Rentenpaket II, die Reform der privaten Altersvorsorge, die zweite Reform des Betriebsrentenstärkungsgesetzes. Aktuell ist bei Thema Altersvorsorge einiges in Bewegung. Auch weil die Regierung erkannt hat, dass die gesetzliche Rente allein für ein auskömmliches Leben im Alter kaum reichen dürfte. 1.102 Euro erhielten Altersrentnerinnen und -rentner im vergangenen Jahr im Schnitt. Männer 1.348 Euro, Frauen 908 Euro. Angesichts der Mieten, die inzwischen in vielen Großstädten in Deutschland aufgerufen werden, ist das zum Leben schlicht zu wenig. Insofern ist der Plan, die gesetzliche Rente auf eine Untergrenze von 48 Prozent festzuschreiben, allenfalls ein positiver Schritt. Weniger positiv ist, dass derzeit fast nichts in trockenen Tüchern ist: Das Rentenpaket II ist zwar vom ehemaligen Bundeskabinett beschlossen, verabschiedet vom Bundestag ist es aber noch nicht. Ob es noch dazu kommen wird, ist angesichts des Rauswurfs von Bundesfinanzminister Christian Lindner zweifelhafter denn je. Finanzexperten wie Professor Michael Hauer, Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) sind ohnehin skeptisch, dass die Pläne ausreichen, um die Probleme der gesetzlichen Rentenversicherung zu lösen. „Das Rentenpaket II enthält einige gute Maßnahmen, wie die Ergänzung des Umlageverfahrens in der gesetzlichen Rentenversicherung durch einen kapitalgedeckten Baustein. Die Lösung aller Probleme ist es jedoch nicht. In naher Zukunft müssen noch einige Reformen kommen, um die Herausforderungen aufgrund der demographischen Entwicklung zu bewältigen“, schreibt Hauer in einem Gastbeitrag für das Cash. Special Versicherungen.
Nicht besser schaut es bei der geplanten Reform der privaten Altersvorsorge aus. Auch hier streiten die beteiligten Gruppen: So monieren die Verbraucherschützer den Abschlussbericht der „Fokusgruppe Altersvorsorge“ deutlich. Zwar enthalte der vom Bundesfinanzministerium veröffentlichte Reformvorschlag für die steuerlich geförderte private Altersvorsorge einige Verbesserungen. Ein echter „Gamechanger“ sei er aber nicht. Zumal ein zentrales Problem nicht gelöst werde, beklagt etwa Stephen Rehmke, Vorstand des Bundes der Versicherten. „Viele Bürgerinnen und Bürger sind weiterhin verloren bei der Frage, welches Altersvorsorgeprodukt und welche Form des Ansparens sie wählen sollen“, sagt Rehmke. Der Referentenentwurf für ein Gesetz zur Reform der steuerlich geförderten privaten Altersvorsorge biete laut BdV Verbesserungen wie Vereinfachungen durch beitragsorientierte Zulagen und mehr Wahlfreiheit – etwa mit der Förderung eines selbstorganisierten Altersvorsorgedepots – sowie die Abkehr von Garantien und der Verrentungspflicht. Auf eine öffentlich-rechtlich organisierte Lösung, etwa durch einen breit angelegten Fonds als Standard, habe man indes vorerst verzichtet, moniert der Finanzexperte.
„Damit würden hauptsächlich diejenigen profitieren, die gut informiert sind und die Herausforderungen finanzieller Eigenvorsorge selbständig meistern können. Ein öffentlich organisiertes Standardprodukt hätte auch denen geholfen, für die Geldfragen und Altersvorsorge ein echter Angang sind. Wo finden sie Orientierung und Rat?“, kritisiert Rehmke. Zudem gehen die Verbraucherschützer wieder einmal deutlich mit der Versicherungslösungen für die private Altersvorsorge ins Gericht.
Erfahrungen aus der Verbraucherberatung hätten gezeigt, dass Verbraucher dagegen häufig teure und unflexible fondsgebundene Lebens- oder Rentenversicherungen abgeschlossen hätten. Zudem monierte der BdV, dass die Empfehlung nicht allein vom Versicherungsvermittlern, sondern sehr oft auch von den eigentlich produktunabhängigen sogenannten Vermögensberatungen oder von Banken und Sparkassen kommen würde. Anreiz seien die hohen Provisionen. Zudem finde eine unabhängige Beratung finde nicht statt. „Man spürt förmlich das Händereiben der großen Vertriebsmaschinen, die mit dem hemmungslosen Verkauf provisionsgetriebener und kostenschwerer Mangelprodukte der Finanzindustrie schon ihren Anteil am Riester-Renten-Desaster hatten“, sagt Rehmke. Für langfristiges Sparen sehen die Verbraucherschützer weltweit investierte und kostenarme ETFs als erste Wahl.
