Auch 2024 ist geprägt von geopolitischen Konflikten und wirtschaftlichen Unsicherheiten, volatilen Finanzmärkten und unsicheren Rohstoff- und Energiepreisen. Das alles spiegelt sich an den Börsen und bei den Kunden wider. Wie rund läuft es bei Pangaea Life?
Regensburger: Natürlich spüren auch wir, dass die wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten an den Anlegern nicht spurlos vorübergehen. Gerade bei den Einmalbeiträgen macht sich die Zinswende bemerkbar. Doch auch hier haben die Zentralbanken die Gegenbewegungen durch die jüngsten Zinssenkungen bereits eingeleitet. Bei den Energiepreisen sehen wir mittlerweile eine weitgehende Normalisierung – eine positive Nachricht für die Verbraucher. Trotz der hohen Volatilität auf den internationalen Energiemärkten seit Beginn des Ukrainekrieges, liegen wir mit unserem Fonds Blue Energy voll auf Kurs für unsere Kunden langfristig eine stabile durchschnittliche Rendite von 5 bis 7 Prozent nach Kosten zu erwirtschaften.
Mit Ihrem Fonds „Blue Energy“ investieren Sie in den Ausbau erneuerbarer Energien in verschiedenen europäischen Ländern. Wohin geht der Sektor in den nächsten Jahren?
Regensburger: Die Energiewende ist in vollem Gange. Der jüngste Bericht der IEA gibt Hoffnung, dass erneuerbare Energien schon bis zum Jahr 2030 fast die Hälfte der weltweiten Stromerzeugung decken werden. Dennoch dürfen wir beim Ausbau nicht nachlassen, denn durch die KI-Revolution und die Wende hin zur Elektromobilität erleben wir in den kommenden Jahren und Jahrzehnten einen massiven Anstieg der Stromnachfrage. Verschiedene Studien prognostizierten kürzlich, dass unter anderem durch KI-Rechenzentren die Stromnachfrage bis Ende des Jahrzehnts um über 50 Prozent steigen könnte.
Experten betonen dabei stets, dass wir einen besonderen Fokus auf die nötige Infrastruktur, allen voran den Ausbau geeigneter Energiespeicher legen müssen. Deshalb verstärken wir mit unseren Fonds Blue Energy auch unser Engagement in diesem Bereich: Kürzlich haben wir mit dem Projekt „Strübbel“ in Schleswig-Holstein den ersten Großspeicher in Deutschland in den Fonds aufgenommen. Energie-Investments sind Investments in eine Grundsäule der technologischen und industriellen Innovation über die kommenden Jahre und Jahrzehnte. Dementsprechend positiv ist unsere Perspektive für diesen Sektor.
Mit Ihrem zweiten Fonds „Blue Living“ engagieren Sie sich im Neubau und der Entwicklung nachhaltiger Wohnquartiere in deutschen und US-amerikanischen Großstädten. Der Immobilienmarkt in derzeit nicht gerade in Top-Verfassung. Warum setzen Sie dennoch auf Immobilien?
Regensburger: Wichtig ist eine differenzierte Betrachtung des Sektors. Blicken wir auf die Immobilienobjekte unseres Fonds Blue Living sowie unseres neuen Co-Investmens im US-Sunbelt: Mit unseren Kundinnen und Kunden investieren wir hier ausschließlich in nachhaltige, energieeffiziente Wohnungsneubauten in einigen der gefragtesten Großstädte Deutschlands und des US-Südens. Was diese Projekte vereint? An allen Standorten haben wir es mit einem massiven Wohnraummangel zu tun, der die Mietpreise nach oben treibt. Da wir ausschließlich in Neubau investieren, betreffen unsere Fonds Abwertungen, die aus einem alten Bestand mit hohem Sanierungsstau resultieren können, nicht.
Im Gegenteil: Studien zeigen regelmäßig die überproportionalen Wertsteigerungen von Immobilien mit besonders hoher Energieeffizienz und modernsten Nachhaltigkeitsstandards. Nehmen wir als Beispiel die Objekte unserer Fonds in Texas und Florida. Diese Standorte zählen seit einigen Jahren zu den absoluten Bevölkerungsmagneten – innerhalb der USA wie international. Unzählige Konzerne, vor allem aus dem Tech- und Finanzsektor, verlegen ihre Sitze in Städte wie Dallas, Austin oder Miami. Der massive Zuzug führte jedoch auch hier zu einem drastischen Mangel an Wohnraum. Dieser wiederum trifft auf starke Nachfrage, nicht nur migrationsbedingt. Für unsere Wohnimmobilienentwicklungen sind wir daher sehr optimistisch, gestützt auch durch die Tatsache, dass wir unsere fertigen Objekte meist innerhalb kürzester Zeit vollvermieten,
Nachhaltige Fonds standen und stehen immer wieder unter dem Verdacht des Greenwashings. Wie stellen Sie die Wirkung und Transparenz Ihrer nachhaltigen Investments sicher?
Regensburger: Dank unserer besonderen Philosophie der konkreten Sachwert-Investments stellen wir sicher, dass Nachhaltigkeit und Wirkung unserer Investments für unsere Kunden stets transparent und nachvollziehbar bleiben. Gegenüber ETFs oder grünen Aktienfonds haben wir natürlich den großen Vorteil, dass wir sowohl bei unseren Energie-Investments als auch bei unseren ESG-Wohnimmobilien greifbar machen können, worin der nachhaltige Impact besteht. Über unsere Digitale Investmentreise machen wir diese Investments für Vertriebspartner und Kunden sogar per VR-Brille in 360-Grad erlebbar. Darüber hinaus durchlaufen aber natürlich auch all unsere Investitionen vorab eine ausführliche Prüfung, ob wirklich alle von uns gesetzten Nachhaltigkeitskriterien erfüllt werden.
