EXTRA Gold – Roundtable: „Es fehlen einfach die Alternativen“

Wie ließen sich Skandale wie Sie sie geschildert haben reduzieren oder gar ganz verhindern?

Neumann: Am besten mit einem gesunden Menschenverstand, da diese Unternehmen oft Versprechungen wie Zinsen oder Bonuszahlungen bzw. Rückersbtattungen machen, was das Produkt Gold gar nicht bietet. Auch ein Blick auf die Unternehmens Historie ist hilfreich, wie zum Beispiel bei unserem Unternehmen. Wir sind seit mehr als 14 Jahren am Markt und haben durch unsere Muttergesellschaft einen institutionellen Hintergrund.

Behr: Man muss sich natürlich die Firmen anschauen, wer steckt dahinter. Das ist die Gretchenfrage. Gerade wenn es um Sicherheit geht und um Bestände, braucht man ein paar Mechanismen, die im Zweifel greifen müssen. Das ist das Entscheidende bei Einlagerung. Wir machen das mit zwei Wirtschaftsprüfern, einer, der das gelagerte Gold in der Lagerstätte prüft und ein zweiter, der einen Abgleich mit unseren Kundenbeständen macht. So habe ich ein 1 zu 1 Verhältnis.  

Kroll: Wir nutzen modernste Blockchain-Technologie für die Digitale Mittelverwendungskontrolle der Finomet, eine mittlerweile relativ bekannte Absicherungsmethode. Durch den digitalen Einlagerungsnachweis wissen Kunden immer, dass ihr gekauftes Gold auch da ist. Gerade bauen wir die Plattform zu einer Digitalen Lieferkettenkontrolle aus, mit der Kunden außerdem einen Nachweis zur Herkunft ihres Goldes haben. Niemand will schließlich Konflikt-Gold aus dem Kongo. Auch die weltweit größten Scheideanstalten fragen sich natürlich, woher ihr Gold stammt, denn sie wollen klare und saubere Lieferketten. Und große Teile der Luxusindustrie wollen kein Gold kaufen, das nicht menschenrechtskonform produziert wurde, denn vielen Kunden ist eine ethische Produktion sehr wichtig. 

Ganz grundsätzlich lässt sich mit einer transparenten Produktgestaltung Vertrauen bei Anlegern erzeugen. Welche Features sind dabei besonders wichtig?

Kroll: Wir sind eigentlich keine klassischen Edelmetallhändler, sondern sind in diesen Geschäftsbereich mehr oder weniger hineingerutscht. Ich glaube, es gibt 40 Goldsparpläne in Deutschland. Dann habe ich unseren Hausjuristen und Justiziar gebeten, eine Mitbewerberanalyse durchzuführen. Allein an die AGB der einzelnen Mitbewerber zu kommen, war teilweise unmöglich. Es ist alles so verschachtelt, intransparent und undurchsichtig. Gebührenmodelle werden verschleiert, Zusatzkosten nicht aufgeführt. Da ist wenig Transparenz im Markt. In Ordnung, es ist sicherlich dem Markt geschuldet, dass man mit Vertrieben arbeitet, wo man zum Beispiel die Vertriebsprovision nicht so offen kommunizieren will. Aber, es gibt eine nächste Generation, die alles ausschließlich digital abwickeln will. Spätestens dann ist Transparenz oberstes Gebot. Und da müssen die Produktanbieter nachbessern, da bin ich ganz sicher, ansonsten werden sie kein Geschäft mehr machen. Die Transparenz wird kommen, daher gilt: die AGB müssen klar sein, die Kosten müssen klar sein, und Kunden müssen sofort merken, dass sie im Jahr 2024 leben.

Behr: Ja, ich sehe das genauso. Transparenz ist heute das Wichtigste überhaupt. Der Kunde muss wissen, wie hoch sind die Kosten, wie sind die Einkaufspreise, wenn es um die Edelmetalle geht, wie sind die Abschlusskosten oder Kaufgebühren. Bei uns gibt es diese Informationen von Beginn an und jetzt auch webbasiert. Der Kunde zahlt ein, sieht sofort seine Einzahlung, sieht sofort, was gekauft worden ist, welchen Preis er hat. Diese Transparenz braucht man einfach, es ist das oberstes Gebot für uns. Nur so kann man sich vorwärtsbewegen. Die junge Generation fängt jetzt schon an zu vergleichen, weil sie ganz anders unterwegs sind als beispielsweise 50-Jährige.

