EXTRA ELTIF 2.0 Roundtable: „Evolution statt Revolution“

Die Diskussionsteilnehmer von links: Marc Tavakolian, Oddo BHF Private Assets, Head of Investor Relations; Klaus Weber, Patrizia Grundinvest, Geschäftsführer; Nico Auel, RWB Partners, Geschäftsführer

Sowohl für Anbieter geschlossener als auch offener Fonds bietet der ELTIF 2.0 neue Möglichkeiten für Sachwert- und Private-Equity-Investments. Roundtable mit drei Managern aus beiden Welten – und unterschiedlichen Konzepten für ihre Fonds der neuesten Generation.

In welchen Assetklassen investieren Ihre ELTIF? 

Weber: Wir entwickeln einen Infrastruktur-ELTIF, den wir kürzlich bei der Luxemburger Finanzaufsicht CSSF einreicht haben. Vor drei Jahren hat Patrizia einen Infrastruktur-Asset-Manager mit einem 25-jährigen und sehr guten Track Record übernommen. Dieses Team heißt seitdem Patrizia Infrastructure. Wir bieten in dem Segment bereits Fonds für institutionelle Investoren an und machen diese Produktwelt nun für Privatanleger und auch die kleineren Institutionellen zugänglich. Geplant ist der Start des Fonds im vierten Quartal. 

Auel: Die RWB ist ein reiner Private-Equity-Spezialist. Unser ELTIF wird also in Private Equity investieren, genauer gesagt wird er als Dachfonds konzipiert mit Fokus auf das Segment Lower Mid Market. Wir planen den ELTIF als klassische geschlossene Investment-KG mit einer Master-Feeder-Struktur. An dem Feeder können sich Privatanleger ab 5.000 Euro beteiligen. Der Masterfonds wird als geschlossenes Sondervermögen konzipiert, das gleichzeitig ein ELTIF ist und ab 200.000 Euro auch direkt gezeichnet werden kann. Wir sind der erste Anbieter, der einen ELTIF über die BaFin in Deutschland herausbringen wird und befinden uns aktuell in den finalen Abstimmungen mit der Aufsicht. Unser Ziel ist es, den ELTIF zunächst in Österreich und anschließend in Deutschland anzubieten.

Tavakolian: Wir haben im April einen Private-Equity-ELTIF als Dachfonds aufgelegt, und zwar nach Luxemburger Recht.  Mit dem   „Oddo BHF Commit for Tomorrow ELTIF“ machen wir jetzt Privatanlegern eine Strategie zugänglich, die wir schon seit einigen Jahren erfolgreich institutionellen Anlegern anbieten. Wir konzentrieren uns auf Investitionen in Private-Equity-Fonds, der ELTIF kann aber auch als Co-Investor in einzelne der zugrunde liegenden Unternehmen investieren. Das Thema Energiewende halten wir für besonders interessant. Dabei geht es meistens um mittelgroße Unternehmen, die das Potenzial haben, Marktführerschaft zu erreichen. Dazu zählt intelligente Software, mit der Energie gespart werden kann, ebenso wie Lösungen für Energiespeicherung und Wasseraufbereitung. Die Mindestanlage beträgt 1.000 Euro. Wie bei herkömmlichen Private-Equity-Dachfonds üblich beträgt die Mindestlaufzeit zehn Jahre.

Welche Vorteile bietet ein ELTIF als Verpackung?

Auel: Für uns ist ein entscheidender Faktor, dass wir mit dem ELTIF auch in Österreich wieder im breiten Publikumsgeschäft durchstarten können. Das ist mit unseren klassischen Publikums-AIFs aktuell nicht möglich. Der zweite Grund ist, dass wir mit dem „EU-Pass“, der mit der ELTIF-Zulassung verbunden ist, schrittweise in andere europäische Publikumsmärkte vorstoßen können. Und drittens ergeben sich mit dem ELTIF im Bankenbereich, in dem geschlossene AIFs oft einen schweren Stand haben, neue Umsatzchancen, auch in Deutschland. Wir können damit also neue Vertriebskanäle ansprechen und wir sind überzeugt, dass wir – auch mit direkten Beteiligungen an dem Master-ELTIF – neue Kundengruppen gewinnen können, zum Beispiel High Net Worth Individuals Im Bereich Private Banking und vielleicht auch Vermögensverwalter.