Und wie bewerten Sie die aktuellen Diskussionen über die Nachhaltigkeit von Rüstungsinvestments?
Regensburger: Was das Thema Rüstung betrifft: Wir würden niemandem vorschreiben wollen, in welche Themen, Projekte oder Unternehmen er oder sie investiert. Wenn ein Investment in Rüstung in die Präferenzen des Kunden passt – und hier gehören neben Nachhaltigkeit auch Sicherheit, Flexibilität und Rendite dazu – warum nicht? Dafür kann es valide und nachvollziehbare Gründe geben, auch und gerade in der aktuellen weltpolitischen Lage.
Was sich mir allerdings nicht erschließt ist die Forderung, solche Investments als nachhaltig zu labeln. Die Tatsache, dass ein Sektor angesichts der äußeren Umstände (leider) nötig sein mag, macht ihn doch noch lange nicht nachhaltig. Eine weitere Verwässerung des Konzepts von Nachhaltigkeit in diese Richtung fände ich bedauerlich. Eine kürzlich von uns umgesetzte YouGov-Befragung bestätigt diesen Standpunkt.
Der Vertrieb ist ja verpflichtet, die Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden abzufragen. Läuft das aus ihrer Sicht reibungslos?
Regensburger: Die aktuelle Regulatorik ist viel zu komplex und für Kunden und auch Vermittler kaum zu durchdringen. In der Praxis führt das oft zum Gegenteil dessen, was der Gesetzgeber eigentlich erreichen wollte: Das Thema Nachhaltigkeit wird im Beratungsgespräch so schnell wie möglich abgehakt. Ich plädiere deshalb seit längerer Zeit für eine Vereinfachung und Vereinheitlichung der Standards.
Ich denke da konkret an ein übergreifendes und intuitiv verständliches Label oder eine Klassifizierung ähnlich der von Elektrogeräten in der EU. Diese dürfen in puncto Nachhaltigkeitsvorgaben durchaus anspruchsvoll sein. Natürlich sind Finanzprodukte komplexer als Kühlschränke und Kaffeemaschinen. Wichtig ist aber, dass Regulatorik Transparenz und Orientierung schafft, was die Nachhaltigkeit eines Finanzprodukts betrifft. Ich bin überzeugt, dass dies dem Vertrieb nachhaltiger Produkte einen Boost geben würde.
Stichwort ELTIF 2.0. Sie wollten Europäische langfristige Investmentfonds anbieten. Wo sind Sie dort investiert?
Regensburger: Sie haben recht, dass wir einen ELTIF 2.0 konkret in Planung hatten, dieses Projekt allerdings zunächst zugunsten der Einführung unserer Co-Investment-Strategie zurückgestellt haben. Um Anlegern fortan auch außerhalb des Versicherungsmantels Zugang zu attraktiven und institutionell geprüften und selektierten nachhaltigen Sachwert-Assets zu eröffnen, haben wir uns für das Vehikel eines geschlossenen AIF mit einer kurzen Laufzeit von nur vier Jahren entschieden. Das hatte sowohl Gründe hinsichtlich der Flexibilität, der Time-to-market aber auch der Einfachheit für den Vertrieb. Denn auf breiter Basis hat sich ELTIF 2.0 bislang gerade dort noch nicht durchsetzen können. Wir beobachten jedoch weiterhin den Markt und bleiben offen.
Wie sehen ihre Strategien bei der Fondsauswahl für nachhaltige Fondspolicen aus? Und wie viele ihrer Fonds sind gemäß Offenlegungsverordnung nach Artikel 8 oder Artikel 9 eingestuft?
Regensburger: Unsere Fonds sind nach Artikel 8+ eingestuft. Im Vergleich zu Artikel 9 können wir dadurch eine bessere Balance aus der Erfüllung ökologischer und sozialer Kriterien einerseits und der Erwirtschaftung einer attraktiven Rendite für unsere Kunden andererseits erreichen. Denn aus unserer Sicht erweisen wir nachhaltigen Finanzprodukten in der Akzeptanz einen Bärendienst, wenn sie langfristig in puncto Rendite Vergleichsprodukten hinterherhinken.
Nachhaltigkeit ist ein Megatrend. Gleichzeitig befürchtet das Forum für Nachhaltige Geldanlagen politische Anti-ESG-Tendenzen, mit negativen Folgen für die Entwicklung nachhaltiger Geldanlagen. Teilen Sie die Befürchtung?
Regensburger: In der Tat gibt es bestimmte politische Bewegungen, denen das Thema ESG ein Dorn im Auge ist. Hier in Europa hat sich die EU jedoch langfristig klar und verbindlich für eine Förderung der nachhaltigen Kapitalanlage ausgesprochen. Es herrscht ein großer parteiübergreifender Konsens unter den demokratischen Kräften, in Zukunft vermehrt Geld in nachhaltige Sektoren lenken zu wollen. Dementsprechend sind wir als deutscher Anbieter relativ entspannt, was den politischen Rahmen auf unserem Markt betrifft.
Was den gesellschaftlichen Diskurs angeht sehen wir einen Schlüssel für mehr Akzeptanz darin, die nachhaltige Geldanlage noch mehr als bislang mit Zukunftsoptimismus, Innovation und auch Renditegesichtspunkten zu vereinen. Das alles auf dem Fundament größtmöglicher Transparenz. Nachhaltig Geld anlegen sollte Spaß machen, mit einer nachvollziehbaren Story motivieren und am Ende neben einem guten Gewissen auch Rendite für die eigene Zukunftsvorsorge bringen.