„Game Changer Nachhaltigkeit“ – Berichterstattung erreicht Versicherungskunden noch nicht

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Nachhaltigkeitsberichte sind ein wichtiger Baustein der Nachhaltigkeitskommunikation. Allerdings richten sich viele Berichte bislang eher an Rating-Agenturen und Finanzaufsicht. Die eigentlich relevaten Gruppen - Kunden und Vermittler - haben nur geringes Interesse, wie eine EY-Studie jetzt zeigt.

Nachhaltigkeitsberichterstattung rückt, auch aufgrund der künftigen Prüfungsplicht, zunehmend in den Fokus der Versicherungswirtschaft. So messen 88 Prozent der Erst- und Rückversicherer dem Thema eine hohe bis sehr hohe Bedeutung bei. Allerdings interessieren sich hierfür bislang jedoch nur wenige, für die eigentliche Zielerreichung nur indirekt relevante Zielgruppen, nämlich Ratingagenturen, Aufsicht und Aktionäre. Insbesondere den Ratingagenturen wird mit 90 Prozent eine hohe bis sehr hohe Bedeutung beigemessen.

Grund dafür ist die Einbeziehung der Daten aus den Nachhaltigkeitsberichten in die Ratingermittlung. Im Gegensatz dazu zeigen Kunden, Vermittler und Öffentlichkeit aktuell nur ein geringes Interesse an Nachhaltigkeitsberichten. Das sind weitere Ergebnisse der Nachhaltigkeitsstudie von EY und der V.E.R.S. Leipzig GmbH.

“Neben einer erfolgreichen Nachhaltigkeitstransformation ist eine konsistente Außen- und Innendarstellung durch die Unternehmenskommunikation notwendig, die alle Stakeholder adressiert“, sagt Thomas Korte, Partner und Head of Insurance bei EY. „Ratings und Berichte sind kein Selbstzweck. Kunden und Vermittler müssen in den Fokus der Berichterstattung rücken, denn sie sind die eigentlich relevante Gruppe, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.“

Kommunikationsstrategien beim Thema Nachhaltigkeit fehlt

Auch im Bereich der Nachhaltigkeitskommunikation kann die Versicherungswirtschaft Potentiale heben. Zwar verweisen viele Unternehmen auf ihren Nachhaltigkeitsbericht und auf verschiedene Einzelmaßnahmen, über eine dezidierte Kommunikationsstrategie verfügen jedoch die wenigsten.

„Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern Voraussetzung für wirtschaftlich erfolgreiches Handeln“, ergänzt Armin Henatsch, Director Consulting, Sustainable Finance Lead Insurance. „Auch wenn die Bedeutung bei Vorständen und Aufsichten zunimmt, reicht das nicht aus. Wer sich langfristig am Markt behaupten will, muss Nachhaltigkeit in die Unternehmens-DNA integrieren.“

Die Studie hat auch die wichtigsten Nachhaltigkeitsziele aus Sicht der Versicherer untersucht. Mit einem Indexwert von 89 auf einer Skala von Null bis Einhundert ist der Themenkomplex nachhaltiges Wirtschaftswachstum, nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen sowie eine nachhaltige widerstandsfähige Infrastruktur das wichtigste Branchenziel. Darauf folgt an zweiter Stelle der Themenkomplex Sofortmaßnahmen gegen den Klimawandel mit einem Indexwert von 87. Der Schutz von Landökosystemen und die nachhaltige Nutzung der Ozeane sind mit einem Indexwert von 83 das drittwichtigste Nachhaltigkeitsziel.

Treibt der „war for talents“ den nachhaltigen Umbau voran?

Der am häufigsten genannte Motivationsfaktor hin zu mehr Nachhaltigkeit ist die Positionierung als attraktiver Arbeitgeber – auch zur Erreichung von Recruiting-Zielen (Indexwert: 93). Insbesondere die soziale Komponente von ESG wird von Beschäftigten stark gefragt. Umweltschutz und Klimawandel sind zweitwichtigster Motivator (Indexwert: 89).

Ein weiterer Motivator, insbesondere von Rückversicherern, ist es, Gutes für die Gesellschaft zu tun (Indexwert: 88). Aber auch die Erfüllung regulatorischer Anforderungen wird mit einem Zustimmungswert von 87 als motivierender Faktor genannt.

Für die Studie wurden 22 Erstversicherungsgesellschaften befragt, die auf dem deutschen Markt aktiv sind. Sie decken einen Marktanteil von 58 Prozent ab. Hinzu kamen drei Rückversicherer sowie fünf große Makler und Vermittler.

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