Tavakolian: Wir wollten mit dem ELTIF auch Privatanlegern Investitionen in Private Equity zugänglich machen – und zwar auf eine bequeme Art in Form eines leichter investierbaren Wertpapiers. Damit ergänzen wir unser Angebot im Publikumsfondsbereich um eine Assetklasse, die bisher überwiegend für institutionelle Anleger und High-Net-Worth-Private-Banking-Kunden zugänglich war. Die neue Regulierung ermöglicht uns jetzt den Vertrieb auch über IFAs, also unabhängige Finanzdienstleister und andere Vertriebsorganisationen. Wir sind überzeugt, dass Private Equity als Anlageform für Privatanleger an Bedeutung gewinnen wird, denn der bei weitem größere Teil der Wirtschaft ist nicht über die Börse, sondern nur über Private Equity zugänglich. Es macht absolut Sinn, zu versuchen das Portfolio zu diversifizieren und die Risiken zu streuen, indem man diese Anlageklasse aufnimmt.

Weber: Ich bin überzeugt, dass aus Sicht der Anleger die Verpackung eines Fonds eher zweitrangig ist. Für Privatanleger geht es in erster Linie darum, welche Assets der Fonds enthält, welche Chancen und Risiken damit verbunden sind, was für Kosten entstehen, wie er wieder rauskommt und nicht zuletzt, wie und von wem die Assets gmanagt werden. Für uns gibt es zwei schlagende Argumente für einen ELTIF. Zum ersten ist Patrizia international aufgestellt und die internationale Vertriebsfähigkeit ist auch für uns ein entscheidender Faktor. Zweitens sehen auch wir mit dem ELTIF die Chance, im Bankenvertrieb noch breiter Fuß zu fassen, auch weil ein ELTIF viel besser in die Order- und Verwaltungsprozesse der Banken passt. Von unseren rund 300 Vertriebspartnern kommen zwar bereits mindestens zwei Drittel aus dem Bankensegment und wir sind dort als AIF-Anbieter sicherlich überdurchschnittlich gut aufgestellt, aber wenn man weiß, wie viele Genossenschaftsbanken und Sparkassen es allein in Deutschland gibt, dann ist da immer noch sehr großes Potenzial.

Ist Ihr ELTIF eine offene oder geschlossene Konzeption, gibt es also eine Rückgabemöglichkeit für Anleger oder nicht? 

Weber: Wir planen einen offenen ELTIF. Ab Vertriebsstart des Fonds ist der Anleger ist zunächst drei Jahre gebunden, in denen der Fonds sein Portfolio aufbaut. Danach funktioniert es ähnlich wie bei einem offenen Immobilienfonds: Die Kündigungsfrist beträgt ein Jahr zum Quartalsende. Anschließend können bis zu fünf Prozent des NAV des Fonds pro Quartal verflüssigt werden. Dabei ist die Fristenkongruenz eine Herausforderung, weil die langfristigen Assets in einem bestimmten Maß liquider gemacht werden müssen. Das machen wir über eine Liquiditätsquote und über Liquiditätsmechanismen. Aber auch der Vertrieb muss hier richtig handeln und entsprechend geschult werden, damit er nur langfristig orientierte Anleger entsprechend der Bezeichnung European Long Term Investment Fund hineinberät. Der Anleger hat aber die Möglichkeit zu kündigen, wenn sich seine Situation und sein Liquiditätsbedarf anders entwickeln sollten als geplant.

Tavakolian: Unser ELTIF ist ein geschlossenes Produkt. Wir investieren über einen gewissen Zeitraum über Private-Equity-Fonds und als Co-Investor in Zielunternehmen, um Veränderungen zu erreichen und die Beteiligungen am Ende sukzessive wieder zu verkaufen. Rückflüsse sollten sich regelmäßig ergeben, manchmal sogar schon ab dem zweiten Jahr. Sie sind aber vom erfolgreichen Verkauf der Beteiligungen abhängig. So kann es in einigen Jahren, vor allem in den späteren, dazu kommen, dass Anleger mehrere Male im Jahr Ausschüttungen erhalten. Grundsätzlich müssen Anlegerinnen und Anleger bereit sein, das Kapital langfristig über den Zeitraum von bis zu zehn Jahren zu binden. Im langjährigen Durchschnitt ist es bei Private Equity Fonds aber der Fall, dass man ab dem fünften Jahr potenziell mit der kompletten Rückführung des eingesetzten Kapitals rechnen kann, auch wenn die Wertentwicklungen der Vergangenheit kein Hinweis auf künftige Ergebnisse sind. Dies wird sicherlich eine Herausforderung für ungeübte Vertriebsorganisationen sein, die bisher nur offene Publikumsfonds verkauft haben. Andererseits ist das auch aus geschlossenen Immobilienfonds und anderen Anlageformen bekannt.

