EZB-Entscheidung: Das sagt der Markt

Garland Hansmann, Portfolio Manager des Investec Global Total Return Credit: Die EZB hat zwar die Leitzinsen unverändert gelassen, dennoch hat sie uns und die Märkte mit einer deutlich kulanter als erwarteten Haltung überrascht. Mit der Aussage die Leitzinsen bis nach dem Sommer 2019 auf den historischen Niedrigständen zu halten, hat die EZB jegliche Fantasie einer früheren Zinserhöhungen aus dem Markt genommen. Das war überraschend und vom Markt nicht erwartet. Die Aussage hat wahrscheinlich nur eine recht geringe Auswirkung auf die längerfristigen Zinssätze, hält sie aber unter Umständen stabiler auf dem aktuell niedrigen Niveau als es sonst der Fall gewesen wäre.

Man könnte sich jedoch vorstellen, dass es eine schwächende Wirkung auf den Euro zur Folge hat, insbesondere im Vergleich mit dem USD, wo die FED ja zuletzt gestern die Leitzinsen erhöht hat. Somit versucht Draghi wohl sicher zu stellen, dass die Inflation weiterhin auf das Zielniveau der EZB steigt und auch versucht der europäischen Konjunktur, die zuletzt schwächere Zahlen aufgewiesen hat, Halt zu geben. Das Ende des Wertpapierankaufprogramms für Dezember war weitgehend erwartet. Es wird ab September auf voraussichtlich 15 Mrd Euro pro Monat reduziert und dann eingestellt.

Sandra Holdsworth, Kames Capital: „Das bisherige Wirtschaftswachstum für 2018 wurde auf ein immer noch gesundes Niveau von 2,1 Prozent nach unten korrigiert.“

Sandra Holdsworth, Fondsmanagerin Fixed Income bei Kames Capital: Die EZB hat heute die Leitzinsen auf ein neues Niveau gehoben und signalisiert, dass die Zinsen in den nächsten zwölf Monaten höchstwahrscheinlich auf dem derzeitigen Niveau bleiben werden. Der Zinssatz für Einlagen bleibt mit minus 0,4 Prozent negativ, der Refinanzierungszinssatz steht bei 0,0 Prozent und die Spitzenrefinanzierungsfazilität bei 0,25 Prozent. Auch die Beendigung des Anleihekaufprogramms wurde für Dezember 2018 verkündet. Die EZB veröffentlichte darüber hinaus die Personalwirtschaftsprognosen für die nächsten drei Jahre.

Das bisherige Wirtschaftswachstum für 2018 wurde auf ein immer noch gesundes Niveau von 2,1 Prozent nach unten korrigiert und infolge der Prognosen einer höheren Ölpreisinflation für 2018 und 2019 leicht angehoben. Wichtig ist, dass die Inflation für 2020 immer noch unter 2,0 Prozent angesetzt wird, weshalb die EZB auch weiterhin gemäßigte Töne anschlägt. In der Pressekonferenz im Anschluss an die Entscheidung war Mario Draghi darum bemüht zu betonen, wie weit die Inflation und damit die Entscheidung, den Kauf von Vermögenswerten einzustellen, fortgeschritten sei. Durch die Signalisierung der Zinspolitik für einen so langen Zeitraum hat der EZB-Präsident eine potenzielle Quelle der Unsicherheit beseitigt oder zumindest gedämpft, die von den Renten- und Aktienmärkten gleichermaßen begrüßt werden sollte.

Foto: Shutterstock

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