
Robertson: Um auf die Schulung des Vertriebs zurückzukommen: Es reicht nicht aus, eine entsprechende Ausbildung und Kommunikation nur zum Zeitpunkt des Beratungsgesprächs vorzunehmen, sondern dies muss über die gesamte Laufzeit erfolgen. Wertentwicklungen sind entsprechend zu erläutern und einzuordnen. Mit unseren Quartals-Calls bieten wir unseren Vermittlern damit die Möglichkeit, ihren Kundinnen und Kunden auch in herausfordernden Situationen adäquat beraten zu können. Zusätzlich sprechen wir Kundinnen und Kunden mit dem PrivateFinancePolice-Podcast auch direkt an. Rückblickend auf die doch sehr ereignisreichen letzten fünf Jahre ist das – neben der konkreten Ausgestaltung von Kapitalanlage und Anlageinstrument – einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren.
Auel: Das kann ich nur unterstreichen. Kommunikation mit dem Vertrieb und den Kunden ist enorm wichtig. Wir veröffentlichen beispielsweise wöchentlich Meldungen zu Deals und der Entwicklung von Portfoliounternehmen und erstellen aufwändige Halbjahresberichte. Dazu zählt aber beispielsweise auch, dass unser Kundenservice keine automatisierte Hotline ist, sondern aus echten Ansprechpartnern besteht. Wir setzen bewusst ausschließlich auf geschlossene Fonds, weil die zugrundeliegende Assetklasse nun mal illiquider Natur ist und wir überzeugt sind, dass die Vorteile von Private Equity nur mit dem geschlossenen Modell wirklich zum Tragen kommen. Zudem schützt das den Anleger vor seinen eigenen Emotionen. Der Vertrieb muss insofern eine entsprechende Hürde überwinden, die Anleger aber auch korrekt informieren. Wir setzen deshalb ausschließlich auf Berater, die wir zudem intensiv schulen..
Vathje: Wir sehen neben geschlossenen ELTIFs eine stark steigende Nachfrage nach Evergreen ELTIFs, die durch Paragraf 34f Nr. 1-Vermittler eingesetzt werden können. Der Vorteil ist, dass sie – nach der Anlaufphase – eine sofortige Allokation bieten und die Kunden dann in ein bestehendes und dauerhaft allokiertes Portfolio investieren. Im letzten Jahr waren 21 ELTIFs für Deutschland als Retail-Produkte zugänglich. Davon waren 17 Evergreens und vier geschlossene Konzepte. Es gibt also einen klaren Trend.
El Mallouki: Bei Private Equity würde ich persönlich grundsätzlich eher geschlossene Strukturen präferieren. Auch bei semi-liquiden Konzepten würde ich immer einen Investmenthorizont von mindestens fünf Jahren sehen. Grundsätzlich haben geschlossene und semi-liquide Strukturen aber einen vollkommen unterschiedlichen Charakter. Wir kennen das seit Langem von offenen und geschlossenen Immobilienfonds. Das ist einfach ein signifikanter Unterschied.
Obwohl die ELTIF-Reform schon Anfang 2024 in Kraft getreten ist, kamen viele der ELTIF 2.0 erst im zweiten Halbjahr oder gegen Jahresende auf den Markt. Vielfach war zudem zu hören, dass der Vertrieb nur langsam in Gang kam. Wann platzt der Knoten?
Robertson: Neben der sich verändernden Regulatorik haben das Kapitalmarkt- und Zinsumfeld eine wesentliche Rolle gespielt. Insbesondere die Ereignisse im Jahr 2022 verbunden mit dem darauffolgenden rasanten Zinsanstieg haben dazu geführt, dass sich die Entwicklung der Private Markets etwas verlangsamt sowie die Attraktivität von Zinsprodukten wieder zugenommen hat. Das haben wir im Absatz der PrivateFinancePolice durchaus auch gespürt. Aber wenn Kundinnen und Kunden einen langfristigen Anlagehorizont verfolgen, interessieren die Entwicklungen von ein, zwei oder auch drei Jahren nur wenig. Seit Ende 2019 haben Kundinnen und Kunden uns über die PrivateFinancePolice über 4,5 Milliarden Euro anvertraut.

El Mallouki: Die Private-Finance-Police ist im Vertrieb wirklich unfassbar erfolgreich. Und kaum jemand im Markt hat das mitbekommen.
Vathje: Ein wesentlicher Aspekt für die Entwicklung in 2024 war, dass die technischen Durchführungsstandards, kurz RTS, für ELTIF 2.0 erst im Oktober final verabschiedet wurden. Darauf haben viele Asset Manager gewartet. Im vierten Quartal wurden dann bereits einige ELTIFs genehmigt, die aber vielfach erst Anfang 2025 in den Vertrieb gekommen sind. Das Angebot nimmt also deutlich zu und auch der Vertrieb sortiert sich rasch. Privatize hat in den letzten zwei Monaten exklusive Partnerschaften mit vier Maklerpools bekanntgegeben: Fonds Finanz, Fondsnet, Finum und Inno Invest. Das sind insgesamt über 40.000 Berater, die nun die Privatmarktfonds führender Manager anbieten können. Zudem ist mit Evergreen-Fonds der Einsatz von ELTIFs in der Vermögensverwaltung erstmals möglich. Wir rechnen damit, dass im laufenden Jahr signifikant mehr platziert wird und 2025 das erste echte ELTIF-Jahr wird.
El Mallouki: Ich bin das etwas zurückhaltender. Es gibt weiterhin große Abwicklungshürden. Semi-liquide ELTIFs müssen zwingend in ein Depot gebucht werden. Die meisten Depotbanken und Plattformen können die Produkte aber noch nicht automatisiert abwickeln. Das wird noch dauern.
Vathje: Das wird kontinuierlich mehr. Privatize arbeitet bereits mit drei Depotbanken zusammen, die ELTIFs in Standarddepots einbuchen können. Da hat sich sehr viel getan.