gestaltet, dass sie selbsttragend sind. Ich hoffe, dass sie die Krise überstehen und selbsttragend bleiben.
Das Gespräch führte Kim Brodtmann, Cash.