Das billionenschwere Anleihe-Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) stößt in der Versicherungswirtschaft auf massive Kritik. Der Schritt der EZB sei eine „Zumutung“, schimpft Dr. Alexander Erdland, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Auch Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard kritisiert den Kurs der EZB.
In einer Stellungnahme am Donnerstag erklärt Erdland, dass es „vollkommen ungewiss“ sei, ob das Ankaufprogramm die erhofften Effekte bringe. Sicher sei hingegen, so der GDV-Präsident, „dass weiterer Schaden für die Sparkultur in Deutschland angerichtet wird“.
Erdland: „Ankaufprogramm erhöht Druck auf festverzinsliche Wertpapiere“
So würde das Ankaufprogramm den Druck auf festverzinsliche Wertpapiere verstärken, die „eine Säule der privaten Altersvorsorge“ seien. „Das macht es uns jetzt noch schwerer, den Menschen gute Angebote für ihr Alter zu machen“, folgert Erdland.
Kritik kommt auch von Nikolaus von Bomhard, Vorstandsvorsitzender des weltgrößten Rückversicherers Munich Re: „Ich kann nicht erkennen, dass die Erwartungen der Inflation, vor allem der Kerninflation, gefährlich niedrig sind“, sagte Bomhard angesichts der sich abzeichnenden EZB-Entscheidung der „Süddeutschen Zeitung“.
Von Bomhard: „Weiterhin ernste Probleme für die Euro-Zone“
Demnach sieht Bomhard „weiterhin ernste Probleme für die Euro-Zone“. Es müssten nun wenigstens die vereinbarten Regeln eingehalten, so der Munich-Re-Chef, und die bereits vereinbarten Maßnahmen realisiert werden. „Wenn das nicht geschieht, schwindet das Vertrauen. Die Erosion dieses so wichtigen Vertrauens ist in vollem Gange.“
Die Europäische Zentralbank hat am Donnerstag ihre Maßnahmen zur Stützung der Eurozone vorgestellt. Bis Ende September 2016 wird sie monatlich für 60 Milliarden Euro Staatsanleihen und andere Wertpapiere aus den Euro-Ländern aufkaufen. (lk)
Foto: GDV