Deutlicher Widerspruch kommt von Thorsten Dorn, Geschäftsführer Smart Asset Management Service im Cash. Extra Roundtable Fondspolicen: „Ich finde diese ideologisch geführte Diskussion furchtbar. Das ist eine Art Klassenkampf“, sagte Dorn auf die Frage, ob Fondspolicen wirklich für die Altersvorsorge ungeeignet sein, wie vom BdV dargestellt. „Unsere Aufgabe ist es, solide Arbeit zu leisten und den Mehrwert, den wir bieten, klar zu dokumentieren. Beraterinnen und Berater begegnen oft Kunden mit vorgefertigten Meinungen, beeinflusst von Verbraucherschützern, Magazinen, TV-Experten oder Internetquellen. Viele kommen mit dem Ansatz „Geiz ist geil“ und denken, ein ETF sei die Lösung für die Altersvorsorge. Es mag funktionieren, aber die Herausforderung für Berater ist, Kunden dort abzuholen, wo sie sind, und ihnen die Vorteile fundierter Beratung aufzuzeigen. Es geht darum, Alternativen und komplexere Zusammenhänge zu erklären, die in oberflächlichen Social-Media-Diskussionen nicht dargestellt werden können. Aktive Fonds schlagen in bestimmten Anlageklassen oft die Indizes, ein wichtiger Punkt, der in Beratungsgesprächen verdeutlicht werden muss. Gute Beratung hat ihren Preis, da sie eine geldwerte Leistung darstellt, die Vorteile für den Kunden schafft. Unsere Aufgabe ist es, zu zeigen, dass der Preis für Beratung einen echten Mehrwert generiert“, sagte der Experte. Auch Christian Nuschele, Vertriebsleiter für Deutschland und Österreich bei Standard Life will Rehms Statement in der Diskussionsrunde so nicht stehen lassen: „ETFs und Versicherungen ergänzen sich gut“, sagt er. Ein reiner ETF-Ansatz könne sinnvoll sein, aber ein Mix aus Depot-Sparen und aktiven sowie passiven Fonds sei ideal. „Steuerliche Versicherungsmäntel und Lösungen für biometrische Risiken sind wichtig“, betont Nuschele. Den dogmatischen Ansatz gegen Provisionsmodelle hält der Vertriebsmann für problematisch. „Ein faire Courtage mit guter Beratung hat ihren Wert“, so Nuschele. Und ist gerade in Zeiten multipler Krisen und nervöser Kapitalmärkte eigentlich unverzichtbar.
Altersvorsorge laufe über 30, 40 Jahre oder sogar noch länger, betont Luis Caceres, Vertriebsleiter bei Acatis. In dieser langen Phase gebe immer wieder Phasen mit Krisen und anschließenden Erholungen. Teilweise komme es sogar in Krisenperioden zu Erholungsphasen. Die Szenarien sorgen für Verunsicherung. Seit Rat: Als Anleger dürfe man sich von solchen kurzfristigen Schwankungen nicht verunsichern lassen. Ein probates Gegenmittel sei hier eine Diversifikation des Portfolios. „Streuung über verschiedene Anteilsklassen Länder, Sektoren. Das verringert das Risiko und Verluste können dadurch auch auf der anderen Seite durch die Gewinne ausgeglichen werden“, sagt Caceres. Sehr wichtig sei vor dem Hintergrund zudem die Beratung.
„Wenn sich ein Privatanleger unsicher fühlt, ist es hilfreich, einen Anlageberater hinzuzuziehen, der hilft, die persönlich passende Anlagestrategien zu finden, zum Thema Altersvorsorge und diese regelmäßig bei Bedarf anzupassen“, betont der Investmentexperte. Wie wichtig die Beratung ist, zeigt eine Analyse von Smart Asset Management. Das auf Fondspolicen und Investmentdepots fokussierte Beratungshaus hat rund 3.500 Fondspolicen-Depots unter die Lupe genommen. „Unsere Untersuchungen ergaben, dass gerade mal ein Drittel der Kunden im passenden Risikoprofil investiert ist. Viele sind für Krisen überhaupt nicht gut aufgestellt“, sagt Dorn. Nuscheles
Ratschlag: „Gerade in Zeiten multipler Krisen, wenn die Märkte turbulent sind und die Nervosität steigt, ist es wichtiger denn je, das Thema Altersvorsorge aktiv anzugehen. Genau jetzt ist der Zeitpunkt, sich damit auseinanderzusetzen.“
Dieser Artikel ist Teil des EXTRA Fondspolicen. Alle Artikel des EXTRA finden Sie hier.