Neumann: Wichtig sind die AGB´s. Sie sollten klar, einfach und verständlich sein und vor allem sollten hier auch die Versprechen aus den Werbeunterlagen bestätigt werden. Aber sehr  wichtig ist eine kompetente Beratung , um den Vorstellungen des Kunden gerecht zu werden.

Friedrichsen: Ja, es ist so. Der Kunde versteht dann auch, wie hoch ist mein Aufgeld, vielleicht für den Kauf von Edelmetallen, wie hoch sind die Einrichtungskosten und die laufenden Lagergebühren und wie hoch ist der Abrieb beim Verkauf der Metalle. Natürlich ist für den Kunden wichtig, wenn er ein physisches Produkt erwirbt und zum Beispiel im Zollfreilager lagert, dass er auch weiß, es ist dann 24-7 bewacht, und dass es auch eine Absicherung für Vermögensschäden gibt. Bei einem Internet-Blackout kann es weiterhin von Vorteil sein, dass sich der Anleger per Nachweiszertikat entsprechend ausweisen kann und vor Ort seinen Edelmetallbestand veräußern kann oder sich physisch aushändigen lässt.

Kommen wir zum Vertrieb. Wie ist der in Ihren Häusern organisiert?

Behr: Wir setzen auf die Zusammenarbeit mit Finanzdienstleistern/ Maklern und auch mit einer Sparkasse und einer PSD Bank. Zudem kooperieren wir auch mit größeren Vertriebsorganisationen, weil wir in der Lage sind, eigene Produktkonstruktionen anzubieten. Bei uns gibt es zahlreiche Tarife. Wenn ein Partner wie Fonds Finanz ein spezifisches Produkt wünscht, können wir das in kurzer Zeit, oft innerhalb von 14 Tagen, realisieren. Das ist ein großer Vorteil für uns. Unser Standard umfasst sowohl allgemeine als auch maßgeschneiderte Produkte.

Kroll: Schon seit dem Jahr 2022 wächst unser Unternehmen immer stärker mit der Finomet-Software zusammen, die es uns ermöglicht, Lösungen mit Blockchain-Technologie anzubieten. Diese Technologie ist sicher gegen Angriffe und Systemausfälle, und wir beginnen, auch für Banken zu arbeiten. So können wir etwa nachweisen, dass Gold tatsächlich vorhanden und echt ist. Diese Sicherheit ist für uns ein entscheidender Vorteil. Vertrieblich habe wir den Fokus eher auf dem Einzelmaklerbereich, nicht auf den größeren Strukturen.

Behr: Die IT-Herausforderungen sind in der Tat groß, denn jeder Partner hat unterschiedliche Anforderungen und Systeme. Aber wer das meistern kann, wird am Markt erfolgreich sein. Unser Ansatz ist flexibel, und das schätzen unsere Partner.

Kommen wir zum Schluss noch einmal zurück zum Gold und dessen Preisentwicklung in den letzten Jahren. Viele sprechen vom dritten großen Bullenmarkt. Wie lange wird dieser noch anhalten?“

Neumann: Wie schon erwähnt befinden wir uns in unsicheren Zeiten, in denen ein extremes Ereignis dem nächsten folgt. In diesen weltweiten Krisenzeiten wird Gold weiterhin stark gefragt werden. Wenn man sich das deutsche Gesamtvermögen anschaut, dann liegt die Goldquote gerade einmal bei drei Prozent. Da ist noch viel Potenzial.

Behr: Ich glaube, wir werden in Zukunft noch deutlich höhere Goldpreise sehen. Die Rahmenbedingungen, sowohl finanziell als auch politisch, sprechen dafür. Der Goldpreis wird zwar Schwankungen unterliegen, aber langfristig bin ich sehr optimistisch. Gold bleibt eine verlässliche Anlage, gerade in unsicheren Zeiten.

Kroll: Es fehlen einfach Alternativen. Immobilien sind derzeit keine Option, und die Aktienmärkte sind volatil. Angesichts der geopolitischen Risiken halte ich Gold für eine sehr sichere Anlage. Und auch wenn Gold keine laufende Rendite abwirft, profitiert es doch von der Abwertung der Währungen. In Zeiten hoher Inflation, wie wir sie in vielen Ländern sehen, wird die Stärke des Goldes besonders deutlich.

Dieser Artikel ist Teil des EXTRA Gold. Alle Artikel des EXTRA finden Sie hier.

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