Auel: Das grundsätzliche Konzept wird ähnlich wie bei unseren Publikums-AIFs. Der ELTIF ist ein geschlossenes Vehikel und wird in puncto Laufzeit, Kosten und Provision in der Mitte zwischen unseren aktuellen Produkten liegen, also zwischen der kurz laufenden Direct-Return-Serie und der langfristigen International-Serie mit mehreren Investitionsrunden. Der ELTIF wird im Vergleich zu unserem International allerdings keine Möglichkeit der Ratenanlage bieten. Wir wissen, wie anspruchsvoll das Liquiditätsmanagement in der Anlageklasse Private Equity ist. Natürlich sind offene und semi-liquide Strukturen sehr verführerisch, aber Private Equity ist nun mal ein langfristiges, illiquides Investment und wir verzichten auf Abkürzungen. Mit dem ELTIF ändert sich daran nichts. In diesem Zusammenhang missfällt uns allerdings sehr, dass der Fonds allein wegen des geschlossenen Konzepts in einer höheren Risikoklasse angesiedelt werden muss. Das ist unverständlich und schlichtweg falsch. Das Gegenteil wäre richtig, weil ein semi-offenes Konzept ein zusätzliches Risiko enthält, falls in einer schwierigen Marktphase die einkalkulierten Puffer für die Auszahlungen nach Kündigungen nicht ausreichen oder dafür Zielbeteiligungen zur Unzeit verkauft werden müssen. Außerdem geht die erforderliche Liquiditätsreserve zu Lasten der Rendite. Es ist aus unserer Sicht daher falsch, dass der Berater dort trotzdem eine niedrigere Risikoklasse ankreuzen kann.

Weber: Ich stimme zu, dass nicht nachvollziehbar ist, dass ein geschlossener Fonds automatisch in die Risikoklasse sechs eingestuft werden muss. Ich würde aber nicht zustimmen, dass ein semi-liquides Produkt mit Rückgabemechanismen eine höhere Risikoklasse verdient. Das Risiko resultiert im Wesentlichen aus dem Asset und daraus, wie es gemanagt wird. Das gilt für Private Equity ebenso wie für Immobilien oder Infrastruktur. Daraus muss man die Risikoklasse individuell ableiten. Sicherlich kann es ein zusätzliches Risiko darstellen, wenn bei einem schwer liquidierbaren Asset in einem bestimmten Maß Anleger ihr Geld zurückfordern können. Andererseits verringert sich dadurch das Risiko, dass der Anleger über einen langen Zeitraum nicht an sein Geld kommt, falls etwas Unvorhergesehenes passiert. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir die Risikoklasse nicht nach dem Mantel, sondern nach dem Inhalt definieren sollten. 

Haben Sie schon eine Vorstellung, in welche Risikoklasse Ihr Fonds einsortiert werden wird?

Weber: Hierzu laufen die Abstimmungen noch. Im Moment gehe ich davon aus, das wir in Risikoklasse drei oder vier kommen.

Tavakolian: Unser Fonds, der weltweit Private-Equity-Anlagen tätigt, weist einen synthetischen Risikoindikator von sieben auf, also nach der PRIIPS-Richtlinie die höchste Risikoklasse. Durch die Aufteilung des Vermögens auf verschiedene Private-Equity-Fonds bemühen wir uns aber um eine Streuung des Risikos auf mindestens 100 nicht börsennotierte Unternehmen aus unterschiedlichen Sektoren und Regionen.

Welche Rendite prognostizieren Sie?

Auel: Auch die Renditeprognose des ELTIF wird in der Mitte zwischen dem Direct-Return- und dem aktuellen International-Fonds liegen. Beim Direct Return prognostizieren wir im mittleren Szenario eine IRR-Rendite (nach Kosten) von 6,45 Prozent und beim International 9 von 7,56 Prozent pro Jahr. Das bezieht sich auf den Feeder-ELTIF, also das Angebot für die Privatanleger. Der Master-ELTIF hat eine andere Kostenstruktur und bringt auch andere Renditen. 

Weber: Zunächst muss ich anmerken, dass man anders als bei unseren Immobilienfonds mit einem konkreten Objekt und einer konkreten Vermietungs-, Finanzierungs- und Ausgabensituation bei dem Infrastruktur-ELTIF keine exakte Renditeprognose berechnen kann. Aber wir schauen uns natürlich trotzdem an, welche Renditen wir in der Vergangenheit mit vergleichbaren Investitionsstrategien erzielt haben. Davon nehmen wir einen Abschlag vor und gehen mit der entsprechenden Zahl an den Markt. Unser Ziel ist eine Gesamtrendite jenseits der acht Prozent pro Jahr inklusive der Veräußerungen und Exits. Bei den laufenden Auszahlungen soll der Fonds auf vier bis fünf Prozent kommen. 

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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